Lilientraeume
abzubringen.«
»Für das Hotel wäre es nur gut, wenn man nicht immer ein so hässliches Gebäude im Blick hätte. Allein die grüne Fassade! Die würde doch zumindest frisch gestrichen, oder?«
»Bestimmt. Und soviel ich weiß, soll außerdem das Flachdach durch ein Satteldach ersetzt werden.«
»Aus meiner Sicht eine Superidee. Nicht nur wegen der Optik, sondern weil ich zudem gerne mal wieder ins Fitnessstudio gehen oder einen Yogakurs besuchen würde. Vor dem Fernseher mit einer DVD Übungen zu machen ist nicht sonderlich inspirierend.«
»Da schließe ich mich dann an – Yoga wollte ich immer schon mal ausprobieren. Früher dachte ich, dass man noch wächst, wenn man sich richtig streckt, aber die Hoffnung hab ich längst aufgegeben. Zurück zu Clares Party: Ich könnte alles, was wir jetzt notiert haben, Ende der Woche beim nächsten Großeinkauf für meinen Laden besorgen. Soll ich ?«
»Das wäre perfekt. Wird bestimmt ein tolles Fest: gutes Essen und viel Sekt, überall Blumen, eine witzige Deko und ein paar alberne Preisspiele – ein richtiger Junggesellinnenabschied eben.«
»Und bevor wir uns versehen, ist Clare unter der Haube«, meinte Avery ein wenig wehmütig.
»Und wie sieht’s bei dir und Owen aus? Habt ihr schon über so was nachgedacht?«
»Nein, nein«, erklärte Avery abwehrend. »Alles super und schön, wie es ist. Besser könnte ich es mir nicht wünschen. Aber heiraten? Ich weiß nicht, ob ich das überhaupt will. Irgendwann zusammenziehen, das schon.«
»Warum nur entsteht bei deinen Worten der Eindruck, dass du etwas behauptest, woran du selbst nicht glaubst. Du liebst ihn doch! Tu also nicht so unverbindlich.«
»Das will ich gar nicht bestreiten, doch ich muss erst noch meine Uraltliebe zu Owen mit dieser neuen Liebe zusammenbringen, was mir nach wie vor recht schwerfällt.« Jetzt war es raus. Sie hatte zugegeben, dass sie diesen Mann liebte. Einfach so. »Ich muss mich erst daran gewöhnen und zudem sehen, ob das Gefühl zwischen uns von Dauer ist. Alles braucht seine Zeit, und man sollte nichts übers Knie brechen. Zumal wir beide bis zum Hals in Arbeit stecken.«
»Ich dachte, du liebst es, viel um die Ohren zu haben, und Owen geht es nicht anders. In dieser Hinsicht seid ihr euch ähnlich.«
»Was ja nicht unbedingt von Nachteil sein muss.«
»Himmel nein, ganz im Gegenteil. Immer wenn ich euch zwei zusammen sehe, finde ich, dass ihr perfekt zueinanderpasst. Und dann wünsche ich dir, dass du die Chance ergreifst.«
Ein wenig nervös wischte sich Avery die Hände an den Oberschenkeln ab. »Du machst mir ein bisschen Angst.«
»Das liegt mir fern, und du sollst dir auch Zeit lassen. Nur gibt es meines Erachtens keinen Grund für langes Überlegen. Wenn Owen dich nicht fast noch mehr liebt als du ihn, dann zweifle ich an meiner Menschenkenntnis und an meiner Eignung für einen Job in einem Hotel.«
»Falls du nicht aufhörst, werde ich mich revanchieren und dich mit Ryder verkuppeln.«
»Jetzt machst du mir große Angst – und deshalb kommt kein einziges Wort mehr über meine Lippen.«
18
Avery gönnte sich eine zusätzliche Stunde in Owens bequemem Bett. Sie hatte noch ein bisschen länger Zeit, während Owen bereits früh wegmusste. Sehr früh sogar, denn er wurde um sieben Uhr bei einer Besprechung erwartet.
Es ging um die Baumaßnahmen in ihrem künftigen Restaurant, weshalb sie kurz erwogen hatte mitzufahren. Natürlich war sie neugierig, doch sie wusste zugleich, dass sie bei der Besprechung störte. Sie würde einfach später kurz vorbeischauen.
Sie kuschelte sich unter die Decke und ließ ihre Gedanken schweifen. In weniger als einem Monat heiratete Clare: Sie und Beckett würden einander das Jawort geben, eine Familie gründen, eine Art Wunder feiern.
Die Liebe zwischen zwei Menschen kam Avery stets wie ein Wunder vor, doch hatte sie bislang daran gezweifelt, ob es so etwas wirklich gab. Erst als sie miterlebte, wie Clare und Beckett sich fanden, gab ihr das den Mut, auch für sich auf dieses Wunder zu hoffen. Und wer weiß, vielleicht würde sie ebenfalls eines Tages mit dem Mann ihres Lebens in ein Tropenparadies fliegen, um dort romantische Flitterwochen zu verbringen.
Überhaupt könnte sie sich mal wieder einen Urlaub gönnen wie alle anderen Leute auch, dachte sie, während sie zum Fenster schaute und den grau verhangenen, trüben Himmel sah. Sobald das neue Restaurant problemlos lief, würde sie sich für die viele Arbeit belohnen und
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