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Limit

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Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Portugiesen.
    1469 ankern do Pós Karavellen unterhalb des afrikanischen Ellbogens, dort, wo sich der Kontinent dramatisch verjüngt. Der Entdecker, legitimer Nachfolger Heinrichs des Seefahrers, betritt eine Insel und nennt sie ihrer Schönheit halber Formosa. Bantus leben hier, das kleine Volk der Bubi. Sie empfangen die Besucher freundlich, nicht ahnend, dass ihr Reich soeben den Besitzer gewechselt hat. Tatsächlich sind sie vom Moment an, da do Pó seine Stiefelabdrücke im Sand hinterlässt, Untertanen ihrer Majestät Alfons V. von Portugal, dem Papst Nikolaus wenige Jahre zuvor das gesamte afrikanische Eiland nebst Handelsmonopol und alleinigen Schifffahrtsrechten überantwortet hat. Zumindest glaubt der Papst in trautem Irrtum mit der abendländischen Christenheit, Afrika sei eine Insel. Do Pó liefert Gegenbeweise. Afrika, erfährt man, sei vielmehr ein Kontinent mit einer langen und fruchtbaren Küstenlinie, zudem besiedelt von dunkelhäutigen Menschen, die augenscheinlich wenig zu tun hätten und dringend der Christianisierung bedürften. Dies wieder korrespondiert in idealer Weise mit dem Kern der päpstlichen Bulle, wonach Ungläubige in die Sklaverei zu überführen seien – eine Empfehlung, der Alfons und seine Seefahrer nur zu gerne nachkommen.
    Der Tag, als do Pó eintrifft, verändert alles. Und letztlich nichts. Wäre nicht er gekommen, dann ein anderer. Früher oder später. Viele folgen ihm nach, 300 Jahre lang blüht der Sklavenhandel, dann tauscht die portugiesische Krone ihren afrikanischen Territorialbesitz gegen Kolonien in Brasilien ein, und die Bantu wechseln ihren Herrn. Der neue Besitzer heißt Spanien. Briten, Franzosen und Deutsche beginnen mitzumischen, alle prügeln sich um die Gebiete von Kap Santa Clara bis hinauf zum Nigerdelta –
     
    »Und versuchen, die einheimischen Völker zu unterwerfen. Was begünstigt wird durch die Uneinigkeit der Bantu, genauer gesagt durch die wachsende Rivalität zwischen Bubi und Fang.«
    »Fang?«, grinste Yoyo. »Fang Bubi?«
    »Gar nicht lustig«, sagte Jericho. »Afrikas Trauma.«
    »Ja, ich weiß. Die Kolonialisten haben an alles gedacht, nur nicht an ethnische Verwurzelungen. Siehe Ruanda, Hutu und Tutsi –«
    »Okay.« Jericho massierte seinen Nasenrücken. »Tun wir andererseits nicht so, als wäre das eine rein afrikanische Erfindung.«
    »Nein, gerade ihr Europäer müsst da ganz stillhalten.«
    »Wieso gerade wir?«
    Yoyo machte runde Augen. »Na hör mal! Alleine die Serben und das Kosovo. 17 Jahre nach der Unabhängigkeit immer noch keine Ruhe! Dann die Basken. Die Schotten und Waliser. Nordirland.«
    Jericho hörte mit verschränkten Armen zu.
    »Taiwan«, sagte er. »Tibet.«
    »Das ist –«
    »Was anderes? Bloß weil man euch besser nicht darauf anspricht?«
    »Blödsinn«, sagte Yoyo verärgert. »Taiwan gehört zu Festlandchina, darum ist es was anderes.«
    »Mit dieser Meinung steht ihr alleine da. Es ist auch niemand begeistert, dass ihr den Taiwanesen allenthalben mit Atomraketen droht.«
    »Na schön, Klugscheißer.« Yoyo beugte sich vor. »Was wäre denn, wenn plötzlich – sagen wir, Texas, sagen wir, die Cowboys, wenn die plötzlich ihre Unabhängigkeit erklären würden?«
    »Das ist nun wirklich was anderes«, seufzte Jericho.
    »Ach so. Was anderes.«
    »Ja. Und was Tibet betrifft –«
    »Heute Tibet, morgen Xinjiang, dann die innere Mongolei, Guanxi, Hongkong – warum kapiert ihr Europäer nicht, dass die Ein-China-Politik der Sicherheit dient? Unser Riesenreich würde ins Chaos stürzen, wenn wir zuließen, dass es auseinanderbricht. Wir müssen China zusammenhalten!«
    »Mit Gewalt.«
    »Gewalt ist der falsche Weg. Da haben wir unsere Hausaufgaben nicht gemacht.«
    »Und zwar gar nicht!« Jericho schüttelte den Kopf. »Irgendwie werde ich nicht schlau aus dir. Du bist es doch, die so vehement hinter den Menschenrechten her ist. Dachte ich jedenfalls.«
    »Stimmt ja auch.«
    »Aber?«
    »Kein aber. Ich bin Nationalistin.«
    »Hm.«
    »Das kriegst du natürlich nicht auf die Reihe, was? Dass so was geht. Menschenrechte und Nationalismus.«
    Jericho breitete ergeben die Hände aus. »Ich lerne gern dazu.«
    »Dann lern. Ich bin keine Faschistin, keine Rassistin, nichts in der Art. Aber ich meine durchaus, dass China ein großartiges Land mit einer großartigen Kultur –«
    »Auf der ihr selber rumgetrampelt seid.«
    »Pass mal auf, Owen, was Grundsätzliches. Ihr, euch, du, deine Leute – lass das! Als die Roten

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