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Lilientraeume

Lilientraeume

Titel: Lilientraeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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natürlich, dass sie zu der Zeit passen, in denen Jane Austen und Charlotte Brontë ihre Romane geschrieben haben.«
    »Ach weißt du, dieses ganze Haus ist mir eine Herzensangelegenheit, und ich freu mich, wenn alles rund und stimmig und gemütlich wirkt.« Justine rieb Owen den Arm. »Häng noch schnell den Spiegel dort auf, dann geb ich dich frei«, sagte sie und verschwand mit Hope im Bad.
    Erneut bewunderte er die Wahl seiner Mutter, denn der Spiegelrahmen griff die violetten Töne auf, die in dem verspielt-eleganten Zimmer dominierten. Er war derart auf seine Arbeit konzentriert, dass er den Duft des Geißblatts zunächst gar nicht roch. Aber ungewohnt für ihn, begann er leise zu summen – es war eine Melodie, die ihm mit einem Mal in den Sinn kam. Oder die aus einem unerklärlichen Grund in der Luft lag. Er griff nach dem Spiegel, hängte ihn auf den Haken und trat ein paar Schritte zurück, um das Ergebnis zu überprüfen.
    Und dann sah er ihr Spiegelbild.
    Sie trug ein taubengraues Kleid und hielt ihre Hände im Schoß des Glockenrocks gefaltet. Die blonden Haare waren aus der Stirn gekämmt und im Nacken unter einem Netz zu einem Knoten aufgesteckt, nur ein paar Strähnen umspielten ihr Gesicht. Lächelnd sah sie ihn an.
    Er wirbelte herum, doch da stand nur Hope mit zurückgebundenem dunklem Haar und weit aufgerissenen Augen in einem plötzlich wachsweißen Gesicht.
    »Hast du das gesehen?«, fragte Owen.
    »Ich …«
    Sie schaute nicht ihn an, sondern starrte auf die Tür zum Flur, in der Ryder lehnte.
    »Wenn du lange genug den Handlanger gespielt hast, hätte ich was Richtiges für dich zu tun.«
    »Hast du das gesehen?« wiederholte Owen. »Sie war hier.«
    »Wer? Hier laufen schließlich jede Menge Weiber herum.« Er blickte auf Hope und runzelte die Stirn. »Setz dich erst mal hin.«
    Als sie sich nicht rührte, ging er zu ihr, packte ihren Arm und drückte sie in einen kleinen Sessel. »Mom! Deine Managerin sieht aus, als hätte sie ein Gespenst gesehen.«
    Sofort kam Justine aus dem Nebenraum und hockte sich vor Hope. »Was ist los? Ryder, hol ihr erst mal ein Glas Wasser.«
    »Nein. Nein. Es geht mir gut. Ich hab nur …«
    »Himmel, hat das irgendwer gesehen?« Owen fuchtelte mit den Armen in der Luft herum.
    »Wo zum Teufel ist …?« Beckett, der gerade zur Tür hereinkam, brach erschrocken ab. »Was ist passiert?«
    »Ich hab sie gesehen. Im Spiegel, direkt hinter mir.«
    »Wen? Hope?« Beckett schaute Owen aus zusammengekniffenen Augen an. »Oder meinst du Elizabeth? Hast du Lizzy gesehen?«
    »Sie stand direkt hinter mir.«
    »Du hast sie gesehen? Warum ausgerechnet du? Das ist nicht gerecht, denn schließlich hab ich sie als Erster entdeckt.«
    »Hast du sie auch gesehen?« Owen ignorierte seinen Bruder und wandte sich an Hope. »Sie stand direkt hinter mir. Und dann warst plötzlich du da.«
    »Ich …«
    Ryder zerrte seine Wasserflasche aus dem Werkzeuggürtel und hielt sie ihr hin. »Hier, trink.«
    »Ich hol dir schnell ein Glas«, bot Justine an.
    »Nein, schon gut.« Sie hob die Flasche an den Mund und trank einen großen Schluck. »Es ist nichts. Ich hab mich nur erschrocken.«
    »Dann hast du sie also ebenfalls gesehen.«
    »Ja. Das heißt, nein. Einen Moment lang kam es mir vor, als würde ich sie sehen, aber vor allem hab ich sie gespürt. Ich weiß, das klingt verrückt.« Sie blickte Ryder an. »Sie wartet.«
    »Worauf?«
    »Ich … ich bin mir nicht ganz sicher.«
    »Mich hat sie angelächelt. Als ich gerade den Spiegel aufhängte, sah ich mit einem Mal ihr Bild. Graues Kleid, die Haare unter einer Art von Netz. Sie ist blond. Hübsch. Jung.« Als Hope Ryder die Flasche zurückgab, riss er sie ihr aus der Hand und leerte sie mit einem Schluck. »Wow.«
    »Sie hat gesummt«, mischte sich jetzt auch Justine ein. »Ich hab eine leise Melodie gehört und den Geißblattduft gerochen. Und war sehr verwundert, aber gesehen hab ich nichts. Komm, Schätzchen, ich bring dich nach unten.«
    »Es geht schon wieder«, wiederholte Hope. »Es war nur eine besondere Erfahrung. Ich hab sie schon vorher ab und zu gespürt, doch nie so intensiv wie jetzt.«
    »Scheint so, als ob ihr dieses Zimmer jetzt, wo alles fertig ist, noch besser gefällt«, meinte Beckett.
    »Wunderbar! Wenn unser Geist zufrieden ist, könnten wir vielleicht mit unserer Arbeit weitermachen.«
    »Ry, du bist wirklich völlig unromantisch. Aber gut, machen wir weiter. Bist du wieder okay?«, wandte er sich an Hope.
    »Sie

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