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Limit

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Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Anhauchen und Polieren allerlei Kristalls totschlug, und bedeutete ihm durch Hochhalten ihres leeren Glases, dass sie ein weiteres Labatt Blue wünsche. Im The Keg Steakhouse and Bar des Westin Calgary herrschte bedrückende Leere. In Vorfreude auf gegrillten Lachs und Cesars Salad sehnte sie das Eintreffen des Praktikanten herbei, dessen Tischgesellschaft ihr zugleich immer suspekter wurde, da sie fürchtete, er könne demnächst explodieren und all die Mengen komprimierter Eierspeisen, Wurstwaren und Steaks, die er im Verlauf der letzten beiden Tage in sich reingestopft hatte, über sie verteilen. Andererseits, der Junge war gut. Ganz sicher würde er Informationen für sie haben, wenn er aufkreuzte.
    Der Kellner brachte das Bier. Keowa tauchte die Oberlippe in den Schaum, als ihr Handy schellte.
    »Guten Abend, Shax' saani Keek'«, sagte Gerald Palstein.
    »Oh, Gerald«, rief sie erfreut. »Wie geht es Ihnen? So ein Zufall, dass Sie anrufen, wir beschäftigen uns gerade mit Ihrem Freund Gudmundsson. Haben Sie ihn rausgeworfen?«
    »Loreena –«
    »Vielleicht sollten wir ihn erst mal weiter beobachten.«
    »Loreena, er ist verschwunden.«
    Keowa brauchte einen Moment, um zu begreifen, was Palstein gerade gesagt hatte. Sie stand auf, nahm ihr Bier, verließ die Bar und suchte sich einen einsamen Platz in der Lobby.
    »Gudmundsson ist verschwunden?«, fragte sie gedämpft.
    »Er und sein komplettes Team«, nickte Palstein sorgenvoll. »Seit heute Mittag. Niemand weiß, wohin. Bei Eagle Eye kann man ihn unter keiner seiner Nummern erreichen, dafür erfuhr ich, einer Ihrer Leute hätte dort angerufen und Erkundigungen über ihn eingezogen.«
    Keowa zögerte. »Wenn ich herausfinden soll, wer auf Sie geschossen hat, führt kein Weg an Gudmundsson vorbei.«
    »Ich bin nicht sicher, ob unsere Abmachung noch steht.«
    »Moment!«, fuhr sie auf. »Nur weil –«
    »Jetzt hören Sie mir mal einen Augenblick zu, ja? Sie sind keine professionelle Ermittlerin, Loreena. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich stehe tief in Ihrer Schuld. Alleine zu wissen, dass Gudmundsson möglicherweise gegen mich arbeitet! Glauben Sie mir, ich werde Sie nach Kräften bei Ihrer Umweltreportage unterstützen, das habe ich versprochen und halte ich, aber von jetzt an sollten Sie die Ermittlungen der Polizei überlassen.«
    »Gerald –«
    »Nein.« Palstein schüttelte den Kopf. »Die sind auf Sie aufmerksam geworden. Gehen Sie aus dem Fadenkreuz, Loreena, das sind Leute, die für ihre Zwecke töten.«
    »Gerald, haben Sie je darüber nachgedacht, warum Sie noch leben?«
    »Ich hatte unverschämtes Glück, das ist alles.«
    »Nein, warum Sie immer noch leben. Vielleicht ging es ja gar nicht darum, Sie zu töten. Vielleicht würden Sie auch noch leben, wenn Sie auf dem Podium nicht gestolpert wären.«
    »Sie meinen –«
    »Oder es war denen egal. Überlegen Sie doch mal! Gudmundsson hätte Sie seitdem tausendmal über den Haufen schießen können, stattdessen laufen Sie putzmunter durch die Gegend. Ich bin sicher, der Anschlag hat einzig dem Zweck gedient, Sie eine Weile aus dem Verkehr zu ziehen.«
    »Hm.«
    »Gut, kleine Korrektur«, räumte sie ein. »Wären Sie nicht gestolpert, hätte die Kugel Ihren Kopf getroffen. Aber alles andere stimmt, muss stimmen. Jemand wollte Sie an etwas hindern. Meines Erachtens daran, mit Orley zum Mond zu fliegen. Und das ist gelungen, also warum sollten die Sie jetzt noch töten? Alejandro Ruiz hatte möglicherweise weniger Glück –«
    »Ruiz?«
    »Der Stratege von Repsol.«
    »Langsam, mir schwirrt der Kopf. Zwischen Ruiz und mir sehe ich nun wirklich keinen Zusammenhang.«
    »Ich aber«, zischte sie, während sie sich umsah, ob jemand in Hörweite war. »Mein Gott, Gerald! Sie sind Strategischer Leiter eines Unternehmens, das die meiste Zeit seiner Existenz das genaue Gegenteil dessen getan hat, was Sie wollten. Erst, als alles schon zu spät war und den Bach runterging, gaben die Ihnen genügend Kompetenzen, nur dass Sie jetzt nicht mehr viel damit anfangen können. Nicht anders verhielt es sich mit Ruiz! Moralapostel, Nestbeschmutzer, Nervensäge. Hat Repsol unablässig gedrängt, sich in Solarkraft zu engagieren, wollte mit Orley Enterprises ins Geschäft kommen, genau wie Sie! Hat gegen Wände gesprochen. Und plötzlich, als der Kahn abzusaufen droht, machen die ihn zum Strategischen Leiter. Sie und Ruiz fordern jahrelang ein Standbein in den alternativen Energien, werden ignoriert, dann inthronisiert,

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