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Lilly Höschen (01): Walpurgismord

Lilly Höschen (01): Walpurgismord

Titel: Lilly Höschen (01): Walpurgismord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Exner
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gegrinst. Und obwohl ich ihn angesprochen habe, hat er kein Wort gesagt.«
    Nach einer Weile der Stille sagte Amadeus:
    »Mein Vater, ich meine Georg, war es aber nicht?«
    »Oh Gott, Junge, ich weiß es nicht. Ich habe schon die ganze Zeit daran gedacht, aber nicht gewagt, es auszusprechen. Nein, das kann nicht sein. Das darf nicht sein!«

Clausthal-Zellerfeld, 11. August 2010
     
    Kommissar Schneider und seine Assistentin saßen zusammen mit Hans Gutbrodt in dessen Esszimmer am runden Tisch. Gutbrodt hatte eine Flasche Mineralwasser und drei Gläser hingestellt. Der Kommissar erklärte in seiner geduldigen, ruhigen Art, worum es ging:
    »Herr Gutbrodt, wir haben das, was Sie uns neulich erzählt haben, sehr ernst genommen und uns mit den Kollegen in Bayern in Verbindung gesetzt. Dort ist ja der Mordfall an Ihrem früheren Lehrer, Pater Sigismund, aufzuklären. Sie sagten, dass Georg Besserdich von diesem Pater missbraucht wurde. Da wir davon ausgehen, dass Herr Besserdich entweder tot ist oder mit unserem wie mit dem bayerischen Fall nichts zu tun hat, ergibt sich die Frage, welche Schüler noch missbraucht wurden.«
    »Nun, ich denke, dass dieser feine Herr im Laufe der Jahre sicherlich Dutzende von Schülern missbraucht hat, mal ganz davon abgesehen, dass er unzählige weitere Schüler auf das Schlimmste misshandelt hat. Wenn Sie all diesen Schülern nachspüren wollen, dann haben Sie zu tun bis zu Ihrer Pensionierung.«
    »Nun, konzentrieren wir uns doch einfach auf die Schüler, die Sie persönlich kennen.«
    »Was den Missbrauch angeht, da kenne ich nur einen weiteren, weil er über Jahre hinweg unser Zimmergenosse war: Michael Leutkamp. Seine Familie lebte damals in Würzburg. Allerdings habe ich mit ihm nach dem Abitur nie wieder Kontakt gehabt.«
    »Das ist doch schon mal ein Anfang. Übrigens haben sich in dieser aktuellen Welle des Outings der Geschädigten bereits ein paar andere Schüler des Internats von sich aus gemeldet. Die bayerischen Kollegen unterhalten sich mit allen. Aber der Name Michael Leutkamp ist bisher noch nicht gefallen. Ich werde die Kripo in Bayern darüber informieren. Vielleicht finden sie ihn ja. Tja, ob allerdings der Mord an dem Pater und der an Ihrer Frau zusammenhängen, ist natürlich nur eine sehr vage Vermutung. Andererseits sind wir, was Ihre Frau betrifft, auch noch kein Stück weiter. Es ist bislang ein Rätsel, warum Ihre Frau gewaltsam gestorben ist. Es ist kein Motiv zu erkennen. Außer, dass jemand Sie treffen wollte.«
    Das Handy des Kommissars klingelte. Er holte es aus der Brusttasche:
    »Schneider hier... Fräulein Höschen... Hm, das muss nichts bedeuten, aber rühren Sie vorsichtshalber nichts an.«
    Jetzt horchte Gutbrodt auf und schaute den Kommissar an.
    »Fräulein Höschen, bewahren Sie Ruhe. Ich bin im Moment mit meiner Mitarbeiterin in Clausthal bei Herrn Gutbrodt. Möglicherweise wäre es gut, wenn er mitkommt. Wir sind in einer halben Stunde bei Ihnen.«
    Kommissar Schneider beendete das Telefonat und sagte zu Gutbrodt:
    »Fräulein Höschen hat ein anonymes Paket erhalten, ebenso anonym und ohne Postzustellung wie Ihr Brief neulich. Es wäre nett, wenn Sie sich die Zeit nehmen könnten, mitzukommen. Vielleicht können Sie den Gegenstand identifizieren.«
    »Was denn für einen Gegenstand?«
    »Einen Fußball.«

Bayern 1964
     
    Bei der Postverteilung erhielt Georg vom Hausmeister ein Paket. Es war von seinen Eltern. Zu seinem 13. Geburtstag. Neben einer Karte, die ihn zunächst gar nicht interessierte, entnahm er dem Karton einen Fußball. Keinen gewöhnlichen. Er trug die Unterschriften sämtlicher Spieler seines Lieblingsvereins – Hannover 96. Georg lächelte, wie Hans es selten erlebt hatte. Dass ein paar andere Jungen blöde Bemerkungen über den Verein machten, schmälerte seine Freude nicht. Währenddessen machte Michael völlig unbeteiligt Hausaufgaben am Schreibtisch.
    »Was hast du eigentlich zum Geburtstag bekommen, Michael?« fragte Hans.
    »Meine Eltern haben mir etwas Geld geschickt und einiges auf mein Sparbuch überwiesen.«
    »Na, das ist ja endlich mal ein geistreiches Geschenk! Und so persönlich. Du kannst uns ja am freien Nachmittag alle zum Eisessen einladen.«
    »Kein Problem, kann ich machen.«
    Michael war ein paar Tage zuvor dreizehn geworden.

Lautenthal, 11. August 2010
     
    Lilly öffnete dem Kommissar, seiner Assistentin und Hans Gutbrodt mit den Worten:
    »Kommen Sie ins Esszimmer. Der Karton steht auf dem

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