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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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rauchte leise, ein kräftiger Finger kalten, weißen Lichts ertastete die Umgebung. Jericho beugte sich vor. Der Blonde drehte den Kopf nach allen Seiten, schaute zur Decke, ohne sie zu sehen, spähte zwischen die Container. In seiner Rechten lag schwer die Waffe.
    Hatte er die nicht verloren?
    Jericho stutzte. Äußerst unwahrscheinlich, dass der Mann nach dem Crash auf die Suche nach der Pistole gegangen war. Die Wucht ihres Zusammenpralls hatte sie weit ins Dunkel der Walzhalle geschleudert. Es gab nur eine Erklärung. Sein Bike war mit weiteren Waffen ausgestattet, und was für dieses Bike galt –
    Rechts und links des Tanks, dachte er. Nur hier war Platz, unmittelbar vor seinen Beinen.
    Seine Finger strichen über die Verkleidungen.
    Kein Zweifel, da waren Depots, Hohlräume unter den Abdeckungen. Aber wie bekam man sie auf?
    Unter ihnen kurvte der Killer durch die Halle. Das Auge aus Licht schaute zwischen Aufbauten und Container, glitt über Laufgänge und Balkone. Erst jetzt fiel Jericho auf, dass sich im rückwärtigen Teil des Gewölbes ein tunnelartiger Schacht auftat, auf den ihr Verfolger zusteuerte. Schienen führten heraus und mündeten ins Innere der Halle. Der Blonde stoppte das Bike und warf einen Blick hinein. Er schien unschlüssig, ob er eindringen sollte, bevor er nicht die ganze Halle abgesucht hatte, dann wendete er und stieg höher.
    Er kam zu ihnen herauf.
    Pläne jagten einander in Jerichos Kopf. In wenigen Sekunden würde der Killer sie auf ihrer exponierten Warte entdecken. Wie besessen suchte er die Abdeckungen und Armaturen nach einer Möglichkeit ab, die Waffenfächer zu öffnen. Das Fauchen näherte sich. Im Nacken spürte er Yoyos warmen Atem, reckte den Hals und riskierte einen Blick. Der Blonde war ins obere Drittel der Halle vorgedrungen.
    Kein Meter mehr, und er würde sie erblicken.
    Doch er stieg nicht höher.
    Stattdessen wanderte sein Blick abwärts und fixierte die Mäuler der Konverter. Ihm zugewandt, mit gerundeten Lippen, schienen sie ihn in ihr Inneres saugen zu wollen, und Jericho wurde klar, was er dachte. Reglos stand das Bike über einem der Schlünde. Tintenschwärze herrschte im Innern des Stahlkochtopfs, unmöglich zu erkennen, ob sich jemand darin verbarg. Der Blonde griff in ein Fach, förderte etwas Längliches daraus zutage und warf es ab, dann beschleunigte er und brachte sich aus der Gefahrenzone.
    Eine Sekunde verstrich.
    Eine zweite, dritte.
    Inferno.
    Mit ohrenbetäubendem Krachen ging die Granate hoch. Eine meterhohe Feuersäule schoss aus dem Konverter, als sich der Druck der Explosion durch die Öffnung entlud, tauchte die Halle in glutrotes Licht, verwirbelte. Rauch blähte sich nach allen Seiten. Jericho verzog das Gesicht, so schmerzhaft hallte es in seinen Ohren nach.
     
    Das Grollen der Detonation pflanzte sich fort, entwich durch die Lichtschlitze im Dach der Konverterhalle, deren Scheiben schon vor Langem zu Bruch gegangen waren, versetzte die Luftmoleküle über dem Werkskomplex in Schwingung, durcheilte den Himmel.
    Daxiong hörte es am Boden.
    Xin vernahm es zweihundert Meter über ihm.
    Etwas war in die Luft geflogen. Wo genau, vermochte er nicht zu sagen, doch er war sicher, dass es in einer der Hallen gekracht hatte, die sich westlich des Hochofens aneinanderreihten.
    Daxiong hingegen zweifelte nicht, dass die Detonation ihren Ursprung in der Konverterhalle hatte.
    Er riss das Motorrad herum, Schotter aufspritzend, und im selben Moment stieß Xin wie ein Falke vom Himmel herab.
     
    »Jetzt kommt schon , verdammt noch mal!«
    Lau Ye war aufrichtig empört. Er hüpfte in Xiao-Tongs Verschlag von einem Bein aufs andere und sah zu, wie seine Freunde in Hosen und Shirts schlüpften, als berge der Vorgang des Ankleidens unkalkulierbare Risiken. Ma Mak legte die Stoik eines Zombies an den Tag, nicht im Mindesten verlegen, dass der kleine Ye sie und Xiao-Tong nackt vorgefunden hatte, in einer Position, die keinen Zweifel daran ließ, über welcher Tätigkeit sie eingeschlafen waren. Xiao-Tong zwinkerte heftig, bemüht, winzige Lebewesen aus seinen Augenwinkeln zu verscheuchen.
    »Los jetzt!« Ye ballte die Fäuste, machte Schritte ins Nirgendwo. »Ich hab Daxiong versprochen, dass wir uns beeilen.«
    Zweistimmiges Grunzen erklang, doch wenigstens brachten die beiden es fertig, ihm hinterherzuschlurfen. Draußen, im frühen Sonnenlicht, krümmten sie sich wie Vampire.
    »Brauch'n Tee«, murmelte Mak.
    »Brauch'n Fick«, grinste Xiao-Tong und

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