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Lilienzucht (German Edition)

Lilienzucht (German Edition)

Titel: Lilienzucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Röbke
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interessiert die Brauen.
    „Frau schon“, gibt Victor gelassen zurück, „wenn ich denn die passende finde. Aber Kinder ganz sicher nicht.“
    „Aber denkst du nicht manchmal daran, den Titel doch weiter zu geben? Und was ist mit dem Erbe?“, gibt sein Freund zu bedenken.
    „Bei allem Respekt, Justin“, entgegnet Victor ernst, „aber auf den Titel könnte ich gut und gerne verzichten. Ich habe die Sache bereits mit meiner Großmutter durchgesprochen ... und wir sind uns durchaus einig. Ich werde wohl der letzte Earl Croydon sein. Ich will mit Vierzig nicht noch mit dem Kinderzeugen anfangen. Für dich mag es in Ordnung sein, aber ich habe mich dagegen entschieden. Und für das Erbe wird schon gesorgt sein. Mach dir keine Gedanken; diese Dinge sind bereits bestens geordnet.“
    „Ja, ja, schon gut. Eigentlich hätte ich es wissen sollen. In dieser Beziehung sind wir leider grundverschieden.“, seufzt Justin resigniert und zuckt die Achseln. „Kenne ich dieses kleine Mädchen ... oder ihre Mutter?“, fragt er versöhnlicher.
    „Das halte ich für ziemlich unwahrscheinlich.“, meint Victor und macht mit einem plötzlichen Themenwechsel unmissverständlich klar, dass er kein weiteres Wort darüber verlieren wird. „Du sagtest, der Whiskey sei aus Irland? Von wo genau?“
     
    Es ist Montagmorgen und Josie sitzt gerade in der Küche beim Frühstück, als einer der Dienstboten zur Tür hineinschaut.
    „Oh, hier sind Sie, Mylady!“, atmet das Mädchen auf. „An der Tür ist ein Bote mit einem Päckchen für Sie.“
    Josie erhebt sich seufzend vom Stuhl. „Gut, ich komme; sagen Sie der Köchin, sie kann ruhig abräumen, ich bin sowieso fertig.“
    „Gern, Mylady.“
    Eilig mach sich Josie auf den Weg, um den Boten nicht allzu lang warten zu lassen.
     
    Nachdenklich betrachtet sie das Päckchen von allen Seiten, als sie damit allein in ihrem Zimmer ist.
    „Hm, kein Absender...“
    Einen Augenblick noch zögert sie, dann holt sie eine Schere von ihrem Schreibtisch und öffnet es. Das Erste, was zum Vorschein kommt, ist eine dunkelblaue Karte, die in goldenen Lettern Victors Handschrift trägt.
    „Hätte ich mir eigentlich denken können...“, murmelt Josie, während sie das Geschriebene genauer betrachtet.
    „Hallo, Kleines.
    Trage heute im Büro dazu bitte die dunkelblaue Leinenhose von ‚Art of Style’ und die hellblaue Seidenbluse, die wir Sonntag für dich erstanden haben. Und die blauen Seidendessous. – Ich rufe Dich später im Büro an.
    PS: Du bist wunderschön.“
     
    Lächelnd betrachtet sie das kleine Smiley, das er darunter gemalt hat, öffnet dann den Deckel des darunter liegenden Kartons.
    Josie stockt der Atem, als sie die ebenso eleganten wie aufreizenden Riemchensandalen entdeckt, deren Absatzhöhe sie auf mindestens acht Zentimeter schätzt. Beinahe schon ehrfürchtig fährt sie über das dunkelblaue Leder und  die winzigen Strassapplikationen.
    „Die müssen ein Vermögen gekostet haben.“, flüstert sie fassungslos.
    Eine ganze Weile noch dreht und wendet sie die Schuhe bewundernd in den Händen, bis ein beinahe schon beiläufiger Blick auf die Uhr sie belehrt, dass sie sich besser beeilen sollte, wenn sie pünktlich bei der Arbeit sein will.
    Hastig zieht sie sich um.
     
    Natürlich hat sie es mit der Eile mal wieder übertrieben, denn trotz allem ist sie – wie eigentlich immer – die Erste im Büro. Vor sich hin summend richtet sie zunächst ihren eigenen Arbeitsplatz her und fährt den Rechner hoch, dann öffnet und sortiert sie die Post.
    „Guten Morgen, Josie.“, flötet die Kollegin aus dem Vorzimmer ihres Chefs, als sie am Empfang vorbei kommt. „Schön, dass es dir wieder besser geht.“
    „Danke, Flora.“, gibt Josie lächelnd zurück. „Dir auch einen guten Morgen.“
    Flora Carter stutzt einen Moment, dann tritt sie hinter die Empfangstheke und mustert ihre Kollegin verblüfft von oben bis unten. „Alle Achtung!“, meint sie dann anerkennend. „Du siehst toll aus. Sag nicht, du hast für eine Shoppingtour blau gemacht!“
    Josies Wangen haben sich zartrosa verfärbt. „Danke, Flora. Nein, natürlich nicht; das hab ich erstanden, bevor der Arzt mich krankgeschrieben hat. – Ist eigentlich viel liegen geblieben letzte Woche?“
    „Na ja, ein bisschen was schon.“, meint Flora achselzuckend. „Ich bring dir gleich etwas rüber; fühlst du dich fit genug?“
    „Ja, danke. So schlimm war es nun auch wieder nicht.“
    „Was war denn überhaupt, dass

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