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Lilly Höschen (01): Walpurgismord

Lilly Höschen (01): Walpurgismord

Titel: Lilly Höschen (01): Walpurgismord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Exner
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Diamantenvorkommen entdeckt. Bei der Größe des Landes ist das eine Aufgabe für Generationen. Früher, vor meiner Zeit, hat sich das Unternehmen in Afrika und anderswo engagiert. Mittlerweile lenken wir alle Kräfte nach Kanada. Unsere Aufgabe ist es, Investoren zu finden, diese zu bündeln und dann die Rechte für die Ausbeutung bestimmter Vorkommen zu vergeben. Also, wir buddeln nicht selbst, sondern sorgen für das nötige Kapital.«
    »Sie lassen buddeln und halten die Hand auf«, entgegnete Amadeus schmunzelnd.
    »Ich sehe, wir verstehen uns. Und Ihre Aufgabe wäre es, sich um das Vertragliche zu kümmern.«
    »Und wie sind Sie ausgerechnet auf mich gekommen? Ich habe mich zwar während meines Studiums und vor allem während meines Auslandssemesters mit internationalem Vertragsrecht beschäftigt, bin aber in dieser Beziehung noch nicht sehr bekannt. Momentan vertrete ich alles, was anfällt, vom Autodiebstahl bis zur Ehescheidung, wie das in der Provinz so ist.«
    »Das wissen wir. Natürlich haben wir Erkundigungen eingeholt. Wir hätten uns an einen renommierten Anwalt wenden können, für den das alles zum täglichen Brot gehört. Aber von einer alteingesessenen Kanzlei vorzüglich bedient zu werden, ist nicht so selbstverständlich. Ich habe in Kanada mit jungen Anwälten, die sich etwas aufbauen wollen, gute Erfahrungen gemacht. Man muss sich auch mal kurzfristig treffen können, miteinander telefonieren, ohne dass für jedes Telefonat gleich zweihundert Euro berechnet werden, was nicht heißen soll, dass wir Sie nicht anständig bezahlen. Wenn unser Unternehmen erfolgreich ist, und das ist der Fall, dann sollen Sie daran auch partizipieren.«
    Jetzt kam die freundliche Sekretärin und brachte Kaffee. Danach lief das Gespräch sehr harmonisch weiter. Für Amadeus taten sich Perspektiven auf, von denen er nicht zu träumen gewagt hätte. Das war wie ein Sechser im Lotto.
    Wenn ich dieses Ding reinhole, dachte er, dann brauche ich mich über kurz oder lang nicht mehr mit Kleinkriminellen, Nachbarschaftsstreitereien und Unterhaltszahlungen zu beschäftigen. Dann kann ich endlich das tun, was ich am besten kann und was mir Spaß macht.
    »Tja, Herr Besserdich – starker Name übrigens, ich würde sagen, wir sind uns einig. Ich übermittle Ihnen ab sofort die entsprechenden Unterlagen und Sie gestalten die Verträge. Wenn wir dann nach einer gewissen Zeit der Meinung sind, dass wir dauerhaft zusammenarbeiten sollten, würde es mich freuen. Schicken Sie mir jeden Monatsanfang eine Pauschalrechnung über dreitausend Euro für telefonische Beratung etcetera. Die Endabrechnung machen Sie dann jeweils am Monatsende.«
    »Nichts lieber als das.«
    »So, und jetzt stelle ich Sie noch unserem Firmengründer, Herrn Beermann, vor. Wenn ich mal nicht da bin, müssten sie sich an ihn wenden.«
    Herr Wiebe erhob sich dynamisch von seinem Sessel und eilte Amadeus voraus. Es ging durch Flure und über Treppen in diesem alten, verschachtelten Haus. Ganz am Ende öffnete Wiebe eine Tür, und sie befanden sich in einem kleinen Zimmer, in dem eine ältere Dame am Computer saß.
    »Das ist Frau Roth. Herr Besserdich, unser neuer Vertragsanwalt.«
    Man schüttelte sich artig die Hand.
    »Ist Herr Beermann in seinem Büro?«
    »Ja, natürlich. Ich bringe Sie rein.«
    Frau Roth ging vor und öffnete die Tür ohne anzuklopfen.
    »Herr Beermann, ich bringe Ihnen Herrn Wiebe und Herrn Besserdich.«
    Ein uraltes Faktotum, das an Methusalem erinnerte, wackelte vom hinteren Ende des langgezogenen Zimmers auf sie zu. Das musste Herr Beermann sein. Wiebe gab Amadeus ein Zeichen mit der Hand, dass er vorgehen sollte und sagte noch ganz eilig:
    »Vorsicht, Stufe!«
    Aber da war es auch schon zu spät. Amadeus stolperte und fand keinen Halt mehr. Mit dem rechten Arm schlug er auf eine Kommode und erwischte ein großes Tablett aus gehämmertem Kupfer, auf dem sich einige Blätter Papier und ein Briefbeschwerer befanden. Amadeus landete auf dem Fußboden und das Tablett schlug Herrn Beermann nach einem rasanten Flug durch das Zimmer auf den Kopf. Es machte gong . Der Briefbeschwerer landete mit einem ordentlichen Knall auf Herrn Beermanns Schreibtisch. Frau Roth schrie auf und Herr Wiebe sagte:
    »Diese Scheiß-Stufe!«
    Nachdem Amadeus sich aufgerappelt hatte, war Herr Beermann zu ihm vorgestoßen, reichte ihm seine zittrige Hand und sagte:
    »Na, junger Mann, das ist ja mal ein dynamischer Einstand.«

Zwischen Brocken und Torfhaus, 21.

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