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Lilly Höschen (01): Walpurgismord

Lilly Höschen (01): Walpurgismord

Titel: Lilly Höschen (01): Walpurgismord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Exner
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schlechtem Wetter. Vielleicht etwas schmutzig. Aber das weiß ich nicht mehr so recht. Es ist zwanzig Jahre her.«
    Für einen Moment herrschte absolute Stille im Raum, bis Schneider fragte:
    »Er fuhr davon ohne seine Frau?«
    »Ich weiß nichts von seiner Frau.«
    »Herr Wiebe, ist Ihnen bewusst, dass Sie für den Mord an Herrn Besserdich und seiner Frau kein Alibi haben?« schaltete sich nun der Staatsanwalt ein.
    »Wieso Mord? Wann und wo wurden sie denn ermordet?«
    »Ich denke«, sagte nun Schneider, »wir unterbrechen hier erst mal.«
     
    »Das hätten Sie besser nicht gesagt, verehrter Herr Staatsanwalt. Wie wollen Sie dem Mann einen Doppelmord ohne Leichen nachweisen? Ich hätte ihn einfach weitererzählen lassen.«
    Die beiden saßen in Schneiders Büro zusammen mit Gisela, die sich die Haare raufte und sagte:
    »Kann es solche Zufälle geben? Ich meine, drei Zimmergenossen aus dem Internat sehen sich ewig nicht. Und am 30. April 1990 kommen alle zu demselben gottverlassenen Parkplatz im Harz. Und bei dieser Gelegenheit verschwinden auch noch zwei Menschen, oder zumindest einer.«
    »Von Zufall kann ja keine Rede sein«, antwortete Schneider. »Sie hatten ja alle einen Grund, dort hinzukommen. Sowohl Gutbrodt als auch Wiebe wollten Georg Besserdich treffen.«
    Nach einiger Zeit kam ein Mitarbeiter Schneiders herein und sagte: »Alle Alibis von Wiebe sind wasserdicht.«
    Gisela flüsterte Scheiße vor sich hin, der Staatsanwalt haute mit der Faust in seine Hand und Schneider sagte:
    »Nun gut, dann bringen wir die Vernehmung zu Ende. Wenn in Sachen Miriam und Georg Besserdich auch nichts Fassbares herauskommt, müssen wir ihn gehen lassen und von vorne anfangen.«
     
    Wieder im Vernehmungsraum, diesmal allerdings ohne Staatsanwalt, fragte Schneider:
    »Herr Wiebe, warum arbeiten Sie eigentlich mit Amadeus Besserdich zusammen? Es gibt doch so viele Anwälte. Wussten Sie, wer er ist?«
    »Ich suchte einen Anwalt, der sich um unsere Verträge kümmert. Da habe ich im Branchenbuch nachgesehen, besser gesagt, im Internet, und stolperte über den Namen Besserdich, der ja recht selten vorkommt. Ich hatte keine Ahnung, dass er Georgs Sohn ist. Das habe ich erst vor ein paar Tagen recherchiert. Und es hat mich gefreut. Bisher weiß Amadeus allerdings nicht, dass ich mit seinem Vater im Internat zusammen war. Auf jeden Fall ist Amadeus genau der richtige Anwalt für uns. Er hat Ahnung von der Materie, auf die es uns ankommt. Er ist jung und flexibel und absolut zuverlässig.«
    »Wissen Sie, dass Georg nicht sein leiblicher Vater ist?«
    »Nein.«
    »Sein leiblicher Vater ist Hans Gutbrodt.«
    »Oh! Davon hatte ich keine Ahnung.«
    »Damals im Harz, auf dem Parkplatz, wo Sie Georg den Fußball gegeben haben, stand ja noch ein Auto. Wissen Sie, wem das gehörte?«
    »Keine Ahnung.«
    »Es gehörte Hans Gutbrodt.«
    »Jetzt wird es allmählich kurios.«
    »Herr Gutbrodt hat, als er aus dem Wald zurückkam, Ihren Wagen dort stehen sehen. Aber Sie hat er nicht gesehen. Wo waren Sie, nachdem Georg Besserdich abgefahren war?«
    »Ich war von der Begegnung mit Georg so mitgenommen, dass ich nicht gleich wieder fahren konnte. Ich musste mich erstmal beruhigen. Man muss sich das mal vorstellen: Ich hatte Georg seit vielen Jahren nicht gesehen. Da fahre ich von Franken nach Hannover und von dort in den Harz, um ihn zu treffen und das einzige, was er herausbringt, ist du altes Arschloch . Kein Gespräch, keine Frage, was ich da mache oder sonst irgendwas. Er sagt einfach nur du altes Arschloch , setzt sich ins Auto und fährt weg. Da bin ich ein Stück in den Wald gegangen. Vielleicht eine halbe Stunde. Danach bin ich dann weggefahren. Der Wagen, der angeblich Hans gehörte, stand nicht mehr da. Meiner war der einzige.«
    »Herr Wiebe, kommen wir noch mal zurück auf Ihre Internatszeit. Hatte Georg irgendwelche Vorlieben, wo er sich gern aufhalten würde. Ich meine, hatte er ein Traumziel, wo er gern gelebt hätte? Oder anders gefragt: Wenn Georg heute noch leben sollte, könnten Sie sich vorstellen, welchen Ort er bevorzugen würde?«
    »Das kann ich nicht so einfach sagen. Ich müsste intensiv darüber nachdenken. Spontan fällt mir dazu nichts ein. Sollte mir hierzu noch ein Gedanke kommen, werde ich es Ihnen bestimmt sagen.«

Goslar, 12. September 2010
     
    Man hatte Manfred Wiebe wieder gehen lassen. Die gentechnischen Untersuchungsergebnisse standen zwar noch aus. Aber die Theorie, dass er, von einem Rachetrauma

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