Lilith Parker, und das Blutstein-Amulett (German Edition)
Chavaleen aus alten, für die Vampire noch sicheren Zeiten stammten und nur dank des Schutzschildes für einen Außenstehenden nicht sichtbar waren: Er glaubte dort eine stabile Höhlenwand zu sehen, und wenn er sie berührte oder dagegenlief, spürte er den Widerstand von festem Gestein. Wenn die Vanator jedoch genau an solch einer Stelle sprengen würden, konnte niemand vorhersagen, ob der Zauber dieser Wucht standhalten würde.
»Wir haben die ganze Nacht damit verbracht, an sämtlichen Durchgängen die Schutzschilde zu kontrollieren, den Schaden der Sprengung von unserer Seite aus zu prüfen und magische Drohnen auszusenden, um den genauen Standort der Vanator zu lokalisieren.«
»Dann schläft André wahrscheinlich noch, oder?«, fragte Rebekka mitfühlend.
»Nein, er hat heute Morgen schon sein übliches Training absolviert und macht sich gerade frisch.« Als er die erstaunten Blicke der drei auffing, fügte er erklärend hinzu: »Durch meine Forschungen habe ich entdeckt, wie wichtig eine gute körperliche Konstitution für einen Vampir ist. Zwar sind wir in jungen Jahren von Natur aus schneller und stärker als Menschen, doch gezieltes Kraft- und Ausdauertraining verhilft uns zu einem niedrigeren stabilen Puls, wodurch der Abbau des Fremdblutes reduziert wird. Unser Ziel ist es, so wenig Blutkonserven wie möglich zu verbrauchen, da uns dies mehr Freiheit und Unabhängigkeit schenkt. André hält sich in geradezu vorbildlicher Weise an seinen Trainingsplan, nicht einmal nach einer Nacht wie der letzten gesteht er sich eine Pause zu.« Nikolai schien die bemerkenswerte Disziplin seines Bruders eher für übertrieben als bewundernswert zu halten. »Aber wir werden ihn gleich bei meinem Vater treffen, sobald ihr bereit seid. Wenn ihr wollt, könnt ihr vorher noch in Bonesdale anrufen. Aus Sicherheitsgründen ist das Funksignal an der Oberfläche heute nur für etwa zehn Minuten eingeschaltet.« Er drückte Lilith ein Handy in die Hand. »Sicherlich wollt ihr jemanden darüber informieren, dass es euch gut geht.«
»Natürlich!«, erwiderte sie mit einem dankbaren Lächeln und begann sofort, die Nummer von Nightfallcastle zu wählen. »Meine Tante wird bestimmt froh sein zu hören, dass wir lebend in Chavaleen angekommen sind und wir noch unsere Nieren besitzen.« Sie hielt kurz inne. »Wurde auf SBN schon etwas über den Angriff der Vanator gesendet?«
Nikolai schüttelte den Kopf. »Solange wir nicht wissen, wie die Vanator auf unsere Spur gekommen sind, haben wir eine Nachrichtensperre verhängt.«
Lilith atmete innerlich auf. Wenn Mildred darüber Bescheid gewusst hätte, wäre es gut möglich gewesen, dass sie ihre sofortige Rückkehr nach Bonesdale befahl.
Nach einigen gescheiterten Versuchen erreichte sie Arthur, der ihr bedauernd mitteilte, dass Mildred gerade mit Louis und Hannibal zu einem Spaziergang aufgebrochen war. Wegen der schlechten Verbindung informierte sie ihn in Kurzfassung darüber, dass sie wohlbehalten in Chavaleen angekommen waren, es ihnen gut ging, sie jedoch noch nicht abschätzen konnten, wann sie heimkehren würden.
Rebekka konnte gerade noch über Liliths Schulter hinweg ins Telefon rufen, dass Arthur ihrer Mutter einen Gruß ausrichten solle, dann brach der Kontakt auch schon ab.
Nachdem sie das Frühstück beendet hatten, führte Nikolai sie in den Salon, in dem sie am Tag zuvor schon gewartet hatten, und an Nikolais steigender Anspannung erkannte Lilith, wie wichtig für ihn und André ihr Besuch bei Vadim sein musste.
»Perfektes Timing!« André strahlte, als er nur wenige Sekunden nach ihnen eintraf. Trotz der anstrengenden Nacht wirkte er frisch und ausgeruht und in seiner Miene lag so viel Optimismus, dass es Lilith fast schon schmerzte. Er schien davon überzeugt zu sein, dass es nur noch eine Sache von Minuten war, bis sein Vater geheilt sein würde. Sie hätte es vor Rebekka zwar nie zugegeben, doch nun war Lilith froh darüber, dass sie mitgekommen war und sie die Verantwortung für Vadims Genesung mit ihr teilen konnte.
»Wie ich gehört habe, ist er wach und die Ärzte haben ihre morgendliche Visite beendet, sodass wir gleich zu ihm können.«
»Wir werden unser Bestes geben, um ihm zu helfen«, versprach Rebekka.
»Davon bin ich überzeugt!«, gab André zurück und ergriff mit einem verzückten Lächeln ihre Hand.
Obwohl Lilith in Gedanken schon bei Vadim war und versuchte, sich alles, was sie von Imogen gelernt hatte, ins Gedächtnis zu rufen, stutzte
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