Linda Lael Miller
wie oder warum es funktioniert, und es besteht immer die
Möglichkeit, daß ich nicht zurückkommen kann.«
Seine Augen
verdunkelten sich. »Wenn ich dir glauben soll, Lizzie, mußt du mir einen
Beweis liefern.«
»Nun gut«,
stimmte sie mit einem Achselzucken zu. Es gefiel ihr nicht, Jonathan zu
verlassen. »Aber zuerst will ich von dir ein Versprechen. Wenn ich nicht wiederkomme,
mußt du Trista aus diesem Haus wegbringen und darfst es erst wieder nach dem
ersten Juli betreten.«
Er
betrachtete sie einen Moment, dann nickte er. »Du hast mein Wort«, sagte er
skeptisch.
Elisabeth
ging in ihr Zimmer, holte die Halskette aus ihrem Versteck und betrat Tristas
Zimmer. Nach einem besorgten Blick auf das schlafende, ahnungslose Kind legte
sie die Kette um ihren Hals. Sie konnte Jonathan deutlich auf dem Korridor
sehen.
Elisabeth
holte tief Luft, schloß die Augen und trat über die Schwelle.
In dem einen Moment war Elisabeth da
gewesen, im nächsten war sie fort.
Jonathan
war wie von einem Buschfeuer geschockt. Er sank fassungslos gegen die Wand und
traute seinen Augen nicht mehr.
»Lizzie«,
flüsterte er und strich sich mit einer Hand über das Gesicht. Dann meldete sich
die Vernunft. Es mußte ein Trick sein.
Er stieß
sich von der Wand ab und hetzte durch Tristas Zimmer. Die Innentür war fest
geschlossen. Jonathan stieß sie auf und lief die steilen Stufen zu der Küche
hinunter.
»Elisabeth!«
rief er rauh, während sein Herz in einer schrecklichen Angst hämmerte und seine
Geduld zu Ende ging.
Jonathan
durchsuchte jeden Winkel des Erdgeschosses und ging mit einer Laterne in den
Stall und in die Schuppen. Als er nichts fand, durchstreifte er den Obstgarten
bis hin zum Flußufer.
»Elisabeth!«
klang es verzweifelt durch die Dunkelheit.
Eliabeth stand zufrieden auf der hinteren
Veranda von Jonathans Haus, beobachtete, wie er den Hof im Regen mit der
Laterne überquerte, und wartete darauf, daß er sie entdeckte.
Als er
seine Augen anhob, stockte er und starrte sie durch den Wolkenbruch hindurch
an.
»Komm
herein!« Sie eilte zu ihm, ergriff seine freie Hand und zog ihn zur Tür. »Du
erkältest dich sonst.«
»Wie hast
du das gemacht?« fragte er, während er die Lampe auf den Tisch stellte und
Elisabeth Holz im Herd nachlegte.
Seufzend
schenkte sie Kaffee aus der noch heißen Kanne in Tassen. »Du mußt doch irgend
etwas gesehen haben, Jonathan. Bin ich langsam verblaßt, oder war ich
schlagartig weg?«
Er sank auf
einen Stuhl. »Du bist ... einfach verschwunden.«
Es war
keine Zeit zum Triumphieren. Seine Zähne klapperten bereits. Elisabeth holte
ein trockenes Hemd aus seinem Zimmer und ein Handtuch aus der Wäschetruhe im
ersten Stock und kam in die Küche zurück.
Er stand
mit nacktem Oberkörper am Herd und nippte an seinem Kaffee. »Es reicht mir j
etzt, Lizzie.« Er hob drohend einen Finger. »Du hast mich genarrt, und ich
möchte wissen, wie.«
Sie
schüttelte lachend den Kopf. »Ich dachte immer, mein Vater wäre stur, aber du
übertriffst ihn bei weitem.« Ihre Augen funkelten, als sie auf ihn zuging und
ihre Hände auf seine Schultern legte. »Ich habe mich in Luft aufgelöst, und du
hast es mit deinen Augen gesehen, Jon.«
Er rieb
sich die Schläfen. »Ja. Lieber Himmel, Lizzie, verliere ich den Verstand?«
Sie schlang
die Arme um seine Taille. »Nein. Es ist nur so, daß in diesem Universum viel
mehr vor sich geht, als wir armen Sterblichen wissen.«
Jonathan
drückte ihren Kopf gegen seine nackte Schulter, und sie fühlte, wie ihn ein
Schauer durchlief. »Ich möchte es versuchen«, sagte er. »Ich möchte die andere
Seite sehen.«
Es war, als
wäre Elisabeth unter einen eisigen Wasserfall geraten. »Nein«, flüsterte sie
und wich von ihm zurück.
Er ließ sie
nicht weiter als auf Armeslänge von sich. »Doch.« Sein Blick bohrte sich in
ihren. »Wenn es diese Welt, von der du mir erzählt hast, wirklich gibt, möchte
ich einen Blick darauf werfen.«
Elisabeth
schüttelte bedächtig den Kopf. »Jonathan, nein, du würdest ein schreckliches
Risiko eingehen.«
Seine
Finger strichen unter ihr zerzaustes Haar und lösten die Halskette. Dann ging
er um Elisabeth herum und die kurze Treppe hinauf, die zu Tristas Zimmer
führte.
»Jonathan!«
rief sie und hastete hinter ihm her. »Jonathan, warte! Ich muß dir einiges
sagen.«
Sie kam an
die erste Tür in dem Moment, als er die Tür erreichte, die auf den Korridor
führte. Ihre Augen weiteten sich, als er über die Schwelle
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