Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
Vom Netzwerk:
in Brand, während sie dem Boden entgegentrudelten und Jericho wild an den Steuerhebeln zog. Das Bike ging in einen Looping, schrammte an einer Säule entlang und legte eine Bruchlandung auf einer Empore hin. Die Luft blieb ihm weg. Yoyo schrie auf, brach ihm fast die Rippen aus Angst, abgeworfen zu werden. Funken schlagend rasten sie über die Empore dahin, einer Wand entgegen. Er bremste, gab Gegenschub. Die Maschine verfiel in heftiges Schlingern, änderte ihren Kurs und schepperte gegen eine Brüstung, wo sie kurz aufrecht verharrte, als habe er sie ordnungsgemäß dort abgestellt, ächzte und umkippte.
    Jericho fiel auf den Rücken. Neben ihm wälzte sich Yoyo und stemmte sich hoch. Ihr linker Oberschenkel gab ein unschönes Bild ab, die Hose in Fetzen, die Haut darunter aufgerissen und blutig. Jericho kroch auf allen vieren zur Brüstung, griff ins Gitter und kam unsicher auf die Beine. Ringsum brannte es lichterloh. Teeriger Rauch wälzte sich zur Decke und begann die Halle einzunebeln.
    Sie mussten hier raus.
    Neben ihm knickte Yoyo ein und stöhnte vor Schmerzen. Er half ihr hoch, während er in die dichter werdende Wand aus Rauch starrte. Was war das? Etwas Diffuses entstand in den kochenden Wolken, sie hellten sich auf. Zuerst dachte er an einen weiteren Brandherd, doch das Licht war weiß, breitete sich gleichmäßig aus, gewann an Intensität.
    Der fischartige Rumpf eines Airbikes schob sich aus dem Rauch.
    Es war Zhao.
     
    Ye versuchte, gegen das Zittern seiner Knie anzukämpfen, als er den Fuß auf die unterste Stufe der Zickzackstiege setzte. Sein Blick erwanderte den Gitterturm bis zur Plattform, auf der die Zentrale ruhte. Mit einem Mal fürchtete er das, was er dort zu sehen bekäme, so sehr, dass seine Beine den Dienst zu versagen drohten.
    Er schaute sich um.
    Unterhalb des Gerüsts parkte quer ein unansehnlicher Wagen, ein Toyota, etwas weiter zwei Motorräder. Das wunderte ihn. Für gewöhnlich fuhren sie die Maschinen ins angrenzende, leer stehende Gebäude, bevor sie nach oben gingen.
    Er konnte den Blick nicht von den Motorrädern nehmen.
    Eines davon gehörte Tony. Und das andere? Er war nicht sicher, doch ihm schien, als sei es das von Ziyi.
    Tony – Ziyi –
    Was erwartete sie dort oben?
    Mak trottete, Xiao-Tong wie einen Schatten im Gefolge, die Stiege hinauf. Ye räusperte sich.
    »Wartet mal, ich muss euch –«
    »Häng hier nicht rum«, brummte sie. »Jetzt hast du uns schon aus der Kiste geschmissen –«
    »Völlig indiskutable Uhrzeit«, schimpfte Xiao-Tong.
    »– also komm auch.«
    Ye rang die Hände. Er wusste nicht, was er tun sollte. Es war höchste Zeit, ihnen zu sagen, dass Daxiong von Toten gesprochen hatte. Dass etwas Schreckliches in der Zentrale passiert war. Doch seine Zunge klebte am Gaumen, sein Hals fühlte sich wund an beim Schlucken. Er öffnete die Lippen, produzierte ein Krächzen.
    »Ich komme.«
     
    Daxiong war nicht durch die Walzhalle gefahren. Es gab eine Abkürzung, wenigstens hoffte er, dass sie noch passierbar war. Züge hatten auf dem Werksgelände verkehrt, Rangierlokomotiven mit torpedoförmigen Waggons, die nach Anstich des Hochofens mit flüssigem Roheisen befüllt worden waren. Von dort hatten sie ihr 1400 Grad heißes Frachtgut bis zur Konverterhalle gefahren, wo das Eisen in riesige Pfannen und aus diesen in die Stahlkochtöpfe gefüllt worden war.
    Daxiong folgte den Schienen. Sie führten gut zwei Kilometer über freies Feld und verschwanden in einem Tunnel, mehr einer überdachten Durchfahrt, die geradewegs in die Konverterhalle mündete. Neuerliches Krachen erklang von dort. Daxiong gab Vollgas, geriet mit dem Vorderrad in eine der Schienen, rutschte weg. Das Motorrad warf ihn ab. Auf dem Hosenboden schlitterte er hinterher, fassungslos über seine eigene Dummheit, sprang auf die Füße, fluchte. Die Sache war glimpflich ausgegangen, doch der Unfall hatte ihn Zeit gekostet.
    Sein Blick suchte den Himmel ab.
    Nirgendwo eine Spur von einem Airbike. Er richtete das umgekippte Motorrad auf und versuchte es zu starten. Nach mehreren Versuchen und ermunternden Worten, deren häufigstes Merde! war, sprang die Maschine endlich an, und Daxiong tauchte ein ins Dunkel der Durchfahrt. Was er sah, war wenig ermutigend. Eine Rangierlok ruhte breit und behäbig auf einem der beiden parallel verlaufenden Gleise, das andere wurde von aneinandergekoppelten Torpedowagen in Beschlag genommen. Rechts und links davon würde er kaum vorbeikommen, einzig der Raum

Weitere Kostenlose Bücher