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Limit

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Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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vor drei Jahren war der Niedergang bereits im vollen Gange. Ruiz hat Repsol darum gedrängt, stärker in die alternativen Energien einzusteigen. Erinnert Sie das an Sie selber?«
    Unfassbar, dachte Palstein.
    »Alles kann Zufall sein«, fuhr Keowa fort. »Ruiz' Verschwinden. Chinas Engagement im Ölsandgeschäft. Der Asiate, sogar, dass Ihre Leute ihn das Haus haben betreten lassen. Vielleicht ist er ja harmlos und ich sehe Gespenster, aber Gefühl und Verstand sagen mir, dass wir auf der richtigen Spur sind.«
    »Und was soll ich jetzt tun, Ihrer Meinung nach?«
    »Misstrauen Sie Gudmundsson und seinen Leuten. Falls sich alles als Irrtum rausstellen sollte, bin ich die Erste, die zu Kreuze kriecht. Bis dahin: Denken Sie nach! Über Ruiz. Über kritische Schnittmengen mit China. Über Fallgruben in Ihrem eigenen Laden, und noch was – erwägen Sie, wem es nützen könnte, dass Sie nicht mit zum Mond geflogen sind. Sie können mich anrufen, wir können uns treffen, jederzeit. Versuchen Sie, herauszufinden, wer der Asiate auf dem Foto ist, vielleicht taucht er in EMCOs internen Datenbanken auf. Investieren Sie in persönliche Sicherheit, werfen Sie meinetwegen Gudmundsson und sein Team raus, aber schalten Sie nicht die Polizei ein. Das ist das Einzige, worum ich Sie bitte.«
    »Na, Sie sind gut!«
    »Vorerst nicht.«
    »Das könnten Beweismittel sein!«
    »Gerald«, sagte Keowa eindringlich. »Ich verspreche Ihnen, ich werde nichts unternehmen, was Ihre Sicherheit gefährdet, und auch die Polizei nicht außen vor lassen. Nur für den Moment. Ich brauche einen gewissen Vorsprung, um die Story exklusiv bringen zu können.«
    »Ist Ihnen eigentlich klar, was Sie mir da erzählen? Was Sie von mir verlangen?«
    »Wir haben eine Abmachung, Gerald. Möglicherweise habe ich Ihren Attentäter gefunden, das ist mehr, als die Polizei in vier Wochen zustande gebracht hat. Geben Sie mir Zeit. Bitte. Wir arbeiten unter Hochdruck an der Sache. Ich liefere Ihnen die Schweine auf dem Silbertablett.«
    Palstein schwieg eine Weile. Dann seufzte er.
    »Gut«, sagte er. »Tun Sie, was Sie für richtig halten.«
     

28. MAI 2025
    [DER SÖLDNER]
    NACHTFLUG
     
    Eines musste man Teodoro Obiang Nguema Mbasogo lassen. Seit seiner Machtübernahme im August 1979 hatte sich die Menschenrechtslage in Äquatorialguinea sichtlich gebessert. Fortan gab es entlang der Autobahnstrecke zum Flughafen keine Massenkreuzigungen mehr, und die Schädel Oppositioneller wurden nicht länger öffentlich aufgespießt.
    »Ein wahrer Wohltäter«, spottete Yoyo.
    »Aber nicht der Erste«, sagte Jericho. »Schon mal von Fernão do Pó gehört?«
    Mit zweifacher Schallgeschwindigkeit Berlin zustrebend, reisten sie rückwärts in der Zeit, aus dem heraufdämmernden Shanghaier Morgen in die Berliner Nacht, aus dem Jahr 2025 in die Anfänge eines Kontinents, auf dem traditionell alles schiefzugehen pflegte, was nur schiefgehen konnte: Afrika, die ungeliebte Wiege der Menschheit, gezeichnet von schnurgeraden Grenzen, die seine uralten Sehnen und Nerven durchtrennten und Länder von bizarrer Geometrie schufen, deren kleinstes flickengleich am westlichen Rand lag und dessen Geschichte sich las wie die Chronik einer fortgesetzten Vergewaltigung.
    »Fernão do Pó? Wer zum Teufel soll das sein?«
    »Auch ein Wohltäter. Gewissermaßen.«
    Da Tu es sich nicht nehmen ließ, seinen Firmenjet selbst zu fliegen, hatten Jericho und Yoyo die luxuriöse, zwölfsitzige Passagierkabine für sich alleine. An zwei Monitoren, unterstützt von Diane, machten sie sich mit Äquatorialguinea vertraut in der Hoffnung, Antworten auf die Fragen der letzten beiden Tage zu finden. Mit jeder Information, die der Computer zutage förderte, gestaltete sich das Bild nur umso verwirrender, doch ließen sich die Ereignisse in Äquatorialguinea offenbar nur verstehen, wenn man seine Entwicklung von Anfang an betrachtete. Und angefangen, wirklich angefangen, hatte es mit
     
    Fernão do Pó.
    Mit träger See. Windstille. Mit Vorhängen aus Regen, die sich über der Küstenlinie bauschen.
    Schweiß und Regenwasser mischen sich auf der Haut, dass man sich vorkommt wie in Dampf gesotten. Orchestriert vom Geschrei kleiner Seevögel werden Boote zu Wasser gelassen. Ruderer, pullend, ein Mann aufrecht im Bug. Das Ufer rückt näher, Vegetation konturiert sich im triefenden Grau. Der Mann betritt das Gestade, schaut sich um. Einmal mehr beginnt die Transformation von Gegend in staatsartiges Gebiet mit einem

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