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Limit

Limit

Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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auf den einen wird geschossen, der andere geht in Lima verloren, und da sehen Sie keinen Zusammenhang?«
    Palstein blieb die Antwort schuldig.
    »Am 1. September 2022«, fuhr Keowa fort, »dem Tag vor seinem Abflug nach Lima, nahm Ruiz an einer rätselhaften Konferenz teil, irgendwo in der Nähe von Peking. Dort muss etwas vorgefallen sein. Etwas, das ihn so aus dem Gleichgewicht brachte, dass seine eigene Frau ihn am Telefon kaum wiedererkannte. Klingelt da was bei Ihnen?«
    »Ja. Ein Warnsignal.«
    »Und was sagt es?«
    »Dass Sie sich in Gefahr begeben. Wenn ich das alles so höre, glaube ich nämlich, Sie haben recht mit Ihren Vermutungen. Die Parallele ist nicht von der Hand zu weisen.«
    »Na also.«
    »Und genau das macht mir Angst.« Palstein schüttelte den Kopf. »Bitte, Loreena. Ich will nicht, dass Sie meinetwegen Schaden nehmen.«
    »Ich werde vorsichtig sein.«
    »Sie werden vorsichtig sein?« Er lachte scheppernd. »Ich bin auf meinen eigenen Leibwächter reingefallen, und glauben Sie mir, ich war vorsichtig! Überlassen Sie die Ermittlungen der –«
    »Nein, Gerald«, flehte sie. »24 Stunden, geben Sie mir 24 Stunden, in jedem guten Krimi kriegt man 24 Stunden! Morgen in aller Frühe fliege ich nach Vancouver, dann wird das Ganze zur Chefsache erhoben. Dann arbeitet ganz Greenwatch an der Story. Morgen Abend weiß ich, was es mit der Konferenz auf sich hatte, in wessen Auftrag Gudmundsson unterwegs ist, und wenn nicht, ich schwöre, holen wir trotzdem die Polizei ins Boot. Das ist mein Versprechen an Sie, nur geben Sie mir diese Zeit.«
    Palstein schaute sie aus seinen melancholischen Augen an und seufzte.
    »Na schön. Wie vielen Leuten haben Sie die Bilder von Gudmundsson und dem Asiaten überhaupt schon gezeigt?«
    »Etlichen. Keiner kennt den Fettwanst.«
    »Und die Sache mit Ruiz?«
    »Drei, vier Leute wissen davon. Alles weiß nur ich.«
    »Dann tun Sie mir wenigstens einen Gefallen. Belassen Sie es dabei, bis Sie in Vancouver angekommen sind. Unternehmen Sie bis dahin nichts, was weitere Asseln unter dem Stein hervorlocken könnte.«
    »Hm. Okay.«
    »Versprochen?«, fragte er misstrauisch.
    »Indianerehrenwort. Sie wissen ja, was das bei mir bedeutet.«
    »Sicher.« Er lächelte. »Shax' saani Keek'.«
    »Passen Sie auf sich auf, Gerald.«
    »Und Sie rufen mich an, wenn Sie in Vancouver eingetroffen sind.«
    »Mach ich. Sofort.«
    Sie beendete die Verbindung. Palsteins Bild verblasste. Etwas verwirrt stellte Keowa fest, dass sie sich auf eigenartige Weise zu ihm hingezogen fühlte, obwohl er ein Melancholiker war, eine abstrakte Liebe zur Mathematik pflegte und komische Musik toter Avantgardisten hörte. Zudem war er kleiner und schmaler als sie, beinahe schmächtig, mit schwindendem Haar, der konsequente Gegenentwurf zum maskulinen, keilschultrigen Typus, den sie bevorzugte. Seine Gesichtszüge waren wohlproportioniert, wenngleich nicht sonderlich markant, nur seinen samtenen Augen wohnte etwas inne, das sie berührte. Sinnend schaute sie auf das erloschene Display, als ihr gegenüber geräuschvoll der Stuhl gerückt wurde.
    »Komme um vor Hunger«, sagte der Praktikant. »Wo ist die Karte?«
    Sie steckte das Handy weg. »Ich hoffe, du warst fleißig. Steaks gegen Wissen. Im proportionalen Verhältnis.«
    »Für'n Kilo T-Bone sollte es reichen.« Er breitete ein Dutzend Zettel vor sich aus. »Also pass auf. Ich hab bei Eagle Eye angerufen, dem Sicherheitsunternehmen, das Palsteins Leibgarde stellt. Mit der Geschichte von der bedrohten Journalistin aufgewartet, die im Zuge brisanter Recherchen Personenschutz benötigt, und dass du kürzlich Gudmundsson kennengelernt hast, von dem dein Freund Palstein in den höchsten Tönen gesprochen hätte, bla bla bla. Sie meinten, Gudmundsson sei freier Mitarbeiter und von der Bewachung des Ölmanagers ziemlich in Anspruch genommen, sie müssten mal sehen, ob er noch Kapazitäten übrig habe, andernfalls würden sie dir ein eigenes Team auf den Leib schneidern. Sie kannten dich übrigens.«
    Keowa hob die Brauen. »Ach ja?«
    »Aus dem Netz. Deine Reportagen. Waren ziemlich angetan von dem Gedanken, Loreena Keowa zu beschützen.«
    »Schmeichelhaft. Arbeiten sie viel mit Freien?«
    »Fast nur. Die Hälfte sind ehemalige Polizisten, der Rest setzt sich aus Navy Seals, Army Rangers und Green Berets zusammen, andere waren zuvor in weltweit operierenden Privatarmeen. Hinzu kommen Ex-Geheimdienstler für Logistik und Informationsbeschaffung, vorzugsweise CIA,

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