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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hundert Jahre Zaertlichkeit
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erinnert.
    Die
schlanke, dunkelhaarige Frau hinter dem aus Brettern gezimmerten Verkaufstisch
starrte mit großen Augen auf Elisabeths Halskette und wich sogar einen Schritt
zurück, als hätte sie Angst, von einem unsichtbaren Strahl getroffen zu
werden. »Woher haben Sie das?« hauchte sie.
    Elisabeths
Herz schlug heftig, und sie kam sich wie ein Kind vor, das beim Stehlen ertappt
worden war. »Die Halskette?« Die Frau nickte nervös. »Ich habe sie von meiner
Tante geerbt.«
    Die Frau
fing sich allmählich, kam jedoch nicht näher. »Ihre Tante war doch nicht
Verity Claridge?«
    Ein eisiger
Finger schien an Elisabeths Rückgrat entlangzugleiten. »Doch.«
    Ausdrucksvolle
braune Augen sahen sie beschwörend an. »Seien Sie vorsichtig!« warnte die
dunkelhaarige Frau.
    Elisabeth
hatte viele Fragen, spürte jedoch Janets Unbehagen und wollte die Situation
nicht schlimmr machen.
    »Was sollte
das denn?« fragte Janet, als sie wieder im Wagen saßen. »Ich dachte, die Frau
fiele in Ohnmacht.«
    Chastity
Pringle – der Name auf dem Ansteckschild der Frau hatte sich in Elisabeths
Gedächtnis eingebrannt. Wer immer Mrs. Pringle war, sie wußte, daß Tante
Veritys Halskette kein normales Schmuckstück war, und Elisabeth wollte die
ganze Wahrheit darüber herausfinden.
    »Elisabeth?«
Sie zuckte leicht zusammen. »Hmm?«
    »Hast du es
nicht sonderbar gefunden, wie diese Frau sich verhalten hat?«
    Elisabeth
steuerte durch den leichten Nachmittagsverkehr von Pine River. »Die Welt ist
voller sonderbarer Leute.«
    Den Abend
verbrachten sie mit Videofilmen und Pizza. Beim Frühstück am Sonntag wurde
Janet unruhig, und mittags verabschiedete sie sich und fuhr zurück in die
Großstadt, wo ihr Freund und ihr Job warteten.
    Kaum war
Janets Wagen verschwunden, da lief Elisabeth in die Küche und sah im
Telefonbuch unter P nach. Ein Paul Pringle war eingetragen, aber keine
Chastity.
    Sie rief
den Mann an und fragte, ob er eine Verwandte namens Chastity habe. Er bellte
unfreundlich, daß niemand in seiner Familie einem Mädchen diesen Namen antat,
und legte auf.
    Elisabeth
holte ihre Handtasche und fuhr zum Ausstellungsgelände zurück. Die Quiltbude
war inzwischen mit
einer stämmigen, grauhaarigen Großmutter besetzt. Das Sonnenlicht brach sich in
dem straßbesetzten Brillengestell, als sie Elisabeth anlächelte.
    »Chastity
Pringle? Einen solchen Namen kann man eigentlich nicht vergessen, aber ich habe
das wohl getan, weil
er mir nichts sagt. Sie geben mir Ihre Telefonnummer, und ich sage Wynne
Singleton, sie soll Sie anrufen. Sie macht die Koordination und wird wissen,
wo Sie diese Frau finden.«
    »Danke«,
sagte Elisabeth und schrieb ihren Namen und ihre Telefonnummer auf die
Rückseite einer Quittung des Bargeldautomaten ihrer Bank in Seattle.
    Den
restlichen Nachmittag verbrachte sie mit Gartenarbeit, und als sie wieder ins
Haus kam, brannte das rote Licht an dem Anrufbeantworter, den sie an Tante
Veritys altes Telefon in der Diele angeschlossen hatte. Sie drückte den Knopf
und hielt den Atem an, als sie Rues Stimme hörte.
    »Hallo,
Kusine! Tut mir leid, daß ich dich verfehlt habe. Wenn du nicht innerhalb von
zehn Minuten anrufst, bin ich wieder weg. Ich wünschte, ich könnte bei dir sein, aber
ich habe einen anderen Auftrag. Bis bald!«
    Sofort rief
Elisabeth an, aber die zehn Minuten waren offenbar schon vorüber. Enttäuscht
duschte sie und zog sich um, aß ein Stück aufgewärmte Pizza und suchte eine
Kerze und Streichhölzer. Der Himmel wirkte grau und schwer, und bei einem
Gewitter konnte der Strom ausfallen.
    Müde von
der Gartenarbeit erwartete Elisabeth sofort einzuschlafen, wälzte sich jedoch
so lange schlaflos hin und her, bis sie aufstand, sich eine Tasse Kräutertee
machte und sich damit an den Schreibtisch in ihrem Zimmer setzte.
    Sie griff
nach einer Feder und Tante Veritys Briefpergament, schrieb »Liebe Rue« und
schilderte ihr Treffen mit Jonathan und Trista, ohne ein Detail auszulassen.
Schließlich steckte sie den Brief in einen Umschlag, schrieb Rues Adresse
darauf und versah ihn mit einer Marke. Am Morgen wollte sie ihn in den
Briefkasten unten an der Straße werfen, die kleine Metallfahne hochklappen
und abwarten, was dabei herauskam. Rue war ihre beste Freundin, aber auch eine
pragmatische Reporterin. Vermutlich würde sie genauso schnell ärztliche Hilfe
vorschlagen, wie das Elisabeths Vater tun würde. Dennoch mußte Elisabeth
jemandem schildern, was da vor sich ging, sonst würde sie

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