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Lilith Parker: Insel Der Schatten

Lilith Parker: Insel Der Schatten

Titel: Lilith Parker: Insel Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Wilk
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das Gleichgewicht und schlug auf dem Boden auf. Benommen sah sie, wie ein Ahuizotl an ihrem Knöchel zerrte.
    Diese klein gewachsenen Kreaturen verfügten über unglaubliche Kräfte. Schon spürte Lilith, wie sich ihre Hose mit Feuchtigkeit vollsog. Der Ahuizotl hatte sie in atemberaubender Geschwindigkeit bis zum Rand des Tümpels geschleift. Gierig streckten sich die Hände seiner Kumpane, um nach dem strampelnden Festmahl zu greifen. Lilith versuchte sich in letzter Sekunde an einem morschen Ast festzuhalten, der aus dem Boden ragte, doch anstatt ihr Halt zu geben, brach er ab.
    »Matt!«

    Ihr Ruf riss ihn aus seiner Erstarrung. Er sprang nach vorne, hob die Fackel wie ein Schwert und schlug damit immer wieder auf das Tier ein. Zuerst schien der Ahuitzotl nicht von seinem Opfer ablassen zu wollen, doch schließlich spürte Lilith, wie sich sein Griff lockerte. Die Bestie wich mit einem wütenden Kreischen vor dem Feuer zurück. Sofort fasste Matt Lilith am Arm und zog sie in die Höhe.
    So schnell sie ihre Füße trugen und ohne einen Blick zurückzuwerfen, rannten Matt und Lilith davon. Erst als sie sich ein gutes Stück vom Tümpel entfernt hatten, blieben sie nach Atem ringend stehen.
    »Danke!«, keuchte Lilith. »Du hast mir das Leben gerettet.«
    »So scheußliche Viecher habe ich noch nie gesehen!« Ungläubig schüttelte Matt den Kopf. »Um ehrlich zu sein, habe ich das, was du mir vorhin erzählst hast, nicht wirklich glauben können«, gestand er ihr. »Sicher, in deiner Geschichte war alles stimmig und es passte zu dem, was wir schon herausgefunden hatten. Trotzdem klang es so …« Unbeholfen hob er die Arme.
    Lilith nickte. »Unwahrscheinlich, ich weiß.«
    »Eine Welt der Untoten …«, murmelte er gedankenverloren.
    Lilith sah auf die Uhr. Es war zehn Minuten vor Mitternacht. »Wir müssen weiter!«
    »Moment!« Matt hielt sie zurück. »Erst will ich wissen, was mit dir los ist. Du bist nur deswegen dem Tümpel so nahe gekommen, weil du fast ohnmächtig geworden wärst.«

    Sie wich seinem prüfenden Blick aus. »Es würde zu lange dauern, dir alles zu erklären, aber es wäre möglich, dass ich bei dem Treffen mit Belial … ohnmächtig werde oder … plötzlich nicht mehr da bin. Wenn das geschehen sollte, versprich mir, dass du dich um meinen Vater kümmerst. Befreie ihn und flieh mit ihm!«
    »Aber …«
    »Bitte, Matt! Du kannst mir dann nicht mehr helfen und würdest dich nur unnötig in Gefahr bringen.«
    Matt nickte widerwillig. »Okay, ich verspreche es.«
    Schweigend liefen sie weiter, während sich der Nebel um sie herum verdichtete.
    Lilith konnte nicht sagen, warum, doch sie spürte, dass der Dämon nicht mehr fern war. Nervös fuhr sie sich mit der Zunge über die Lippen, ihr Herz schlug so schnell, dass sie die Schläge kaum zählen konnte.
    »Lilith«, wisperte eine körperlose Stimme.
    Sie zuckte zusammen.
    Belial!
    Durch den Nebel war es kaum möglich zu sagen, aus welcher Richtung seine Stimme kam und ob er weit entfernt war oder direkt neben ihr stand. Lilith sah sich hektisch um und lauschte mit angehaltenem Atem, doch alle Geräusche des Moores waren verstummt, es herrschte Totenstille.
    »Lilith!« Dieses Mal klang er amüsiert, als hätte er ihre Angst gespürt.
    »Versteck dich!«, raunte Lilith Matt zu. Er nickte wortlos und verschwand hinter einem niedrig gewachsenen Busch.
    Entschlossen lief Lilith weiter. Und schon nach wenigen Schritten tauchte ein Lichtschein vor ihr auf.

    Belial stand hoch aufgerichtet, mit hinter dem Rücken verschränkten Händen, neben einem Baum. Ein zufriedenes Lächeln umspielte seinen Mund. Er wandte den Kopf zur Seite und Lilith folgte seinem Blick.
    Sie stieß einen spitzen Schrei aus. »Dad!«
    Mit gefesselten Händen hing ihr Vater kopfüber an dem Baum, an den Füßen aufgehängt. Er wand sich verzweifelt hin und her. Sein Kopf steckte halb in einem Tümpel, unzählige Kinderhände hatten sich in sein Gesicht gekrallt, verdeckten Augen, Mund und Haare. Die Ahuizotl rissen an ihm, versuchten, ihn zu sich ins Moor zu ziehen und zerkratzten in ihrer Blutgier seine Haut. Nur gedämpft waren seine Schmerzensschreie zu hören.
    »Ich habe mir erlaubt, mir mit deinem Vater etwas die Zeit zu vertreiben. Diese kleinen Biester sind so putzig – wenn sie erst einmal ein Opfer ausgewählt haben, sind sie nicht mehr zu bändigen. Ich bin gespannt, wie lange dein Vater noch durchhält.« Mit gespieltem Bedauern hob er die Hände. »Ich

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