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Lilienzucht (German Edition)

Lilienzucht (German Edition)

Titel: Lilienzucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Röbke
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Verzweifelt drückt sie ihren Rücken an den rauen Baumstamm, ganz so, als könne er ihr Halt und Schutz bieten und doch ist ihr mehr als schmerzlich bewusst, dass es nichts nützen wird.
    „Nein, bitte...“, fleht derweil die Frau hinter der Hecke leise und panisch.
    „Charly?“, wendet sich der Mann mit der tiefen Stimme an jemanden in der Nähe, der ebendies nur mit einem Brummen bestätigt. Offenbar ist noch ein dritter Mann hinter der Hecke.
    Josies Hände werden plötzlich trotz der Hitze kalt und klamm. 
    Man hört ein kurzes, knirschendes Knacken und gleich darauf einen dumpfen Aufprall auf Kies.
    Dann Stille...
    Josie wird in Sekundenbruchteilen leichenblass und muss gewaltsam die Hand auf Mund und Nase pressen, um nicht laut aufzuschreien. Unwillkürlich schießen ihr die Tränen in die Augen, während sie vergeblich versucht, eine andere Erklärung für das Gehörte zu finden, als dass man der jungen Frau auf der anderen Seite der Hecke gerade das Genick gebrochen hat.
    „Wieso hast du sie nicht aufgefangen?“, murmelt derweil einer der Männer ärgerlich, ganz so als habe nur jemand ein Glas Wasser umgestoßen, während ein anderer nur etwas Unverständliches dazu als Antwort brummt.
    „Lass gut sein.“, sagt darauf der Mann mit der tiefen Stimme ganz und gar sachlich. „Entsorgt einfach die Leiche. Am besten versenkt ihr sie im See, sonst wird sie bei dem Wetter zu schnell gefunden. – Und danach kümmert ihr euch um die Elliots; ich will dieses Problem aus der Welt haben, bevor sie noch mehr Schaden anrichten. Seht zu, dass ihr keine Spuren hinterlasst. Wie wär’s mit einem Autounfall?“
    „Das kommt darauf an, wie eilig du es hast.“, stellt der Mann mit der leicht rauchigen Stimme fest. „Es als Unfall zu tarnen kostet einiges an Vorbereitungszeit.“
    „Hauptsache, sie sind tot, bevor Anne gefunden wird.“, meint der Mann mit der tiefen Stimme. „Also seht zu, dass ihr sie tief genug versenkt.“
    „Und wie sollen wir sie unbemerkt versenken, am helllichten Tag?!“, meint der, den sie Charly genannt haben, schlecht gelaunt.
    „Das ist eigentlich eure Sache.“, gibt der Mann mit der tiefen Stimme süffisant zurück, fügt jedoch geradezu gönnerhaft hinzu: „Ich rufe Tom an, der kennt sicher Möglichkeiten, etwas aus plausiblem Grund über den See zu schippern. Mit Zuschauern ist bei der Hitze ohnehin nicht wirklich zu rechnen.“ Man hört, wie er offenbar eine Nummer mit seinem Handy wählt und dann leise ein Gespräch beginnt.
    Josie ist indessen endlich aus ihrer entsetzten Erstarrung aufgewacht und versucht nun, ihr Gehirn wieder soweit zum Funktionieren zu bringen, dass sie unbemerkt von diesem Ort des Schreckens fliehen kann.
    „Reiß dich zusammen!“, flüstert sie sich kaum hörbar selber zu; eigentlich bewegt sie nur die Lippen, denn sie ist kaum fähig, auch nur leise Töne herauszubringen. Sie zwingt sich gewaltsam, ein paar Mal tief durchzuatmen, dann strafft sie sich entschlossen, zieht vorsichtig die Pumps von den Füßen und erhebt sich beinahe geräuschlos, um so leise wie möglich zum Anwesen zurück zu schleichen.

2 In der Falle
     
    Ein paar Minuten später hat sie unbehelligt den Gebäudeteil erreicht, der gerade renoviert wird und zieht sich nach kurzem Aufatmen die Schuhe auf die Füße, damit sie auf dem Kiesweg besser laufen kann. Noch immer trommelt ihr Herz mehr als nachdrücklich gegen ihre Brust und das Blut rauscht ihr in rasender Geschwindigkeit durch die Adern.
    „Reiß dich zusammen!“, flüstert sie sich erneut selbst zu und wischt sich entschlossen die Tränenspuren aus dem Gesicht.
    Sie ist gerade im Begriff, das Gebäude zu umrunden, um möglichst schnell zu einem Telefon zu kommen, da schlendert ihr lächelnd ein älterer, untersetzter Herr entgegen.
    „Wie ich sehe, versuchen Sie auch, der Hitze zu entkommen, Lady Josephine.“, stellt er lachend fest.
    „Ja“, antwortet Josie mit aller gesellschaftlichen Small-Talk-Routine, die sie im Moment aufbringen kann, „wenn auch nicht mit übermäßig viel Erfolg. Vermutlich ist es auch dieser fürchterlichen Hitze zu verdanken, dass mir gerade ihr Name nicht einfallen will, ganz im Gegensatz zu Ihnen.“
    „Oh, kein Grund, sich zu wundern, meine Liebe“, winkt der Mann charmant lächelnd ab, „die Namen so hübscher Erscheinungen wie der Ihren bleiben ja schon fast zwangsläufig bei Unsereinem hängen. – Ich bin übrigens Baron Honeycutt, meine Liebe.“
    Josie bringt es mit

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