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Limit

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Titel: Limit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Schulter, ohne seinen Schritt zu verlangsamen. »Wie geht's den Resten der IRA?«
    »'n paar sind gestorben.« Der Glatzkopf schloss sich ihm an. »Hab kaum noch Kontakt. Unter welchem Namen bist du eingereist?«
    »Zhao Bide. Ist alles organisiert?«
    »Alles in Butter. Hatten allerdings mächtig Verspätung in Dublin. Bin erst nach Mitternacht angekommen, echt 'n Scheißflug. Na, egal.«
    »Und die Waffen?«
    »Liegen bereit.«
    »Wo?«
    »Im Auto. Willst du erst ins Hotel? Oder sollen wir gleich ins Muntu fahren? Ist aber noch dunkel. Die Wohnung darüber auch. Pennen wahrscheinlich noch.«
    Xin überlegte. Vor einer Woche, nachdem seine Leute Vogelaars neue Identität gelüftet hatten, war Mickey Reardon schon einmal im Muntu gewesen und hatte den Laden auf Zugangsmöglichkeiten gecheckt. In Nordirland waren Alarmanlagen seine Spezialität gewesen. Seit dem Zerfall der IRA arbeitete er wie viele ehemalige Angehörige auf dem freien Markt und übernahm dabei gelegentlich auch Aufträge ausländischer Geheimdienste wie Zhong Chan Er Bu. Für gewöhnlich bevorzugte Xin die Zusammenarbeit mit jüngeren Partnern, doch Mickey, obschon Ende fünfzig, befand sich in guter körperlicher Verfassung, wusste mit Waffen umzugehen und erkannte jedes elektronische Sicherheitssystem mit verbundenen Augen. Xin hatte mehrfach mit ihm zusammengearbeitet und ihn schließlich Hydra empfohlen. Seitdem gehörte der Ire zu Kennys Team. Er mochte nicht eben ein Geistesriese sein, dafür stellte er keine Fragen.
    »Auf einen Sprung ins Hotel«, entschied Xin. »Danach bringen wir's hinter uns.« Er blinzelte in die Sonne und strich sich das lange Haar aus der Stirn. »Berlin soll ja ganz schön sein. Trotzdem. Spätestens heute Abend will ich hier wieder weg.«
     
    Doch Jan Kees Vogelaar schlief nicht.
    Er hatte kein Auge zugetan während der Nacht, was nur bedingt den Kopfschmerzen anzulasten war, die ihn seit Yoyos Keulenhieb plagten. Vielmehr war er mit Nyela übereingekommen, sich fürs Erste nach Frankreich abzusetzen, wo er Kontakte zu pensionierten Fremdenlegionären unterhielt. Während Nyela zu packen begann, stellte er ihre neuen Identitäten zusammen. Luc und Nadine Bombard, Nachfahren französischer Kolonialisten aus Kamerun, würden gegen Abend in Paris eintreffen.
    Um halb acht rief er Leto an, einen befreundeten Halbgabuner, der vor einigen Jahren nach Berlin gezogen war, um seinem weißen Vater im Kampf gegen den Krebs beizustehen. Mit ihm hatte sich Nyela am Tag zuvor Unter den Linden getroffen. Leto hatte zu Mamba gehört, bevor das Unternehmen in der neu gegründeten African Protection Services aufgegangen war, und ihnen bei der Eröffnung des Muntu geholfen. Er war ihr einziger Vertrauter auf deutschem Boden, wenngleich ohne Kenntnis der genaueren Umstände, die Vogelaar zur Flucht aus Äquatorialguinea veranlasst hatten. Für ihn war Mayés Ausradierung im Wesentlichen das Werk Ndongos, finanziert von irgendwelchen ausländischen Mächten. Vogelaar hatte es vermieden, seine Sicht zu korrigieren.
    »Wir werden verschwinden müssen«, sagte er knapp.
    Leto, den er offenbar aus dem Bett geholt hatte, vergaß vor Überraschung zu gähnen.
    »Was heißt verschwinden?«
    »Das Land wechseln. Sie haben uns aufgespürt.«
    »Mist!«
    »Ja, Mist. Hör zu, kannst du mir einen Gefallen tun?«
    »Natürlich.«
    »In zwei Stunden, wenn die Banken aufmachen, werde ich unsere Konten räumen und Verschiedenes zu besorgen haben. Nyela geht während der Zeit runter ins Muntu und packt ein, was wir von dort mitnehmen können. Es wäre schön, wenn du ihr dabei Gesellschaft leistest. Nur der Vorsicht halber, bis ich wieder da bin.«
    »Klar.«
    »Hol sie am besten oben in der Wohnung ab.«
    »Mach ich. Wann wollt ihr abhauen?«
    »Gleich nach Mittag.«
    Leto schwieg einen Moment.
    »Ich verstehe das nicht«, sagte er. »Warum lassen die euch nicht einfach in Ruhe? Ndongo ist seit einem Jahr wieder am Ruder. Ihm droht doch keine Gefahr mehr von dir.«
    »Wahrscheinlich hat er es immer noch nicht verwunden, dass ich ihn damals aus dem Amt geputscht habe«, log Vogelaar.
    »Lächerlich«, schnaubte Leto. »Es war Mayé. Du wurdest lediglich bezahlt, das war nichts Persönliches.«
    »Mir reicht, dass die Typen hier aufgetaucht sind. Kannst du um halb neun bei Nyela sein?«
    »Klar. Kein Problem.«
    Anderthalb Stunden später stürzte sich Vogelaar in den Frühverkehr. Die Ampelphasen erschienen ihm feindselig lang. Er überquerte die

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