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Lilientraeume

Lilientraeume

Titel: Lilientraeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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tun wollte, zog sie sich plötzlich zurück. Machte das etwa irgendeinen Sinn? Dabei bemühte er sich schließlich, ein aufmerksamer Freund zu sein, ihr zu zeigen, dass er ihre Beziehung nicht als selbstverständlich nahm, sondern sie zu vertiefen wünschte. Und genau in diesem Moment fand sie nicht einmal die Zeit, um auch nur einen Kaffee mit ihm zu trinken.
    »Was soll der Mist?«, fragte er Cus, der mitfühlend mit seinem Schwanz wedelte.
    Er maß ein Holzbrett ab, markierte es und nahm automatisch erneut Maß, bevor er es in die Säge schob. »Ich weiß, dass bei ihr leicht das Chaos ausbricht, wenn vieles auf einmal anfällt«, erzählte er dem Hund über das Kreischen der Säge hinweg. »Trotzdem könnte sie ein bisschen Zeit für mich erübrigen. Aber sie will weder mit mir ausgehen noch mag sie mich zu Hause besuchen und mit mir reden.«
    Er schaltete die Säge aus, lehnte das Brett gegen die Wand und zog seine Schutzbrille herunter. »Frauen können manchmal wirklich nervig sein.« Avery allerdings war das bisher nie gewesen, und genau da lag sein Problem. Er verstand nicht, warum sie sich plötzlich so ganz anders verhielt.
    Etwas stimmte nicht mit ihr, keine Frage. Und eigentlich müsste sie wissen, dass er das bemerkte. Warum ging sie ihm trotzdem aus dem Weg? Sie benahm sich wie …
    Owen erschrak. War er vielleicht zu weit gegangen oder zu schnell vorgeprescht, indem er sie in seine Planungen einbezog und ihr diesen symbolträchtigen Schmuck schenkte? Eindeutig hatte sich dadurch das Gleichgewicht verschoben. Lag es vielleicht daran, dass sie weitergehende Veränderungen in ihrem Verhältnis gar nicht wünschte? Alles war schließlich okay gewesen, bis er anfing, über eine ernsthafte, dauerhafte Beziehung nachzudenken.
    Möglicherweise dachte sie ganz anders darüber, war zufrieden mit einer unverbindlichen und zwanglosen Affäre, die sich mehr oder weniger auf Sex beschränkte. Durchaus denkbar, dass sie mehr einfach nicht wollte. Warum auch immer.
    Mit einem Mal kam Owen sich vor wie ein Riesentrottel.
    Immer mehr steigerte er sich in seine trüben Gedanken hinein. Hätte sie nicht sagen können, dass ihr nichts an einer Beziehung mit Perspektive lag? So viel Ehrlichkeit durfte er wohl in Anbetracht ihrer lebenslangen Freundschaft erwarten, oder etwa nicht?
    Und er fand, dass man, verdammt noch mal, über so etwas redete. »Schließlich bin ich nicht ihr Sexspielzeug«, stieß er unbewusst hervor.
    »Solche Worte hören Mütter von ihren geliebten Söhnen wirklich gerne.«
    Er zuckte zusammen und stopfte die Hände in die Taschen seiner Jeans. »Hallo, Mom.«
    Justine zog die Tür der Werkstatt zu und rieb sich die kalten Hände. »Also, was ist los?«
    »Ich arbeite an einem der Einbauschränke für Becks Haus.«
    »Du bist ein guter Bruder.«
    »Tja. Ich kann gerade etwas Zeit erübrigen. Dein Wagen stand nicht in der Einfahrt, und da dachte ich, du seist nicht zu Hause.«
    »Bin gerade zurückgekommen.« Schwanzwedelnd liefen die beiden Hunde auf sie zu. »Ich war bei Willy, um ihm etwas zu essen zu bringen. Dabei konnte ich mir gleich seine Sorgen anhören. Was du übrigens bei Avery ebenfalls tun solltest.«
    »Inwiefern? Ich versteh nicht …«
    »Hm. Sie hat dir also nichts gesagt?«
    »Genau.« Verärgert schob er sein Werkzeug hin und her. »Im Grunde genommen spricht sie die letzten Tage überhaupt nicht mit mir. Angeblich hat sie alle Hände voll zu tun und deshalb keine Zeit. Kann mir vielleicht irgendjemand sagen, was los ist?«
    »Du fragst sie am besten selbst.«
    »Also bitte, Mom.«
    »Nein, das ist eine Sache, über die sie von sich aus mit dir sprechen sollte. Falls sie es nicht tut – nun gut, dann werde ich es dir verraten. Anders wäre es allerdings besser. Ganz davon abgesehen bin ich der Meinung, sie hätte es schon längst tun müssen.«
    »Langsam machst du mir Angst. Sie ist doch nicht etwa krank?«
    »Nein, nein, nur im Moment völlig von der Rolle. Und leider hat sie sich in den Kopf gesetzt, das alleine mit sich auszumachen. Vorerst zumindest. Du weißt ja, wie stur sie sein kann, und jetzt scheint sie sich regelrecht verrannt zu haben.« Justine trat auf Owen zu und stieß einen leisen Seufzer aus. »Du bist ein total praktischer, vernünftiger Mensch. Doch du solltest in diesem Fall nicht deine Denkweisen auf sie übertragen. Geh vorsichtig und geduldig auf sie zu.«
    »Ist sie in Schwierigkeiten?«
    »Nein, aber sie hat ein Problem. Also sprich mit ihr, und danach

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