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Lilith Parker: Insel Der Schatten

Lilith Parker: Insel Der Schatten

Titel: Lilith Parker: Insel Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Wilk
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Geschwister scheinbar immer unerfreulicher entwickelte.
    »Ich glaube nicht, dass sie schon etwas bemerkt hat«, sagte Mildred gereizt. »Aber wenn deine Tochter auch nur einigermaßen intelligent ist, wird sie schon bald misstrauisch werden. Schließlich lebt sie mit uns allen unter einem Dach. Hast du schon einmal daran gedacht, dass du mit deinem blödsinnigen Wunsch deine Tochter in Gefahr bringst?«

    Also hatte Lilith doch recht gehabt und sie jagte nicht nur einem Hirngespinst hinterher! Mildred und die anderen verheimlichten etwas vor ihr.
    »Du hast gut reden!«, empörte sich Mildred. »Natürlich ist Bonesdale nicht gefährlich, aber nur, wenn man sich an die Regeln hält – und die kann ich Lilith wegen deinem blödsinnigen Wunsch nicht erklären. Ich dachte, ich könnte meine Nichte kennenlernen, stattdessen muss ich sie permanent anlügen. Meine Güte, Joseph, deine Tochter ist auf dem Weg, erwachsen zu werden, ich kann sie nicht auf Schritt und Tritt überwachen. Ich bin doch nicht ihr Babysitter!«
    Lilith zog scharf die Luft ein. War das der Grund, warum Mildred wegen ihres Zuspätkommens so sauer gewesen war? Vielleicht hatte sie sich echte Sorgen um Lilith gemacht. Vielleicht gab es hier größere Gefahren, als sich nur im Dunkeln zu verirren. Aber warum nur wollte ihr Vater nicht, dass Lilith von diesem Geheimnis erfuhr? Es schien sie immerhin mehr als nur indirekt zu betreffen. Widerwillig musste Lilith feststellen, dass sie bei diesem Streitgespräch eindeutig auf der Seite ihrer Tante war. Sie wollte unbedingt wissen, was für ominöse Dinge sich hier abspielten – ganz egal, um was es sich handelte!
    Ihr Vater jedoch schien inständig und mit aller Macht auf seine Schwester einzureden.
    Mildred stieß schließlich ein gequältes Seufzen aus. »Ist ja gut, ich sage ihr nichts.« Sie schnaubte auf. »Ist das dein Ernst? Ich soll es versprechen? Traust du mir so wenig?«
    Lilith schloss die Augen. Bitte, bitte versprich es nicht!, flehte sie innerlich. Mildred war ihre einzige Chance, die Wahrheit zu erfahren.

    »Also schön, ich verstehe es zwar nicht, aber ich verspreche dir, deiner Tochter nichts zu verraten«, stieß Mildred widerwillig aus. »Bist du jetzt zufrieden?«
    Lilith sackte in sich zusammen.
    »Dabei gibt es überhaupt keinen logischen Grund dafür. Sie sollte es wissen. Es ist ein Teil ihrer Vergangenheit, ein Teil ihrer Familie. Du hast ihr noch nicht einmal von Lou erzählt, oder? Damit trittst du das Andenken unserer Schwester mit Füßen, Joseph.«
    Lou? Das musste das kleine Mädchen auf dem Foto sein, das Lilith im Speicher entdeckt hatte. Lou war die kleine Schwester von Mildred und Joseph! Was wohl mit ihr geschehen war? Und warum hatte ihr Vater sie kein einziges Mal erwähnt? Immerhin war sie Liliths Tante.
    Ihr wurde schwindelig. Lilith hatte das Gefühl, dass sich die Welt um sie herum zu drehen begann.
    Mildred schwieg eine Zeit lang. Anscheinend versuchte Joseph Parker, ihr seine Beweggründe zu erläutern. Schließlich seufzte Mildred erneut, doch dieses Mal schwang eine tiefe Traurigkeit mit. »Aber vielleicht macht es ihr nichts aus, das kannst du nicht für sie entscheiden! Die Sache mit Lou war ein bedauerlicher Unfall. So etwas ist vorher noch nie geschehen, das weißt du genauso gut wie ich«, sagte sie in milderem Ton.
    »Aber wenn dir das solche Sorgen macht, warum hast du sie dann überhaupt zu mir geschickt? Und das auch noch kurz vor ihrem dreizehnten Geburtstag? Ich muss dir ja wohl nicht sagen, was an diesem Tag mit ihr passieren könnte.«

    Lilith hörte, wie ihre Tante, während sie Josephs Erklärungen lauschte, im Zimmer auf- und abtigerte. In regelmäßigen Abständen stieß sie ein wütendes Schnauben aus.
    »Wusste ich es doch – du hast dich überhaupt nicht verändert«, zischte Mildred. »Soll ich dir was sagen? Du bist feige, Joseph Parker, feige und ignorant. Und dafür, dass du Lilith nichts über ihre Mutter erzählt hast, würde ich dir am liebsten in den Hintern treten. Cathy war eine so wunderbare Frau, sie hat Lilith geliebt und dich genauso, obwohl ich das wirklich nicht nachvollziehen kann. Sie hat alles für dich aufgegeben, und dass du Lilith nichts von Cathy erzählst, ist das Letzte. Bonesdale war ihr Zuhause und nun sollte es auch Liliths Zuhause sein. Du bist so ein … – Jo? Joseph?« Anscheinend hatte Liliths Vater aufgelegt, denn Mildred knallte wütend den Hörer auf den Apparat.
    »Sturer Idiot!«, vollendete

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