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Lilith Parker: Insel Der Schatten

Lilith Parker: Insel Der Schatten

Titel: Lilith Parker: Insel Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Wilk
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doch sie konnte den Gedanken nicht fassen.
    »Warte, ich helfe dir!«, rief sie und eilte zu Arthur. Lilith ergriff die Leiter, sodass Arthur sie ausfahren und an den Pavillon lehnen konnte.
    Dankbar lächelte er ihr zu. Ein Blatt hatte sich in seinen weißen Haaren verfangen und wehte im leichten Wind hin und her. »Bevor der Winter kommt, möchte ich die Rosen zurückschneiden, die sich um den Pavillon ranken. Dann können sie mit den ersten Sonnenstrahlen im nächsten Frühjahr wieder zu neuem Leben erwachen«, erklärte er ihr und sah die verdörrten Rosenzweige liebevoll an. »Jeder Rosenstrauch blüht in einer anderen Farbe. Es ist ein buntes Blütenmeer und der Duft ist herrlich.«

    »Das sieht sicherlich schön aus«, sagte Lilith. »Soll ich die Leiter zur Sicherheit festhalten, während du oben arbeitest?«
    »Hast du heute nichts Besseres vor, als einem alten Kauz bei der Gartenarbeit zu helfen?«, fragte Arthur erstaunt.
    »Eigentlich nicht«, gab Lilith zu. Emma hatte keine Zeit, da sie ihrem Vater Frank im Restaurant »Frankenstein« aushelfen musste, und ihre Freundschaft mit Matt hatte sich in den letzten Tagen merklich abgekühlt. Matt schien zu spüren, dass Lilith ihm etwas verheimlichte. Es waren die plötzlich unterbrochenen Gespräche zwischen Emma und Lilith, ihre fadenscheinigen Ausreden und Erklärungen, wenn Matt zufällig auf die Sonderbarkeiten Bonesdales zu sprechen kam, und natürlich Liliths schuldbewusste Blicke, die ihn misstrauisch werden ließen. Er ahnte wohl, dass Lilith hinter das Geheimnis, das sie eigentlich gemeinsam aufdecken wollten, gekommen war. Und dass Lilith es nicht mit ihm teilen wollte, traf ihn sichtlich. So sehr, dass er sich von ihr zurückgezogen hatte.
    »Na, dann wollen wir mal loslegen!«, verkündete Arthur betont fröhlich. Er hatte wohl bemerkt, dass Lilith gerade trübe Gedanken beschäftigten. Voller Tatendrang erklomm er die Leiter, während Lilith sie unten sicherte.

    »Für einen Samstagmorgen bist du schon früh auf den Beinen, junge Dame!«, stellte Arthur fest, während er anfing, mit einer großen Gartenschere die Sträucher abzuschneiden. »Ich weiß noch, wie wichtig das Ausschlafen am Wochenende für mich in deinem Alter war.« Er unterbrach kurz seine Arbeit und lächelte versonnen vor sich hin. »Nachts habe ich unter der Bettdecke Krimis oder Piratenromane gelesen und meine Mutter musste mir am nächsten Morgen die Decke wegziehen, um mich aus dem Bett zu bekommen.«
    »Eigentlich bin ich auch eine Langschläferin, doch hier schlafe ich nicht besonders gut«, gestand ihm Lilith. »Am Anfang dachte ich noch, es läge an dem neuen Zimmer und der etwas gruseligen Umgebung.« Sie seufzte unglücklich auf. »Aber es wird einfach nicht besser. Heute Nacht waren es sogar gleich zwei Albträume hintereinander. Kennst du das, wenn man träumt, dass man aufgewacht ist, und in Wahrheit schläft man immer noch?«
    Als Lilith heute Morgen aufgewacht war, hatte sie einen Moment lang geglaubt, der Traum mit den Spinnen wäre real gewesen. Sie schüttelte ungläubig den Kopf. Aber das war absolut unmöglich: Der ganze Flur voller Spinnen, die nur auf ihre Bitte hin wieder verschwanden …
    Arthur sah mit besorgtem Blick auf Lilith herab.
    »Hast du die Jasminblüten auf deinem Nachttisch deponiert, wie wir es dir geraten haben?«
    Lilith nickte.
    »Dann können es keine Geister sein, die dich am Schlafen hindern«, überlegte Arthur laut. »Ich glaube aber, wir haben in unserer Hausapotheke noch einen Schlaftrunk, den Cynthia hergestellt hat. Davon schläft man nicht nur wie ein Murmeltier, man hat auch sehr angenehme Träume. Wenn du den heute Abend einnehmen möchtest, kannst du wenigstens mal wieder eine Nacht durchschlafen.«

    »Gerne!«, freute sich Lilith, wobei sie sich innerlich schon darauf gefasst machte, dass Cynthias fabelhaft klingender Schlaftrunk sicherlich wieder abscheulich schmecken musste, wenn er so gut wirkte. Aber das würde sie gerne in Kauf nehmen, wenn sie nur nicht wieder im Meer ertrinken musste.
    »Gibst du mir die Säge herauf?«, bat Arthur. »Diesen Ast hier bekomme ich mit der Schere einfach nicht durchgeschnitten!«
    Lilith bückte sich und ließ für einen Moment die Leiter los, die prompt zur Seite kippte. Geistesgegenwärtig griff Arthur nach der Holzumrandung des Pavillons und konnte so im letzten Moment verhindern, zu Boden zu stürzen.
    »Es tut mir leid!«, entfuhr es Lilith erschrocken.
    »Keine Sorge, nichts

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