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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denn dein Herz kennt den Weg
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mit sich herumschleppte.
    »Wir lassen
es einfach dort, wo es jetzt ist«, erwiderte Bess mit Nachdruck, während sie
Teller und Becher aus blauer Emaille auf den Tisch stellte, so
selbstverständlich, als lebte sie schon zwischen diesen Wänden, seit Will sie
als Schutz gegen die kalten Winde aus den Bergen errichtet hatte. »Sie geben
eine prächtige Wand ab.«
    Will wollte
keine Wände zwischen sich und dieser Frau, aber natürlich war es noch zu früh,
um irgend etwas in dieser Art zu sagen. »Haben Sie frischen Kaffee aufgebrüht?«
fragte er.
    Bess warf
ihm einen spitzen Blick zu, der besagte, daß er sich nicht zu benehmen wußte,
was vermutlich sogar stimmte, verglichen mit den Männern, die sie in Philadelphia
gekannt hatte.
    »Wer ist
Simon?« fragte er brüsk, weil es ihm jetzt wieder einfiel. Er war froh über
seinen Bart, zumindest in diesen kritischen Momenten, weil er die Hitze
verbarg, die auf seinen Wangen brannte. Oder zumindest hoffte er das.
    Ein
belustigtes Lächeln spielte um Bess' schöne, volle Lippen, und sie ließ sich
sehr viel Zeit mit ihrer Antwort. »Simon ist mein Bruder.«
    Die
Erleichterung, die Will verspürte, als sie endlich seine Frage beantwortete,
war vollkommen absurd – er zog eine der Obstkisten an den Tisch und setzte
sich, weil plötzlich alle Kraft aus seinen Knien gewichen war. Was in aller
Welt war bloß los mit ihm?
    Sein Bruder
hatte recht gehabt bei jener letzten, lautstarken Auseinandersetzung, die sie
geführt hatten, kurz bevor John in Richtung Norden aufgebrochen war. Er war schon
viel zu lange allein.
    Bess
bedachte ihn mit einem Blick, der ihm fast die Haut versengte. »Ein Gentleman
setzt sich erst, wenn alle anwesenden Damen Platz genommen haben«, wies sie ihn
pikiert zurecht.
    Wieder
errötete er unter seinem dichten Bart und wurde sehr verlegen. Ünd das empörte
ihn.
    Er stieß
seine Kiste um, als er sich abrupt erhob und um den Tisch herumstürmte, um Ihrer
Königlichen Hoheit die Ehre zu erweisen. Als sie auf der umgedrehten
Holzkiste mit der Aufschrift > Reines Salz < Platz nahmen, deutete Will
eine spöttische Verbeugung an.
    Bess
ignorierte ihn und nahm sich eine sehr großzügige Portion des warmen Maisbrots,
der Bohnensuppe und der gebratenen Würstchen. Will dachte, daß es sie
vermutlich nicht im geringsten kümmern würde, ob er sich jetzt wieder an den
Tisch setzte oder verhungerte.
    Auch er
griff kräftig zu, weil er hungrig war und etwas brauchte, um sich abzulenken
von diesem schönen Geschöpf, das ihm da gegenübersaß. Wieso war ihm nicht schon
in Sickles Krämerladen aufgefallen, daß sie so bezaubernd war wie eine jener
Prinzessinnen aus den Märchen, die seine Mutter ihm so oft erzählt hatte?
    Nun ja, fast so bezaubernd jedenfalls wie diese Prinzessinnen. Sie war erheblich
boshafter als irgendeine, die er aus den Märchen kannte, und in der kurzen Zeit
ihrer Bekanntschaft war Will bereits zu dem Schluß gekommen, daß Bess nicht zu
den Frauen gehörte, die hundert Jahre herumliegen und darauf warten würden, daß
irgendein Prinz kam, um sie mit einem Kuß aus ihrem Dornröschenschlaf zu
erwecken.
    Nein, Sir.
Bess Campbell war ganz eindeutig der Typ Frau, die sich aufmachen würde, um
sich selbst einen Prinzen auf einem weißen Pferd zu suchen. Ünd wenn sie ihn
gefunden hatte, würde sie ihn von seinem Pferd reißen und ihn an Händen und
Füßen fesseln, damit er ihr nie wieder entkommen konnte.
    Will
betrachtete sie durch die dichten Wimpern, die ihm früher, als er noch ein
Schuljunge gewesen war, soviel Neckerei und Kummer eingetragen hatten, und
lächelte verstohlen.
    Als sie
gegessen hatten, machte Bess keine Anstalten, den Tisch abzuräumen, und Will
vermutete, daß sie damit warten wollte, bis sie zusammen noch eine Tasse Kaffee
getrunken und sich ein bißchen unterhalten hatten. Gott wußte, daß
sie kaum ein Wort gesagt hatte beim Essen, aber das hatte vielleicht etwas mit
den an der Ostküste herrschenden Manieren zu tun.
    »John hat
einen Brief für Sie zurückgelassen«, sagte er, weil es ihm plötzlich wieder
einfiel. Die Worte waren heraus, bevor er eine Chance hatte, sie abzuwägen,
und als er Bess' ärgerliche Miene sah, wünschte er, er hätte den Mund gehalten.
    Da es dafür
jedoch zu spät war, stand er auf und ging zu der Truhe aus schlichtem
Kiefernholz am Fußende des Betts, in der er seine Kleider aufbewahrte sowie
persönliche Dinge wie das Hochzeitsbild seiner Eltern und die kleine,
abgegriffene Bibel, die

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