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Lilith Parker: Insel Der Schatten

Lilith Parker: Insel Der Schatten

Titel: Lilith Parker: Insel Der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Wilk
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irgendwelche Fähigkeiten geerbt zu haben!
    Aber was ist, wenn sich Mildred getäuscht hatte, flüsterte ihr eine innere Stimme zu. Was wäre, wenn sie tatsächlich nicht nur ein Mensch, sondern eine …
    »Ist etwas mit dir, Lilith?«, entfuhr es Arthur besorgt. »Du bist plötzlich so bleich?«
    »Es ist alles in Ordnung«, versuchte Lilith ihn zu beruhigen, doch sie konnte nicht verhindern, dass ihre Stimme vor Anspannung zitterte.

    »Was bin ich für ein unsensibler, alter Trottel! Ich hätte daran denken müssen, dass dich diese Geschichte zu sehr mitnimmt!«, ärgerte sich Arthur über sich selbst. »Komm, ich bringe dich ins Haus!«
    »Es geht schon«, versicherte Lilith ihm. Sie atmete tief durch, straffte ihre Schultern und zwang sich zu einem Lächeln.
    Es war besser, wenn sie sich noch niemandem anvertraute. Wenn sie von ihren Albträumen und ihrem Verdacht – ihrer Hoffnung – erzählte, würde sie wahrscheinlich nur mitleidige Blicke ernten. Lilith brauchte Gewissheit, einen Beweis. Sie musste die anderen davon überzeugen können, dass sie sich nicht nur alles einbildete.
    »Das ist wahrscheinlich der Schlafmangel«, schwindelte sie kurzerhand. »Ich geh auf mein Zimmer und versuche noch etwas zu schlafen.«
    Arthur nickte, die Augenbrauen besorgt zusammengezogen.
    »Ruh dich etwas aus! Bestimmt geht es dir schon bald wieder besser.«
    Lilith wandte sich zum Gehen.
    »Wenn du Lust hast, kannst du heute Mittag mit uns zum Rathaus fahren«, fügte Arthur noch hinzu. »Wir stechen die Kürbisse für das große Halloweenfest aus. Ich wette mit dir, du hast noch nie einen so großen Berg Kürbisse gesehen! Das wird ein großer Spaß, sogar unser alter Stubenhocker Sir Elliot und der Griesgram Regius kommen mit.«

    Es war nur noch ein Tag bis Halloween, dem Tag ihres Geburtstages. Mildred hatte sie nicht noch einmal gefragt, ob Lilith ihren Geburtstag feiern wollte, und sie konnte es ihrer Tante nicht verübeln. Aber es war wahrscheinlich auch besser so. Selbst wenn Lilith eine Party hätte feiern wollen, so wäre wohl niemand gekommen. In der Schule hatte man gestern schon damit begonnen, im Pausenhof eine Bühne aufzubauen, da jede Klasse etwas für das große Fest einstudiert hatte. Eine Klasse würde jonglieren und kleine Zaubertricks vorführen, eine andere sang selbst komponierte, düstere Lieder über Halloween. Liliths Klasse hatte einige gruselige Kurzgeschichten von Edgar Allan Poe zu einem Theaterstück umgeschrieben und wollte diese aufführen. Lilith selbst hatte sich um eine Rolle als Akteurin drücken können – sie stand nicht so gern im Mittelpunkt –, war aber als Helferin hinter der Bühne eingeteilt worden. Für Matt dagegen hatte sich das Theaterspielen als große Chance erwiesen. Wie sich herausstellte, war er der geborene Schauspieler und als Mörder in dem Stück »Das verräterische Herz« war er derart glaubwürdig, dass man seiner Entdeckung durch die Polizisten regelrecht entgegenfieberte. Man war sich sicher, dass die Aufführung dank ihm ein großer Erfolg werden würde. Auf diese Art und Weise hatte er sich endlich den erhofften Respekt seiner Mitschüler erarbeitet.
    Lilith blickte zurück zu Arthur und setzte ein unverbindliches Lächeln auf. »Mal sehen, vielleicht komme ich mit ins Rathaus.«
    Sie wollte jetzt erst einmal auf ihr Zimmer und sich in Ruhe alles durch den Kopf gehen lassen. Lilith musste dem Rätsel um ihre nächtlichen Todesträume so schnell wie möglich auf die Spur kommen.

    Wie der Blitz radelte Lilith der Devilstreet entgegen. Ihre Wangen brannten vor Aufregung und Nervosität. Den ganzen Tag über hatte sie darüber gegrübelt, wann Mildred sie ohne ihr Wissen einem Test unterzogen haben könnte. Sie war zu dem Schluss gekommen, dass es nach dem Telefongespräch gewesen sein musste, das Lilith belauscht hatte. Denn erst da hatte Mildred die Beweggründe ihres Bruders erfahren und wahrscheinlich hatte ihr Joseph bei dieser Gelegenheit von seinem Verdacht erzählt, dass Lilith latente Kräfte besitzen könnte. An diesem Mittag war Mildred noch einmal in ihr Zimmer gekommen und … hatte sie gebeten, diesen seltsamen Alraunensaft für sie zu besorgen.
    Hatte Mildred dabei nicht ausdrücklich betont, dass sie auf keinen Fall jemanden mitnehmen sollte? Aber Lilith war in diesem Moment so enttäuscht gewesen, dass ihr Mildreds Wunsch gleichgültig gewesen war, und sie hatte zugelassen, dass Matt sie begleitete. Aber was, wenn genau das der Test

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