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Limit

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Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Mossad und BND. Speziell die Deutschen haben exzellente Kontakte, sagen sie, und die Israelis natürlich, aber manchmal verirren sich auch Typen vom KGB zu Eagle Eye, sogar Chinesen und Koreaner. Auf Wunsch legen sie dir die Vita jedes Mitarbeiters offen. Die haben keine Geheimnisse, ganz im Gegenteil! Lebensläufe sind Teil ihrer Reputation.«
    »Und Gudmundsson?«
    »Zur Hälfte Isländer, daher der Name. Aufgewachsen in Washington. Ehemaliger Navy Seal, Ausbildung zum Scharfschützen, durch jeden Dreck gekrochen. Mit fünfundzwanzig zu einer Privatarmee gestoßen, Mamba.«
    »Nie gehört.«
    »Operierten Anfang des Jahrtausends in Kenia und Nigeria. Von dort weiter zu einer ähnlich gearteten westafrikanischen Firma namens African Protection Services, kurz APS.«
    »Hm. Afrika.«
    »Ja, aber seit fünf Jahren lebt er wieder in den Staaten. Stellt seine Arbeitskraft privaten Sicherheitsfirmen zur Verfügung, Eagle Eye und anderen, in aller Regel als Projektleiter.«
    Keowa überlegte. Afrika? Spielte es eine Rolle, wo Gudmundsson vorher gearbeitet hatte? Fest stand, dass er einen Klienten seines Arbeitgebers verriet. Ob Eagle Eye mit drinsteckte, konnte ebenso wenig ausgeschlossen wie vorausgesetzt werden. Das Unternehmen galt als seriös und wurde von einer Reihe prominenter Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Showbusiness in Anspruch genommen. Interessant war, dass Eagle Eye Gudmundsson bereits zum Zeitpunkt von Ruiz' Verschwinden beschäftigt hatte. Was also hatte Gudmundsson vom 2. auf den 3. September 2022 gemacht? Wo war er in der Nacht gewesen, in der Ruiz verloren ging? In Peru vielleicht?
    »Das war's?«, fragte sie. »Mehr nicht?«
    »Na komm, ist doch nicht übel!«
    »Na ja, 'ne Grillkartoffel.« Sie grinste. »Okay, okay! Plus zweimal Spare Ribs.«
     

30. MAI 2025
    [GEDÄCHTNISKRISTALL]
    BERLIN, DEUTSCHLAND
     
    In den Szenarien der Exobiologen war außerirdisches Leben auch dort möglich, wo man es am wenigsten erwartete. Eigenartige Wesen siedelten in vulkanischen Schloten, trotzten Ozeanen aus Schwefel und Ammoniak, keimten unter dem Panzer von Eismonden oder glitten mit lethargischer Majestät durch die vielfarbige Himmelsvertikale des Jupiter, rochenartig geflügelte Riesen, deren wasserstoffgefüllte Körperkammern sie davor bewahrten, am metallischen Kern des Gasriesen zerquetscht zu werden.
    Um 6.30 Uhr näherte sich ein solches Wesen Berlin.
    Das kalte, grelle Licht des Sonnenaufgangs ließ seine Haut erstrahlen, als es sich sacht in die Kurve legte und tiefer sank. Seine Spannweite betrug beinahe einhundert Meter. Rumpf und Schwingen gingen nahtlos ineinander über und mündeten in einem winzigen, angedeuteten Kopf, der gemessen an der Gesamtgröße von rudimentärer Intelligenz zeugte. Doch der Eindruck trog. Tatsächlich kumulierte dort die geballte Rechnerleistung von vier autonom arbeitenden Computersystemen, die den gewaltigen Körper unter Aufsicht von Pilot und Copilot in der Schwebe hielten.
    Es war ein Nurflügler der Air China, der in diesen Minuten Berlin ansteuerte. Er bot rund 1000 Passagieren Platz. Seine Konstrukteure, nicht länger bereit, Tragflächen an Röhren zu schrauben, hatten einen symmetrischen, flachen Hohlkörper geschaffen, der bis in seine äußeren Flügelspitzen bestuhlt war, ein aerodynamisches Wunder. Eingebettet im Heck lagen die Triebwerke des Riesen. Ihr exorbitant großer Durchmesser entwickelte hohe Schubkraft bei niedrigen Umdrehungen, zugleich begünstigte die Rochenform den Auftrieb und erzeugte kaum noch Verwirbelungen, was den Verbrauch reduzierte und den Fluglärm auf sozial verträgliche 63 Dezibel absenkte. Selbst auf Fenster hatten die Erbauer zugunsten der Aerodynamik verzichtet. An ihrer statt übertrugen winzige Kameras entlang der Rumpfnaht die Außenwelt auf 3-D-Bildschirme, die eine durchgehende Glasfläche simulierten. Der Flug wurde zum sinnlichen Luxus. Unwohlsein stellte sich allenfalls auf den billigen Plätzen in den Flügelspitzen ein, die sich im Kurvenflug bis zu 25 Meter hoben und senkten und an denen die Turbulenzen zerrten.
    Der Mann hingegen, der federnden Schrittes vom bordeigenen Massageservice zu seinem Sitz zurückkehrte, genoss die Unterbringung in der Platinum-Lounge. Die dortige Simulation übertrug nichts Geringeres als den Blick aus dem Cockpit, ein faszinierendes Panorama in makelloser räumlicher Darstellung. Er ließ sich ins Polster fallen und senkte die Augenlider. Sein Sitz lag exakt auf der Axialgeraden des

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