Liliths Kinder
versprochen, daß ich bei ihm als Vertreter anfangen könnte. Sein Laden läuft echt gut; seltsamerweise haben die Leute im Westend immer noch Angst vor Vampiren.
Ich ziehe also los, mit meinem Musterköfferchen und neu eingekleidet - hellbeiger Anzug, rote Sonnenbrille, schwarze Lackschuhe. Also, die Kollektion ist wirklich interessant: Der Renner ist die halbautomatische Holzpfahlarmbrust; sportlichere Kunden bevorzugen die »Hühnerklaue«, ein Wurfgerät, verwandt mit der südamerikanischen Bola, mit der ein geübter Werfer einem Vampir auch aus acht Metern Entfernung den Hals umdrehen kann. Nicht zu vergessen die Fledermausklatsche.
Alles in allem dürfte es für einen modernen Vampirjäger wirklich kein Problem mehr sein, die lästigen Plagegeister zu beseitigen. Der Preis? Na gut, da es sich ausschließlich um handgefertigte Markenartikel handelt, sind die Geräte natürlich nicht billig. Für Otto-Normalverbraucher gibt es »Knobi-Doeur«, das Duftbäumchen gegen Blutsauger, oder den kompletten Körperschutz mit unseren Knob-lauchdeos in den Geruchssorten »mild«, »medium« und »brutal«.
Sie verstehen nicht, wie ein Vampir diese Geräte vorführen kann? Ich kann Ihnen versichern, die Gegenseite hat nicht geschlafen! Ein Subunternehmen meines Chefs verkauft im Osten mit großem Erfolg Nasenstöpsel, Halskrausen und schußsichere Westen. Und kaum ein vernünftiger Blutsauger wagt es, sich als Fledermaus im Westen rumzutreiben.
Nun gut, jedenfalls hatte ich mein Bestes gegeben, um mich im Westen zu etablieren. Schon am ersten Nachmittag gelang es mir, ein paar Duftbäumchen an den Mann zu bringen, und ich träumte schon davon, mit meinem Erspartem den nächsten Urlaub in Alaska zu verbringen, wo es während der Wintermonate kaum Tag wird. Aber dann kam mir diese dumme Schlam... diese Frau in die Quere!
»MOULDER« stand auf dem Schild der vornehmen Villa, die sich im westlichen Randbezirk der Stadt befand. Ich klingelte zweimal -kurz, lang - eine Kombination, auf die fast alle Leute reagieren.
Der Trick funktionierte, und ich hörte leichte Schritte, die sich der Haustür näherten. Die Tür öffnete sich - und fast hätte ich lange Zähne bekommen, als ich die Hausherrin sah. Aber Sie wissen ja: Die Anti-Beiß-Pillen verhinderten es! Sie war ziemlich blaß, ihr roter Mund klaffte wie eine blutige Wunde in ihrem zarten Gesicht. Es war ein warmer Tag, und sie war nur mit einem Bikini bekleidet. Verführerisch ließ sie ihr gut gefülltes Oberteil vor mir kreisen. Aber anscheinend hatte sie jemanden anderes erwartet, denn als sie mich sah, kreuzte sie schnell die Arme über dem Oberkörper und versteckte ihre langen, wohlgeformten Beine hinter der Tür.
Ich nickte höflich eine Begrüßung und ließ meinen Standardspruch für weibliche Kunden los: »Guten Tag, Miß Moulder, darf ich Ihnen meine Duftbäumchen zeigen?«
Ihr Blick glitt an mir herab und blieb unterhalb meiner Gürtelschnalle hängen.
»Wie?« fragte sie und blickte mich ungläubig an. »Sie haben mehrere?«
Ich nickte und stellte mich vor: »Gestatten, Cooper Daps. Ich reise in Vampirvertilgungsmitteln!«
Ich wußte nicht, ob sie enttäuscht oder nur erleichtert war, auf jeden Fall verbarg sie nicht länger ihren wunderschönen Körper und winkte einladend. »Na, dann zeigen Sie mir mal, was Sie zu bieten haben!«
»Gerne!« antwortete ich mit krächzender Stimme und betastete unwillkürlich mit Daumen und Zeigefinger meine Eckzähne. Hoffentlich wirkten die Anti-Beiß-Pillen! Ich beschloß, bei der nächsten Gelegenheit die Dosis zu erhöhen.
Sie bat mich, im Wohnzimmer Platz zu nehmen - sie wollte sich etwas überziehen, sagte sie -, und ich machte es mir in der pompösen Wohnlandschaft bequem.
Cooper, du bist ein Glückspilz, dachte ich, während ich die komfortablen Polster prüfte und mich gleichzeitig an die stinkenden, alten Matratzen im Underground erinnerte, auf denen ich den Großteil meiner Nächte im Osten verbracht hatte.
Ich öffnete meinen Musterkoffer und begann die Artikel auf dem Wohnzimmertisch auszubreiten. Zufrieden musterte ich die Zimmerwände, an denen sich noch keine Anti-Vampir-Utensilien befanden. Hier konnte einiges an Provision rausspringen!
»Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?« ertönte die Stimme der Hausherrin von der Tür, und ein Blick dorthin ließ mich schwer schlucken.
»Danke!« krächzte ich und kramte nach meinen Anti-Beiß-Pillen. »Nur ein Glas Wasser, bitte!« Die Dame des Hauses
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