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Lilientraeume

Lilientraeume

Titel: Lilientraeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Oder doch, ja, so etwas Ähnliches zumindest. Ohne Finger und aus Spitze. Sie sahen ein bisschen aus wie die Häkeldeckchen meiner Großmutter. Und jetzt, wo ich darüber nachdenke – da war auch noch ein Tuch.«
    »Ein Schultertuch also. Und ein Netz, hast du gesagt.«
    Er starrte sie mit großen Augen an. »Das soll ich gesagt haben?«
    »Ja, du hast mir von einem Haarnetz erzählt.«
    »Stimmt. Jetzt fällt’s mir wieder ein.«
    »Lass mich mal kurz an deinen Laptop«, sagte sie.
    Owen nickte und schob die Tastatur zu ihr herüber, und während er seinen Kaffee trank, gab sie eine Reihe von Suchbegriffen ein.
    »Wenn man all diese Details zusammennimmt, bin ich mir ziemlich sicher, dass es sich nur um die Zeit zwischen 1860 und 1865 handeln kann.«
    Sie wandte sich wieder ihrer Suche zu, und Owen hing seinen Gedanken nach, als Hope ihn plötzlich anstieß. »Schau dir das an«, sagte sie und drehte den Bildschirm in seine Richtung. »Was meinst du?«
    Neugierig studierte er das Bild. Es zeigte eine kleine Gruppe von Frauen, die in einem Salon versammelt waren. »Ich frag mich bloß, warum sie Sachen tragen, die eigentlich nur unbequem sein können.«
    »Kennst du das Sprichwort ›Wer schön sein will, muss leiden‹? Das galt früher in sehr viel höherem Maße als heute.«
    »Okay, genauso oder so ähnlich sah Lizzys Kleid aus. Der Rock und die Ärmel waren so wie bei dem da, nur hatte es einen hohen Kragen so wie dieses hier. Vielleicht war noch ein bisschen Spitze oder etwas in der Richtung dran.«
    »Dann muss es etwa 1862 gewesen sein. Starten wir die Suche doch in diesem Jahr. Und bestimmt kannst du dich auf höhere gesellschaftliche Kreise beschränken, denn nur die trugen solche Kleidung«, fügte Hope mit einem neuerlichen Blick auf die Illustration hinzu. »Ich denke, wir können mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass es sich bei unserer Lizzy um eine wohlhabende junge Frau handelte.«
    »Mag sein, dass du recht hast. Danke für die Hilfe.«
    »Gern geschehen. Jetzt muss ich zurück ins Büro, aber falls du mich noch mal brauchst …«
    Eigentlich wollte Owen nur noch eine halbe Stunde weitersuchen, da Ryder auf der Baustelle auf ihn wartete, doch dann vergaß er alles um sich herum. Versank ganz in alten Akten, Zeitungsartikeln und Genealogien und blickte nur flüchtig auf, als Hope ihm neuen Kaffee und frisch gebackene Kekse brachte.
    Erst Ryder vermochte ihn ernstlich aufzuschrecken.
    Wütend stapfte er in den Raum und fiel gleich über seinen Bruder her. »Was zum Teufel hat das zu bedeuten? Ich rackere mich drüben ganz alleine ab, und du sitzt hier herum und stopfst Plätzchen in dich rein.«
    »Oh. Tut mir leid. Ich hab wohl die Zeit vergessen, aber ich weiß jetzt, wer sie ist. Glaub ich zumindest.«
    »Wer?« Ryder nahm sich einen Keks, und seine Stirn glättete sich.
    »Du weißt schon.« Owen zeigte Richtung Decke. »Sie.«
    »Um Himmels willen, Owen, wir haben alle Hände voll zu tun. Meinetwegen kannst du gerne nach Feierabend Geisterjäger spielen, doch nicht während der Arbeitszeit.«
    »Es handelt sich vermutlich um Eliza Ford von den New Yorker Fords.«
    »Freut mich, dass wir das geklärt haben.«
    »Wirklich, Ry, ich geh davon aus, dass sie es ist. Sie starb hier Mitte September 1862 infolge irgendeines Fiebers, liegt allerdings in New York begraben. Sie wurde nur achtzehn Jahre alt. Eliza, Elizabeth, Lizzy. Schon seltsam, dass der Name, den ihr Beck verpasst hat, beinahe richtig ist, findest du nicht auch?«
    »Ich bin hin und weg. Wenn sie bereits seit hundertfünfzig Jahren hier herumgeistert, könnte sie sicher noch ein wenig länger warten, bis wir ihren Billy suchen. Meinst du nicht?« Er griff nach Owens Becher und hob ihn an den Mund. »Igitt, der Kaffee ist ja kalt.«
    »Ich werde noch kurz raufgehen. Vielleicht kommt sie ja und gibt zu erkennen, wie sie auf die Neuigkeiten reagiert. Für das, was ich in der Bäckerei zu tun habe, bleibt noch genügend Zeit. So viel, dass ich rechtzeitig um sechs bei Avery sein kann.«
    »Ich freu mich zu hören, dass dein kleiner Job in unserer Firma noch in deinen Terminkalender passt.«
    Ryders aggressiver Ton reizte ihn. »Ich weiß schon, wie viel Zeit ich für was brauche, das solltest du eigentlich wissen, und, verdammt noch mal, wir sind ihr etwas schuldig. Schließlich hat sie uns damals gewarnt, als Sam bei Clare eingestiegen ist. Die Sache wäre deutlich schlimmer ausgegangen, wäre Beck nicht gerade noch rechtzeitig

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