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Linda Lael Miller

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Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denn dein Herz kennt den Weg
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Küchenherd zu erhitzen. Als
das geschehen war, baute sie ihre Koffer zu einer Art Wandschirm vor der Wanne
auf und ließ sich endlich dankbar und nackt, wie Gott sie geschaffen hatte, in
das warme Wasser sinken.
    Will
wartete, so lange
er konnte, aber als die Sonne im Zenit stand und sein Magen nach einem Morgen
anstrengenden Pflügens vor Hunger knurrte, betrat er seine Hütte.
    Keine Spur
von Bess, die ein verirrter Weihnachtsengel hätte sein können mit diesen
kornblumenblauen Augen und dem wunderhübschen blonden Haar. Einen Moment lang
dachte er, sie sei vielleicht in die Berge geflohen, und die Enttäuschung
darüber raubte ihm fast den Atem. Doch dann vernahm er ein Geräusch – ein
leises Schnarchen.
    Lautlos
näherte er sich der Wand, die sie aus ihren Koffern errichtet hatte, und
spähte mit angehaltenem Atem über ihren Rand.
    Da saß sie,
in dem großen Waschzuber, mit gekreuzten Beinen und nackt wie eine Statue, und
schlief tief und fest. Der Anblick bewegte etwas in Wills Herz, etwas Kaltes,
Verrostetes, wie ein Schlüssel, der ein altes, schon lange nicht mehr benutztes
Schloß bewegte.

2. Kapitel
    Bess'
Anblick, wie sie da
in der Wanne schlief, ihr blondes Haar in wirren, feuchten Wellen auf ihren
Schultern, ihre schlanken Arme vor der Brust gefaltet, erfüllte Will Tate mit
einem Hunger, der tief in seiner Seele wurzelte. Es war nicht nur der Wunsch,
mit Bess zu schlafen, obwohl er das natürlich wollte, und je eher, desto besser
... Nein, diese ungestüme Sehnsucht, die ihr Anblick in ihm weckte, war
erheblich mehr als das.
    Er wollte
hören, wie sie lachte und sang und ihn abends zum Essen rief. Er stellte sich
vor, wie es wäre, beim Abendessen über den Tisch zu schauen und sie dort zu
sehen ... wie sie ihn anlächelte und wie ihr blondes Haar im sanften Schein der
Petroleumlampen fast golden schimmerte. Es war ein überaus erfreulicher
Gedanke, daß sie ihm Wasser auf die Felder bringen und nach einem harten
Arbeitstag seinen müden Rücken massieren würde ...
    Sie öffnete
ihre kornblumenblauen Augen und blinzelte verwirrt, als erstaunte es sie, ihn
hier zu sehen. Dann, mit frostiger Miene, griff sie nach einem Handtuch – einem
sehr hübschen, flauschigen, das Will nicht kannte – und bedeckte damit ihren
nackten Körper.
    »Wir sind
noch nicht verheiratet, Mr. Tate«, sagte Bess in einem Ton, den man nur als
frech bezeichnen konnte. »Tatsächlich hege ich sogar ernste Zweifel, daß es
jemals dazu kommen wird, und wäre Ihnen dankbar, wenn Sie nicht herumschleichen
und mir nachspionieren würden, während ich mit meinen ganz privaten
Angelegenheiten beschäftigt bin.«
    Will war
verärgert und amüsiert zugleich und wunderte sich, daß er so lange ohne die
Gesellschaft einer Frau zurechtgekommen war. Obwohl Bess ausgesprochen reizbar
war, empfand er ihre Anwesenheit an diesem einsamen Ort wie ein süßes Wunder.
    Er kehrte
ihr den Rücken zu, aber erst, nachdem er noch einige Sekunden stehengeblieben
war, um ihr klarzuma chen, daß er nicht jedesmal springen würde, wenn sie
pfiff. Will hatte nicht die Absicht, seine Braut zu tyrannisieren, aber er
dachte auch nicht daran, sich von ihr bevormunden zu lassen.
    »Es wird
höchste Zeit, daß Sie das Mittagessen auf den Tisch bringen«, sagte er und war
froh, daß sie sein Lächeln nicht sehen konnte. »Ein Mann muß schließlich essen,
wenn er arbeitet.«
    Sie
seufzte, und er hörte leises Rascheln, als sie sich ankleidete. Der Gedanke an
ihre saubere, nackte Haut und die zarte, gerüschte Ünterwäsche, die
darüberglitt, löste ein jähes, stürmisches Verlangen in ihm aus – was ein weiterer
Grund war, warum er froh war, sich von ihr abgewandt zu haben.
    »Sie
scheinen anzunehmen, daß ich nicht kochen kann«, sagte Bess, und er hörte, wie
sie sich zwischen ihren Truhen, Kisten und Koffern herumbewegte, etwas öffnete
und wieder zuklappte. »Sie denken wohl, ich sei mein Leben lang verwöhnt worden
und hätte niemals etwas tun müssen. Aber da irren Sie sich gewaltig, Mr. Tate –
William, meine ich. Unsere Köchin mußte uns im letzten Sommer für eine gewisse
Zeit verlassen, weil ihre Schwester Grippe hatte, und da habe ich Minervas
Pflichten übernommen und so gut erfüllt, daß Papa und Simon schworen, sie
wüßten nicht, wie sie ohne meine Kekse leben sollten.«
    Will
versteifte sich, obwohl das natürlich albern war, da dieser Simon Sowieso
mindestens zweitausend Meilen entfernt sein mußte und somit keine ernst zu
nehmende

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