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Lilith Parker: Insel Der Schatten

Lilith Parker: Insel Der Schatten

Titel: Lilith Parker: Insel Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Wilk
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hinauszufahren, wurde ihr ganz übel. Lilith konnte nicht einmal besonders gut schwimmen.
    »Die Fähre ist noch nicht ausgelaufen!«, jubelte Eleanor. »Wir kommen noch heute Abend nach Bonesdale!«
    »Jippie«, gab Matt freudlos zurück.

    Die Fähre spuckte gerade ihre letzten Passagiere aus. Während Eleanor, Matt und Lilith am Fuße des Stegs warteten und sich von der Hetzerei zu erholen begannen, lief eine Gruppe chinesischer Touristen schwatzend und mit lautem Getöse nach unten. Einer von ihnen stolperte und rempelte dabei Lilith unsanft an. Der Mann trug, genau wie die anderen, eine Kette aus kleinen Plastikkürbissen um den Hals und hatte eine Pappkartonkrone mit blutigen Knochen auf dem Kopf. Anstatt einer Entschuldigung grinste er Lilith mit benebeltem Blick an. »Happy Halloween!«, johlte er mit starkem Akzent.
    »Happy Halloween?«, wiederholte Lilith verwundert, doch der Mann war schon mit seiner Gruppe in Richtung Reisebus weitergelaufen.
    Liliths Meinung nach war es eindeutig zu früh für solche Glückwünsche, immerhin war erst Anfang Oktober. Dem Halloween-Tag sah Lilith jedes Jahr aufs Neue mit Aufregung entgegen, denn an diesem speziellen Abend, kurz vor Mitternacht, war sie geboren worden und dieses Jahr feierte Lilith ihren dreizehnten Geburtstag.
    »Kommst du, Lilith?«, rief Matt ihr zu und riss sie aus ihren Gedanken. Erst jetzt bemerkte sie, dass Matt und seine Mutter schon vorausgegangen waren und an Bord neben einem ungeduldigen Kapitän mit Vollbart standen. »Sie wollen wegen des Sturms so schnell wie möglich ablegen.«
    Lilith hechtete den schwankenden Steg hinauf und einige Minuten später ließen sie sich zu dritt im verlassenen Aufenthaltsraum der Fähre nieder. Mit den metallenen Stühlen und Tischen, die auf dem grauen Plastikboden festgeschraubt waren, wirkte der Raum schmucklos und trist. Auch die in einer Nische untergebrachten Automaten mit diversen Erfrischungsgetränken, Tee und Süßigkeiten änderten daran nicht viel.

    »Ich hole uns eine schöne Tasse Tee«, verkündete Eleanor. »Der tut uns sicherlich gut!«
    Lilith nickte dankbar. Sie spähte aus der zerkratzten Fensterscheibe, konnte aber nur den Abendhimmel und die dunklen Wellen des Meeres erkennen. Die Fähre lag trotz ihrer geringen Größe und der stürmischen See überraschend ruhig im Wasser.
    »Ist es weit bis zur Insel?«
    »Nur zwanzig Minuten«, gab Matt zurück. »Bald müsste man St. Nephelius sehen können.«
    »Diese chinesischen Touristen waren doch wirklich seltsam«, erinnerte sich Lilith schmunzelnd. »Einer von ihnen hat mir sogar ein Happy Halloween gewünscht!«
    Anstatt ihr Grinsen zu erwidern, starrte Matt sie mit großen Augen ungläubig an. »Hat dir dein Vater nichts über Bonesdale erzählt?«
    Lilith schüttelte den Kopf. Hätte er das tun sollen? Sie war davon ausgegangen, dass Bonesdale ein ganz normales Dorf auf einer Insel war. Was sollte es daran Außergewöhnliches geben?
    Doch Matt amüsierte das anscheinend köstlich. Er prustete los und lachte Tränen.
    »Dein Vater hat ja vielleicht Nerven!«, japste er. »Oh Mann, ich freu mich schon auf dein Gesicht, wenn wir anlegen.«
    Lilith presste unwillig die Lippen zusammen. Sie hatte Matt für einen ganz netten Jungen gehalten, doch dass er sich nun auf ihre Kosten lustig machte, fand sie nicht sonderlich sympathisch.

    »Jetzt sag schon! Was ist mit Bonesdale?«, fragte sie ungeduldig.
    »Ich verrate dir nichts. Meine Lippen sind versiegelt.« Matts Augen blitzten vergnügt auf. »Lass dich überraschen.«
    Als er Liliths bösen Gesichtsausdruck auffing, fügte er jedoch versöhnlich hinzu: »Na schön, einen kleinen Tipp gebe ich dir: Meine Mutter will nach Bonesdale ziehen, da sie dort eine inspirierende Atmosphäre für ihre Gruselbücher gefunden hat.«
    Lilith verstand kein Wort.
    »Eine inspirierende Atmosphäre?«, wiederholte Eleanor O’Conner. Sie kam gerade mit drei Pappbechern zurück, die sie in ihren Händen balancierte. »Erzählst du Lilith gerade von dem Spukschloss?«
    Lilith und Matt nahmen die warmen Getränke dankbar entgegen.

    »Ursprünglich wollte ich mit Matt nämlich auf ein schottisches Spukschloss ziehen«, erzählte Eleanor. »Es wäre herrlich gewesen. Es gab unzählige Geheimgänge, eine Gruft und einen Kerker, in dem früher Menschen zu Tode gefoltert wurden.« Sie seufzte wehmütig. »Das wären ideale Arbeitsbedingungen für mich gewesen. Ich sage euch, wenn mein neues Horrorbuch nicht gut wird,

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