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Lilith Parker: Insel Der Schatten

Lilith Parker: Insel Der Schatten

Titel: Lilith Parker: Insel Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Wilk
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sicher, dass sie ihre Tante mit den beiden Schwestern beim Rathaus gesehen hatte! Doch was hatte Mildred nur mit ihnen angestellt, dass sie derart aufgeblüht und verjüngt waren? Die zwei alten Damen, die Lilith kennengelernt hatte, hatten jedenfalls nichts mit den beiden gebrechlichen und kränklich wirkenden Frauen gemeinsam, die kaum die Stufen des Rathauses hinaufgekommen waren.
    Ihr kam ein schrecklicher Gedanke. War am Rathaus nicht ein Banner mit dem Aufruf zur Blutspende angebracht gewesen? Vielleicht lag Matt mit seiner Vermutung, über die Emma sich so aufgeregt hatte, doch nicht so falsch und die beiden alten Frauen waren wegen des Blutes im Rathaus und … Lilith schüttelte den Kopf. Was für ein Unsinn!, schalt sie sich selbst. Sie durfte sich von Matts Witzeleien und der allgegenwärtigen Halloweenatmosphäre nicht beeindrucken lassen! Erst einmal musste sie nach weiteren Hinweisen suchen.
    Ein Geräusch ließ Lilith zusammenfahren. Sie hätte schwören können, dass sie im Untergeschoss eine Tür hatte zuschlagen hören. Mit angehaltenem Atem lauschte sie in die Stille des Hauses und wagte nicht, sich zu bewegen. Ob die Sitzung der Gilde der Halloweenakteure schon vorüber war? Oder machte Regius eine Pause von seinen Experimenten und würde jeden Moment nach oben kommen?
    Lilith beschloss, dass es besser war, sich so schnell wie möglich aus dem Staub zu machen.
    Hastig wandte sie sich um und stieß mit ihrem Bein gegen einen schmalen Beistelltisch. Die zierliche Glasvase, die darauf stand, fing sofort an zu schwanken. Obwohl Lilith vorschnellte, um sie aufzufangen, griffen ihre Hände ins Leere. Die Vase ging mit lautem Getöse zu Boden.
    »Oh shit!«, fluchte Lilith leise.

    Das hatte sie nun von ihrer Schnüffelei! Lilith konnte sich den Ärger, den sie dafür mit ihrer Tante bekommen würde, nur allzu gut ausmalen. Warum war sie nur nicht vorsichtiger gewesen?
    Sie ging in die Knie, um sich den Schaden näher anzusehen. Wie es schien, hatte Lilith noch einmal Glück gehabt. Zwar war am oberen Rand der Vase ein Teil der Zierleiste abgebrochen, doch wenn sie die kaputte Seite der Vase zur Wand drehte, fiel es fast nicht auf.
    Lilith steckte die abgebrochene Zierleiste ein, um die Vase bei der nächstbesten Gelegenheit mit Klebstoff zu reparieren. Doch jetzt würde dafür die Zeit nicht mehr ausreichen. Lilith konnte nur hoffen, dass bis dahin niemand den Schaden bemerkte. Mit einem letzten Blick vergewisserte sie sich, dass das Zimmer genauso aussah wie vorher, und ging hinaus auf den Flur.
    Alles war still. Nach wie vor schien das Haus in einem friedlichen Mittagsschlaf zu liegen.
    Lilith kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe. Vielleicht hatte auch nur der Wind eine Tür im Erdgeschoss zugeschlagen? Dann könnte sie sich noch ein oder zwei weitere Zimmer ansehen …
    Schließlich hatte sie bisher herzlich wenig herausgefunden, und wenn sie nun aufhörte, wäre sie den ominösen Geschehnissen hier im Haus keinen Schritt näher gekommen. Auf der anderen Seite hatte sie ihr Glück mit der Vase schon genug strapaziert und es wäre sicherlich klüger, kein weiteres Risiko mehr einzugehen.

    Gerade als Lilith in Richtung ihres Zimmers laufen wollte, fiel ihr auf, dass die Tür des gegenüberliegenden Raumes einen Spaltbreit offen stand. Lilith runzelte die Stirn. Seltsam, sie hätte schwören können, dass sie vorher noch geschlossen gewesen war.
    Zögernd klopfte Lilith an. Keine Antwort.
    Sie gab der Tür einen leichten Stoß, sodass sie vollends aufschwang.
    Im ersten Moment blendete Lilith das Licht der Nachmittagssonne, das direkt durch die beiden Fenster schien. Lilith blinzelte und hob schützend die Hand vor ihre Augen.
    Es war ein hübsch eingerichtetes Zimmer im Kolonialstil, dessen rechte Wand komplett von einem massiven Bücherregal eingenommen wurde, das in Leder eingebundene Bücher und Folianten barg. Ein kunstvoller Perserteppich bedeckte den Boden und auf dem Kaminsims stand eine goldene Uhr, deren kugelförmige Drehpendel mal nach links, mal nach rechts kreisten, als ob sie mit der verrinnenden Zeit Ringelreihen spielten.
    Lilith ging auf das Bücherregal zu. Bewundernd glitten ihre Finger über die Einbände. Die Titel waren in Gold und Schwarz in das Leder gepresst. Manche von ihnen trugen fremdländische Schriftzeichen, die Lilith nicht entziffern konnte. Sie fragte sich, welcher Einwohner des Hauses wohl all diese Sprachen beherrschte.

    Lilith sah durch die Fenster auf den

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