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Lilith Parker: Insel Der Schatten

Lilith Parker: Insel Der Schatten

Titel: Lilith Parker: Insel Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Wilk
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vielleicht lag es auch an Mildreds Hinweis, dass das Haus auf dem ehemaligen Henkershügel erbaut worden war. Übrigens eine Information, die Eleanor mit einem begeisterten »Wie wunderbar!« kommentiert hatte. Matt hatte sich nur widerwillig von Lilith und ihrer Tante verabschiedet und war seiner Mutter mit hängenden Schultern in sein neues Heim gefolgt.
    Als sie nun die Straße entlangholperten, fragte sich Lilith, ob sie es wohl so viel besser erwischen würde. Die meisten der hier liegenden Häuser versteckten sich im Schatten uralter Bäume oder hinter abweisenden Mauern, so als ob sie düstere Geheimnisse in sich bargen und vor fremden Augen schützen wollten.
    Sie hielten am Ende der Straße vor einer verfallenen Villa, die sich über mehrere Etagen erstreckte und zu ihrer rechten an eine hohe steinerne Mauer grenzte. Das Haus mochte einmal herrschaftlich und einladend gewesen sein, doch nun hingen die Fensterläden schief in den Angeln und soweit Lilith im Schein des Mondes erkennen konnte, klaffte im Dach ein nicht gerade kleines Loch.
    »Muss vielleicht mal das ein oder andere renovieren lassen«, brummte Mildred, als sie dem Blick ihrer Nichte folgte.
    Sie hatte Lilith erzählt, dass sie ein Altersheim in ihrem ehemaligen Elternhaus eingerichtet hatte, sodass Lilith der Anblick des verfallenen Hauses einigermaßen überraschte. Wer steckte denn seine alternden Anverwandten in so ein heruntergekommenes Seniorenheim?
    Ein Schild schaukelte inmitten des verwilderten Gartens quietschend im Wind.
    »Seniorenstift zum Friedhof«, las Lilith, nachdem sie sich von der Kutsche geschwungen hatte. »Ist das nicht ein bisschen makaber?«
    Ihre Tante sah sie verständnislos an.

    »Man muss doch nicht gleich auf einem Schild darauf hinweisen, dass die Bewohner des Altersheims schon so gut wie tot sind.«
    »Die Straße heißt ›Zum Friedhof‹.« Ihre Tante deutete auf ein Straßenschild, dessen Inschrift nicht mehr zu entziffern war. »Direkt hinter dem Haus fängt der Friedhof an.«
    Lilith schluckte schwer. Tatsächlich war am Ende der Straße ein schweres schmiedeeisernes Tor in der Mauer eingelassen, dessen gefährliche Spitzen sich wie Speere in den Nachthimmel bohrten. Die beiden Flügel waren geschlossen und – wie Lilith zum Teil beruhigt, zum Teil erstaunt feststellte – sogar mit einem Vorhängeschloss gesichert. Flankiert wurde das Tor von steinernen Greifen, die grimmig in die Runde blickten, und auf den Spitzen der Torsäulen schwebten mit weit ausgebreiteten Schwingen zwei Fledermäuse. Seltsame Hüter eines Friedhofs, schoss es Lilith durch den Kopf.
    Sie wollte ihrer Tante ins Haus folgen, doch diese hielt abrupt inne, als ob ihr gerade etwas Wichtiges eingefallen wäre.
    »Lilith, du bringst zuerst Archie in den Stall!«
    Überrascht blinzelte sie ihre Tante an.
    »Mit Pferden kenne ich mich nicht besonders gut aus«, gestand Lilith verlegen. Sie deutete auf die Kutsche und das Zaumzeug. »Ich weiß gar nicht, wie ich Archie da herausbekommen soll.«
    »Die Kutsche kann hierbleiben.« Mit geschickten Handgriffen löste ihre Tante die Gurte der Kutsche und übergab Lilith Archies Zügel.

    »Ich versorge ihn später. Jetzt bring ihn zuerst einmal in den Stall. Er liegt hinter dem Haus.« Sie drückte Lilith entschlossen eine Taschenlampe in die Hand.
    »Okay, wenn du meinst.«
    Stirnrunzelnd sah Lilith ihrer Tante nach, wie sie zum Seiteneingang des Hauses eilte und darin verschwand. Warum war es ihr nur so wichtig, dass Lilith das Pferd wegbrachte? Mildred hätte sie ja wenigstens begleiten und ihr bei der Gelegenheit zeigen können, wie man das Pferd versorgen musste. Lilith warf Archie einen unsicheren Blick zu.
    »Na komm, dann gehen wir mal!«
    Vorsichtig zog sie an seinen Zügeln und Archie setzte sich bereitwillig in Bewegung. Sie gingen den mit Bäumen flankierten Trampelpfad entlang, den Mildred ihr gezeigt hatte und der in einem weiten Bogen um die Villa herumführte. Ihre Tante schien nicht viel von Gartenarbeit zu halten, denn der Pfad war zu beiden Seiten von stachligen Sträuchern eingerahmt. Ihre Äste streckten sich Lilith wie hungrige Hände entgegen. Im schwachen Licht der Taschenlampe waren sie nur schwer auszumachen und Lilith kam einige Male ins Straucheln. Ein unheilvolles Rascheln und Knacken, das eindeutig nicht von ihr oder Archie stammte, ließ ihren Blick immer wieder über das im Dunkel liegende Unterholz huschen. Wahrscheinlich sind es nur Mäuse, Eulen oder Marder,

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