Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lilly Höschen (01): Walpurgismord

Lilly Höschen (01): Walpurgismord

Titel: Lilly Höschen (01): Walpurgismord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Exner
Vom Netzwerk:
umgebracht und entführt. Dann gibt es Verdächtige, zuerst Hans Gutbrodt, dann Herrn Wiebe, und nun soll plötzlich Georg der Übeltäter sein. Und wir sind die Dummen, die seelenruhig abwarten müssen, was als nächstes passiert.«
    »So sieht es aus«, antwortete Amadeus und fügte kurz darauf noch hinzu:
    »Ich mache mir Sorgen um Marie. Sie kann ja nicht ewig in der Schweiz bleiben. Und wenn sie wieder hier ist, kann man sie doch nicht auf Schritt und Tritt bewachen.«
    »Ich habe ein schlechtes Gefühl«, sagte Lilly. »Mit geht noch immer nicht dieser komische Mann aus dem Sinn, den ich mit Eddy beim Pilzesammeln gesehen habe. Wenn das nun wirklich Georg war, dann müssen wir davon ausgehen, dass er ständig um uns herum ist, dass er weiß, wo wir sind und was wir machen. Ob ich nicht doch den Kommissar über diese Begegnung informiere? Ich weiß auch noch ganz genau, wie dieser Mann aussah.«
    »Tante Lilly, fahr doch am besten nach Goslar und berichte Kommissar Schneider davon. Vielleicht hilft es ja nicht weiter, aber schaden kann es auch nichts.«
    Nach einer längeren Pause, in der beide aßen, meldete Lilly sich noch einmal:
    »Weißt du übrigens, wer mich neulich besucht hat?«
    »Der grönländische Ministerpräsident?«
    »Nein, Maximilian Schmecke.«
    »Was wollte der Blödmann denn von dir?«
    »Er stand mit Blumen vor der Tür, um sich zu bedanken, weil ich ihm damals bei der Gerichtsverhandlung geholfen habe.«
    »Das ist ihm aber früh eingefallen. Irgendwie ist er ein Spinner. Anstatt gleich die Wahrheit zu sagen ... Mir kommt es jetzt im Nachhinein so vor, dass er auch noch andere Gründe hatte, bei Gericht zu schweigen. Vielleicht hat Frau Gutbrodt ihm damals Geld gegeben – oder er hat Geld für sein Schweigen verlangt. Auf jeden Fall ist er mit Vorsicht zu genießen.«
    »Ich werde schon mit ihm fertig«, sagte Lilly entschlossen.
    »Ich glaube, er leidet permanent unter Geldmangel. Und ich bin auch überzeugt, dass er krumme Geschäfte macht. Am besten, man hält sich von ihm fern.«
    »Ich hatte auch nicht vor, mit ihm sonderlich intim zu werden.«
    Als die beiden im Wohnzimmer saßen, klingelte das Telefon.
    »Lilly Höschen.«
    »Hallo, altes Hös-chen.«
    Es war die Stimme eines Mannes in mittleren Jahren.
    »Wie bitte! Wer ist denn da?«
    »Ach, das ist nicht so wichtig.«
    Lilly drückte auf Mithören .
    »Wenn es nicht so wichtig ist, dann belästigen Sie mich gefälligst nicht!«
    »Aber, aber, wer wird sich denn so aufregen? Hast du wieder Pilze gesammelt?«
    Der letzte Satz versetzte Lilly einen Stich ins Herz. Sie stockte kurz und sagte dann:
    »Georg? Bist du das, Georg?«
    Kurzes Schweigen.
    »Welcher Georg? Den Georg, den du meinst, gibt es doch gar nicht mehr. Schon lange nicht mehr.«
    Dann lachte der Mann und legte auf. Lilly und Amadeus sahen sich an wie zwei Menschen, die dem Leibhaftigen begegnet sind. Amadeus fand seine Fassung zuerst wieder und sagte:
    »Wir rufen sofort den Kommissar an. Wenn er nicht im Dienst ist, dann halt privat.«
    Eine halbe Stunde später trafen Kommissar Schneider und Gisela Berger ein. Erwartungsfroh nahm Gisela sich den Telefonapparat vor und sagte nach ein paar Minuten:
    »Scheiße. Natürlich hat der Kerl von einem Prepaid-Handy angerufen.«
    Schneider versuchte, anhand der Angaben von Lilly und Amadeus, den exakten Wortlaut des Gesprächs aufzunehmen, während Gisela Berger in ihrem Laptop das Programm zur Erstellung eines Phantombilds öffnete. Nach einer halben Stunde war Lilly mit dem Ergebnis zufrieden und Amadeus sagte ungläubig: »Das soll Georg sein?«
    »Das wissen wir nicht«, antwortete Gisela, »es ist auf jeden Fall der Mann, den Ihre Großtante mir beschrieben hat. Aber in zwanzig Jahren können Menschen sich gewaltig verändern.«
    Dann installierte Gisela ein Tonband, um alle künftigen Gespräche aufzuzeichnen. Im Anschluss wollte sie noch zu Hans Gutbrodt, um ebenfalls ein Aufnahmegerät anzuschließen.
    »Ich kann mir vorstellen«, sagte Schneider behutsam zu Lilly, »dass das Telefonat Sie mitgenommen hat. Aber es könnte uns ein Stück weitergebracht haben.«
    »Lieber Kommissar, ich bin ja nicht zimperlich, aber so allmählich habe ich die Schnauze gestrichen voll.«

Goslar, 14. September 2010
     
    Wer kennt diesen Mann? lautete eine Schlagzeile in der Zeitung, die über den gesamten Westharz verbreitet ist. Darunter das Phantombild, das Gisela nach der Beschreibung von Lilly angefertigt hatte. Ein ähnlicher

Weitere Kostenlose Bücher