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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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griff ihr an den Hintern. Sie schüttelte ihn ab und quälte sich auf ihr Motorrad.
    »Du hast sie nicht mehr alle.«
    »Ihr habt sie beide nicht mehr alle«, meinte Ye und gab Xiao-Tong einen Stoß, der immerhin bewirkte, dass der Kerl ein Bein über den Sattel schwang. Weit hatten sie es nicht. Wenige Häuser die Straße hoch lag Wongs World, dahinter zeichnete sich im Frühdunst die Silhouette des Hochofens ab. Xiao-Tong wies mit schwächlicher Geste zum Markt.
    »Können wir nich' wenigstens vorher noch was –«
    »Nein«, beschied Ye. »Reißt euch zusammen. Die Party ist gelaufen.«
    Das klang gut und sehr erwachsen, fand er. Hätte von Daxiong stammen können, jedenfalls schien es mächtigen Eindruck auf Xiao-Tong und Mak zu machen. Widerspruchslos ließen sie ihre Maschinen an und folgten ihm die Straße hinauf. Mit jedem Meter, den sie sich dem Hochofen näherten, verkrampften sich Yes Eingeweide mehr, und schreckliche Angst nahm von ihm Besitz.
    Daxiong hatte etwas von Leichen gesagt.
    Er vermied es, Xiao-Tong und Mak davon in Kenntnis zu setzen. Nicht jetzt. Vorerst war er heilfroh, sie überhaupt wach bekommen zu haben.
     
    Jericho hielt den Atem an.
    Der Blonde hatte das Airbike über den zweiten Konverter gesteuert, womit er ihnen ein gutes Stück näher gekommen war. Wieder holte er eine Granate hervor, betätigte den Abzug, schleuderte sie ins Innere des Behälters und ging auf Distanz. Es krachte, der Konverter spuckte Feuer und Rauch.
    »Lass uns abhauen«, flüsterte Yoyo in sein Ohr.
    »Dann hat er uns«, flüsterte Jericho zurück. »Noch mal entkommen wir ihm nicht.«
    Sie konnten nicht ewig fliehen. Irgendwie mussten sie den Blonden erledigen, zumal Jericho keinen Zweifel daran hegte, dass sie es früher oder später auch noch mit Zhao zu tun bekämen. Falls der Bursche überhaupt so hieß. Einer der Killer hatte ihn Kenny genannt.
    Kenny Zhao Bide?
    Sein Blick huschte umher. Gleich unter ihnen gähnte das Maul des dritten Konverters, weit aufgesperrt, als erwarte der Stahlkochtopf, gefüttert zu werden. Ein Saurierjunges, dachte Jericho. So kam ihm der Kessel vor. Kleine Vögel hockten mit aufgesperrten Schnäbeln im Nest, verlangten heißhungrig nach Würmern und Käfern, und was waren Vögel anderes als miniaturisierte, gefiederte Saurier? Der hier war riesig. Mit Appetit auf Größeres. Auf Menschen.
    Im nächsten Moment schob sich das Bike des Blonden heran und nahm ihm die Sicht auf den Konverter. Die Maschine hing genau über dem Kessel, so nah, dass Jericho mit gestrecktem Arm den Kopf des Killers hätte berühren können. Ein Blick zur Decke reichte, und der Blonde würde sie sehen, doch er schien nur Augen für den Schlund zu haben, in dessen Tiefe er die Fliehenden vermutete.
    Er beugte sich vor, griff in sein Waffenarsenal, zog eine weitere Handgranate hervor.
    »Gut festhalten«, sagte Jericho so leise wie möglich. Yoyo drückte seinen Oberarm zum Zeichen, dass sie verstanden hatte.
    Der Blonde zog den Ring aus der Granate.
    Jericho drehte auf.
    Das Airbike tat einen Satz nach vorne und fuhr auf den Killer herab. Einen Herzschlag lang sah Jericho den Mann wie im Blitz einer Kamera, den Arm mit der scharfen Granate zum Wurf erhoben, den Kopf in den Nacken gelegt, die Augen vor Verblüffung geweitet, erstarrt.
    Dann prallten sie gegen ihn.
    Beide Turbinen heulten auf. Jericho erhöhte den Schub. Unerbittlich drückte er das gegnerische Bike auf den Konverter zu, riss die Steuerung herum und floh zurück in die Höhe. Die Maschine des Blonden stürzte weiter ab, überschlug sich, knallte auf den Rand der Öffnung, wurde in die Höhe geschleudert und rasselte, ihren Reiter mit sich reißend, in den lichtlosen Schlund des Kessels. Hohles Poltern und Scheppern folgte ihnen auf ihrem Weg nach oben. Verzweifelt bemüht, wegzukommen von der Hölle, die gleich losbrechen würde, prügelte Jericho den Antrieb zur Höchstleistung, entsandte Stoßgebete zur Hallendecke –
    Dann erfolgte die Detonation.
    Ein Dämon erhob sich aus den Tiefen des Stahlkochtopfs, reckte sich brüllend darüber hinaus und breitete glühende Schwingen aus. Sein heißer Atem packte Jericho und Yoyo und schleuderte das Bike durch die Luft. Sie wurden in die Höhe gerissen, drehten sich und fielen. Eine rasche Folge kanonenschussartiger Explosionen übertönte ihre Schreie, als das komplette Waffenarsenal des Blonden der Reihe nach hochging. Der Vulkan spuckte Feuer in alle Richtungen, setzte im Nu die halbe Anlage

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