Limit
bis ganz nach oben reichen.«
»Nein, viele sind's nicht«, bestätigte Locatelli säuerlich. »Nur elendiglich groß sind sie. Der da vorne dürfte Tonnen wiegen.«
»Geteilt durch sechs. An die Arbeit.«
GAIA, VALLIS ALPINA
Um halb sieben rief Lawrence die Suchtrupps zurück in die Zentrale. Lynn und Thiel hatten den überwiegenden Teil der Personalunterkünfte und einen Teil der Suiten im Brustkorb observiert, Michio Funaki und Ashwini Anand waren wie Blattkäfer durch die Treibhäuser gekrochen und hatten jeden Fetzen Grün und jede Tomate um- und umgedreht, bevor sie sich dem Meditationszentrum und der multireligiösen Kirche gewidmet hatten. Das dritte Team schließlich konnte vermelden, Pool, Wellness-Bereich und Casino seien, wie Kokoschka es ausdrückte, sauber, wobei er das Wort auf eine Weise betonte wie Philip Marlowe nach Abtasten eines Verdächtigen.
»Und genau hier liegt das Problem«, sagte Lawrence. »In der Augenscheinlichkeit. Hatten wir Gelegenheit, in die Wände und Böden zu schauen? In die Lebenserhaltungssysteme?«
Kokoschka schwenkte vielsagend seinen Detektor. »Hat nich' angeschlagen.«
»Ja, sicher, aber wir wissen zu wenig über Mini-Nukes.«
»Es war Ihre Idee, das Hotel abzusuchen«, sagte Lynn aufgebracht. »Also erzählen Sie uns nicht, das wäre umsonst gewesen. Außerdem, Sophie und ich haben in die Lebenserhaltungssysteme geschaut, überallhin, wo Platz genug für so ein Ding wäre.«
»So?« Lawrence musterte sie mit Röntgenaugen. »Woher wollen Sie denn wissen, wie viel Platz eine Mini-Nuke braucht?«
»Das ist unfair, Dana«, sagte Tim leise.
»Ich bin weit davon entfernt, unfair zu sein«, versetzte sie, ohne ihn anzusehen. »Mir geht es darum, Risiken zu minimieren, und dazu hat die Suche beigetragen. Wir haben an wichtigen Stellen nachgesehen, ich selber war im Kopf, wenngleich ich unverändert der Ansicht bin, dass eine Bombe an einem zentraleren, tieferen Punkt liegen dürfte.«
»Oder auch nicht«, sinnierte Anand. »Es ist eine Atombombe. Die Sprengwirkung kann enorm sein, sodass es möglicherweise egal ist, wo man sie versteckt.«
»Möglicherweise.« Lawrence nickte langsam. »Jedenfalls reicht das, was ich gehört habe, nicht für eine Entwarnung. Wenigstens konnte ich ein Gespräch mit der Peary-Basis führen. Wie vermutet, haben sie da dieselben Probleme, weder Kontakt zur Erde noch zu unseren Shuttles, außerdem liegen sie im Librationsschatten. Nachdem ich dem stellvertretenden Kommandanten in kurzen Zügen geschildert habe –«
»Was?«, explodierte Lynn. »Sie haben dem erzählt, was hier los ist?«
»Beruhigen Sie sich. Ich habe –«
»Sie haben denen von der Bombe erzählt?« Lynn sprang auf. »Das werden Sie auf keinen Fall tun, hören Sie? Das können wir uns nicht leisten!«
»– habe mit dem stellvertretenden Kommandanten –«
»Nicht ohne meine Erlaubnis!«
»– über den Satellitenausfall gesprochen«, sagte Lawrence unmerklich lauter, jedoch mit einer Stimme, als zersäge sie einen Knochen. »Und ihm geschildert, dass wir unsere Gäste nicht erreichen können. So hatten wir es doch vereinbart, richtig, Miss Orley? Danach wollte ich wissen, ob er ungewöhnliche Nachrichten von der Erde erhalten habe, bevor die Satelliten ausfielen. Aber er wusste von nichts.«
»Also haben sie ihm doch erzählt –«
»Nein, ich habe lediglich vorgefühlt. Und er hatte seinerseits nichts zu erzählen. Die Basis ist eine amerikanische Einrichtung. Sollte Jennifer Shaw zwischenzeitlich entschieden haben, Houston von der Bombe in Kenntnis zu setzen, ist sie zu spät damit rausgerückt. Jedenfalls hat es nicht gereicht, um die Basisbesatzung zu verständigen, bevor die Satelliten ausfielen. Man weiß dort nichts von unseren Problemen, aber ich habe mir erlaubt, meine Sorge über das Schicksal der Ganymed zu äußern. Vor dem Hintergrund eines möglichen Unfalls.«
Lynns Blick hetzte durch den Raum, krallte sich an Tim fest.
»Wir dürfen nicht riskieren, dass sich das rumspricht.«
»Wenn sich die Ganymed nicht bald meldet, wird es sich rumsprechen«, sagte Lawrence. »Dann werden wir die Basis ersuchen müssen, einen Shuttle zum Aristarchus-Plateau zu schicken, um nachzusehen.«
»Auf keinen Fall! Wir dürfen Julians Gäste nicht verunsichern.«
Oh, Lynn! Fatal, fatal. Tim widerstand dem Impuls, ihr in Pflegermanier die Hand auf den Unterarm zu legen.
»Was würdest du also tun?«, fragte er schnell.
»Vielleicht –« Sie knetete
Weitere Kostenlose Bücher