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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denn dein Herz kennt den Weg
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Konkurrenz für ihn darstellte. »Simon?« fragte er jedoch, als er zum
Waschtisch an der Hüttentür ging, wo er sein Hemd auszog, um Staub und Schweiß
von seinem Gesicht und Oberkörper abzuwaschen – aber vor allem, um sich auf
irgendeine Art und Weise zu beschäftigen. Womit er nicht gerechnet hatte, war,
daß er Bess in dem Spiegel sehen würde, der an der Wand über dem Waschtisch
hing.
    Ünd prompt
vergaß er den mysteriösen Simon.
    Allmächtiger
Gott im Himmel – was war sie für ein hübsches
Ding! Ihr bloßer Anblick genügte, um sein Herz bis in die Kehle hinaufrutschen
zu lassen. Sie trug eine Weste und einen schwarzen Rock, Kleider, die
eigentlich viel zu elegant und unpraktisch für die Wildnis waren, und Will
dachte, daß er noch nie in seinem Leben etwas Schöneres gesehen hatte.
    Bess
ertappte ihn dabei, wie er sie ansah, und runzelte die Stirn, und rasch
richtete Will den Blick auf sein eigenes Bild im Spiegel. Er war verblüfft über
den langhaarigen, bärtigen Einsiedler, der ihn aus dem kleinen, halbblinden
Spiegel ansah. Will konnte sich nicht entsinnen, wann er zum letzten Mal etwas
für sich getan hatte, abgesehen davon, daß er regelmäßig im Bach badete und
seine Kleider so sauber hielt, wie es ihm möglich war, und war deshalb
zutiefst schockiert über den Anblick dieses ungepflegten Mannes, den er da im
Spiegel entdeckte.
    Verdammt, dachte Will,
während er ein sauberes Hemd vom Haken an der Wand neben dem Waschtisch nahm, es
ist ein Wunder, daß Bess Campbell nicht schon nach dem ersten Blick auf mich
die Flucht ergriffen hat.
    Langsam,
während er sein Hemd zuknöpfte, drehte er sich um und deutete mit dem Kopf auf
den Berg ihrer Gepäckstücke. »Sie haben nicht zufällig eine gute Schere
zwischen all diesen Sachen?«
    Sie
lächelte, strich ihr blondes Haar zurück und brachte dann Wills Herz beinahe
zum Stillstand, indem sie die Arme hob, um ihr Haar zu einem dicken Knoten im
Nacken zusammenzufassen. Während sie das tat, zeichneten sich ihre
wohlgeformten Brüste auf verführerischste Weise unter ihrer Bluse ab, und das
verlockte Will so sehr, daß er sich erneut gezwungen sah, sich von ihr
abzuwenden.
    »Falls es
ein Haarschnitt ist, was Sie sich wünschen«, sagte sie zu seinem Rücken, »kann
ich Ihnen gerne den Gefallen tun. Es wird allerdings eine Weile dauern, bis ich
mein Nähzeug finde, glaube ich.« Damit begann sie ein Lied zu summen und
klapperte mit Töpfen und Pfannen auf dem alten, halb verrosteten Herd, den
Wills Eltern vor langer, langer Zeit aus Illinois mitgebracht hatten.
    Will hatte
das Gefühl, daß er Bess jetzt gefahrlos wieder anschauen konnte.
    Sie schürte
das Feuer und öffnete dann Blechdosen, Fäßchen und Säcke, um nachzuschauen, was
sie enthielten.
    Wie durch
ein Wunder hatte sie kurz darauf ein Maisbrot im Ofen garen und Dosenwürstchen
in der Pfanne schmoren.
    Will
schaute ihr staunend zu. Er hatte viele Frauen gekannt in seiner Zeit und war
mit einigen von ihnen sogar intim gewesen, obwohl er wirklich nicht viel von
Unzucht hielt, aber irgend etwas war ganz anders an Bess Campbell, irgend
etwas, was ihn schlicht und einfach faszinierte.
    Zum ersten
Mal, seit er sich entsinnen konnte, war Will diesem nichtsnutzigen Träumer von
Bruder dankbar, daß er wieder einmal auf- und davongegangen war, um seinen
Illusionen nachzujagen. Denn, wenn John geblieben wäre, wäre Bess seine Frau
gewesen, und ihn, Will, hätte es wahrscheinlich für den Rest seines Lebens
tief in seinem Innersten nach ihr verlangt. Und an einigen anderen Körperstellen
auch.
    Mach
dich nützlich, schalt
er sich.
    Er trat
hinter die Wand aus Koffern, hob den Waschzuber mit dem Badewasser auf, der
selbst für ihn sehr schwer war, und schleppte ihn zur Tür. Nachdem er das
Wasser ausgeschüttet hatte, was die Hühner gackernd in alle Richtungen die
Flucht ergreifen ließ, kehrte er in die Hütte zurück.
    Ganz plötzlich
erfaßte Will eine Schüchternheit, wie sie ein unerwarteter Gast empfinden
mochte, den man sehr herzlich aufgenommen hatte. Was ein wirklich eigenartiges
Gefühl war angesichts der Tatsache, daß er diese Hütte selbst erbaut hatte und
so tief mit diesem Ort verwurzelt war wie die hohen Kiefern in den Wäldern auf
den Bergen.
    »Wo sollen
wir dieses Zeug bloß alles unterbringen?« fragte er, eine Spur zu scharf
vielleicht, weil er nervös geworden war. Er bezog sich natürlich auf die Truhen
und Koffer – er
hatte noch nie eine Frau gekannt, die soviel Gepäck

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