Lilientraeume
zu. Erst als er mit dem Räumen fertig war, parkte er seinen Jeep neben dem Wagen des Bruders.
»Das sollte erst mal reichen.«
»Allerdings.« Ryder zerrte seine Schneefräse unter das Verandadach. »Komm, wir trinken ein Bier.«
Gemeinsam gingen sie ums Haus zum Hintereingang im Souterrain, klopften den Schnee von den Schuhen, durchquerten Ryders Hobbyraum, in dem Fitnessgeräte standen, stellten ihre Stiefel in dem gefliesten Flur ab und hängten ihre Jacken an die Garderobe. D.B. kam zu ihnen, schmiegte sich flüchtig gegen Owens Bein und sah sein Herrchen fragend an.
»Ja, dein Weg ist frei.« Ryder öffnete die Tür. »Dieser blöde Hund wälzt sich im Schnee, rennt durch den Schnee, frisst den verdammten Schnee, aber sobald er muss, ist ihm das Zeug mit einem Mal zu kalt, und wenn ich ihm keinen Weg frei räume, scheißt er mir direkt neben die Tür. Warum zum Teufel tut er das?«
»Vielleicht will er seinem Namen Ehre machen.«
»Mag sein. Nur dass in dem Fall eher ich der Dumme bin, weil ich in der Kälte schufte, bis dieses Weichei bequem nach draußen kann.«
Sie stiegen die Treppe nach oben und holten sich in der Küche ihr Bier.
»Wie war dein Date?«, erkundigte sich Owen.
»Sie ist Anwältin. Was bedeutet, dass sie unglaublich smart ist. Zudem sieht sie umwerfend aus und hat sogar Ahnung von Sport, also in meinen Augen alles Pluspunkte. Letzteres natürlich besonders.« Er trank einen großen Schluck von seinem Bier und schaute nachdenklich drein. »Trotzdem hat es bei mir bisher noch nicht richtig gefunkt.«
»Und warum nicht?«
»Lange wusste ich es nicht. Bis gestern Abend, da ist es mir plötzlich wie Schuppen von den Augen gefallen. Sie kichert pausenlos. Passt eigentlich gar nicht zu so einer gescheiten Frau. Ich weiß nicht, ob sie das für witzig oder kokett hält – mir geht es bloß furchtbar auf den Keks.«
Owen lachte.
»Das ist nicht lustig.« Ryder raufte sich die Haare, die mal wieder einen Schnitt gebrauchen konnten. »Du kannst dir nicht vorstellen, wie sich das anhört. Als würde jemand mit dem Fingernagel über eine Tafel kratzen. Und ich hab mich gefragt, wie das im Bett mit ihr wäre. Wenn sie da auch so albern und wenig sexy kichert – da vergeht einem doch alles.« Er streckte seinen Daumen erst nach oben und drehte ihn sogleich vielsagend nach unten. »Genau das passiert dann nämlich. Also lass ich es lieber.«
»Hart, aber gerecht. Und zweifellos besser für dich.« Owen hatte sich inzwischen auf einen Stuhl an den schwarzen Küchentisch gesetzt. »Mal was anderes: Hast du irgendwas zu essen da?«
»Blätterteigtaschen.« Ryder zog eine Schranktür auf. »Oder Tacos mit Salsa.«
»Ich nehm von allem was. Schließlich hab ich die ganze Zufahrt für dich geräumt.
»Meinetwegen.« Ryder wühlte in seinem Gefrierfach. »Den Blätterteig mit Hühnchen oder Rind?«
»Hühnchen.«
Er schob ein paar Teigtaschen in die Mikrowelle, warf die Taco-Tüte auf den Tisch und füllte die Salsa in eine Schale. Dann nahm er zwei Teller aus dem Schrank, stellte sie krachend auf den Tisch und riss zwei Blätter von einer Haushaltsrolle ab.
»Du bist eine echte Küchenfee.«
»Schön, dass du es so siehst.« Ryder ging zur Tür, um den Hund wieder reinzulassen, bevor er sich zu seinem Bruder setzte.
»Ich denk drüber nach, ob ich mit Avery etwas anfangen soll.«
»Das hört sich ja an, als ob du überlegst, dir ein neues Auto zuzulegen.« Ryder lachte. »Abgesehen davon: Soll das jetzt eine Familientradition werden? Erst Mom und Willy B., dann du und Avery?« Er warf D.B. ein Stück Taco hin und steckte sich selbst einen mit Soße in den Mund.
»Es ist mir ziemlich ernst, also lass die Späße.«
Ryder trank einen weiteren Schluck von seinem Bier. »Und was hält Avery davon?«
»Sagen wir’s mal so. Gestern Abend schien sie nicht abgeneigt …«
»Und warum musst du dann darüber nachdenken?«
»Weil es um Avery geht.«
Ry tauchte den nächsten Taco in die Salsa und fuchtelte Owen damit vor dem Gesicht herum. »Soll ich vielleicht erst mal mit ihr schlafen? Um zu sehen, wie es ist?«
»Wie großzügig von dir«, antwortete Owen sarkastisch. »Aber wir kommen sicher auch ohne dich klar.«
»Ich wollte nur behilflich sein.« Als die Mikrowelle piepste, stand er auf und warf die heißen Hühnchentaschen auf die beiden Teller. »Vielleicht nimmst du zumindest einen guten Rat von mir an: Nur zu, versuch dein Glück.«
»Und worauf gründet sich dein
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