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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denn dein Herz kennt den Weg
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niemals wieder einer Frau vertrauen.«
    Sie sah den
langen Schatten über den groben Holzboden fallen, noch bevor sie die schroffe
Stimme hörte.
    »Das wäre
wirklich schade«, bemerkte Will. »Es ist nämlich sehr schwer, in dieser Welt
zurechtzukommen, wenn man nicht an andere Menschen glaubt.«
    Bess
wischte ihre feuchte Wange an der Schulter ab, bevor sie die Schüssel mit dem
Spülwasser zur Tür hinübertrug. Will, der entweder die Wahl hatte, beiseitezutreten
oder von ihr überrannt zu werden, trat beiseite, um ihr Platz zu machen.
    Doch er
folgte ihr auf den Hof hinaus und versperrte ihr den Weg, als sie die Schüssel
ausgeleert hatte und sich umwandte, um in die Hütte zurückzukehren.
    Ein völlig
unbegreifliches Bedürfnis erfaßte sie, sich in seine Arme zu werfen und sich
von ihm trösten zu lassen, aber sie widerstand dem Impuls, obwohl es ihre ganze
Kraft erforderte.
    Ihm
nachzugeben, und wenn auch nur lange genug, um sich an Wills einladend breiter
Schulter auszuweinen, hieße, ihm zu vertrauen, und da sie wußte, welche Qual
das bringen konnte, trat sie einen Schritt zurück und schob das Kinn vor.
    »Offensichtlich
führt diese Farm sich ganz allein«, sagte sie. »Sie scheinen jedenfalls
ungemein viel Freizeit zu besitzen, Mr. Tate.«
    Will
verschränkte die Arme vor der Brust. »Sie brauchen mir nicht zu sagen, wie ich
diese Farm zu führen habe, Bess – ich habe es bisher auch ganz gut ohne Sie
geschafft.«
    Mit einer
Hand ihre Röcke raffend, versuchte sie, sich an ihm vorbeizudrängen, aber er
trat ihr einfach wieder in den Weg. Es machte sie so wütend, daß sie ihm am
liebsten die leere Spülschüssel über den Kopf geschlagen hätte.
    »Was wollen
Sie?« fragte sie ärgerlich.
    »Wir werden
Mann und Frau sein«, erklärte Will, während er vor ihr aufragte wie einer
jener unbezwingbaren Berge, die dieses wilde Land umringten. Ȇnd deshalb
sollten wir gar nicht erst damit beginnen, unsere Gefühle voreinander zu
verbergen.«
    Bess atmete
tief ein und langsam wieder aus. Sie war erschöpft von ihrer langen Reise, vor
allem von der letzten Etappe, die sie in einem Frachtwagen zurückgelegt hatte,
und jeder einzelne ihrer Muskeln schmerzte von der Anstrengung. Aber nichts war
wunder als ihr Herz.
    »Ich sage
es Ihnen noch einmal«, erwiderte sie, als sie ihren Zorn wieder einigermaßen
unter Kontrolle hatte. »Es ist noch lange nicht entschieden, ob wir heiraten.
Und ganz abgesehen davon lasse ich mir so oder so nichts vorschreiben. Meine
Gefühle gehören mir, und wenn ich sie verbergen will, werde ich das verdammt
noch mal auch tun!«
    Will
starrte sie sprachlos an, und einen flüchtigen Moment lang glaubte sie, so
etwas wie Bewunderung in seinem Blick zu sehen, aber dann dachte sie, daß sie
es sich vielleicht nur eingebildet hatte. »Sie sind ganz anders als alle
Frauen, denen ich bisher begegnet bin«, meinte er, und Bess hätte nicht sagen
können, ob seine Worte als Kompliment oder als Beleidigung gedacht waren.
Seine nächsten Worte räumten jedoch jeden Zweifel aus. »Es ist besser, in der
Wüste zu leben und Heuschrecken zu essen, als sich an eine streitsüchtige Frau
zu binden, rät die Bibel. Und seit ich Sie kenne, Bess – obwohl wir uns erst
heute begegnet sind –, ist mein Respekt vor dem, was in der Heiligen Schrift
steht, sehr gewachsen.«
    Bess ließ
ärgerlich die Schüssel fallen, die klappernd gegen einen Stein prallte und dann
in dem weichen, duftenden Gras neben dem Fußweg liegenblieb. »Wenn Sie in der
Wüste leben wollen, Mr. Tate«, zischte sie, »können Sie es von mir aus gerne
tun!«
    Will bückte
sich, hob die Schüssel auf und gab sie Bess zurück. »Sie machen einen großen
Fehler, wenn Sie alle Männer für etwas verdammen, was Ihnen ein einziger
Schurke angetan hat«, antwortete er so leidenschaftslos und ruhig, daß sie sich
unverzüglich ihres Ausbruchs schämte. »Sie sollten zusehen, daß Sie sich von diesem
Haß befreien, bevor er Sie von innen auffrißt.«
    Ünd damit
wandte er sich ab und ging.
    Bess sah
ihm nach, als er zum Feld zurückkehrte, sich die Riemen des Pflugs über die
Schultern legte und dem Pferd einen Befehl zuschrie. Als es sich in Bewegung
setzte, umklammerte er die Holzgriffe und lenkte den Pflug so, daß er gerade,
saubere Furchen in die fruchtbare Erde zog.
    Wieder in
der Hütte, hockte Bess sich auf die Kante von Wills Bett und schlug die Hände
vors Gesicht. Der kurze Wortwechsel mit ihm hatte sie in Verwirrung versetzt
und

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