Linda Lael Miller
Und jetzt stand ihm auch noch das Geständnis über Consolata Torrez
bevor...
Bonnie
schien etwas sagen zu wollen, doch bevor sie dazu kam, klopfte es an der
Küchentür, während gleichzeitig jemand unten im Laden an die Tür hämmerte.
Langsam hob
Bonnie die Hand und löste Elis Finger von ihrem Kinn. »Katie?« rief sie, als
sie zur Tür ging, um sie zu öffnen.
»Ich werde
sehen, wer unten ist, Madam«, rief das junge Mädchen ihr von draußen zu.
Eli schloß
die Augen und fluchte verhalten. Würde er Bonnie denn nie lange genug für sich
haben, um ihr alles sagen zu können, was zu sagen war?
Seth stand auf der Außentreppe, einen
lächerlichen Federschmuck auf dem Kopf und eine sehr erschöpfte Rose Marie im Arm.
Sein ausgesprochen komischer Anblick erheiterte Bonnie und bewahrte sie vor dem
Zusammenbruch, den sie befürchtet hatte. Mit Tränen in den Augen lächelte sie
Seth an.
»Entschuldigen
Sie, Mrs. McKutchen«, sagte er schüchtern, »aber ich glaube, Rose braucht etwas
zu essen und ihr Bett.«
Bonnie nahm
ihre Tochter auf den Arm und drückte sie einen Moment an sich, um Kraft aus
ihrer Nähe zu schöpfen. Es erschien ihr in diesem Augenblick unendlich wichtig,
ganz normal zu sprechen. »Danke, Seth«, sagte sie. »Möchten Sie nicht hereinkommen?«
Er schaute
an Bonnie vorbei zu Eli und nahm hastig den albernen Federschmuck ab. »Das
kommt darauf an«, sagte er verlegen. »Bist du bereit zum Aufbruch, Eli?« Elis
Stimme klang merkwürdig hohl und hallte trotz seines leisen Tonfalls in der
Küche wider. »Nein, Seth«, erwiderte er. »Aber ich wäre dir dankbar, wenn du
Rose Marie und Katie zu Genoa fahren würdest.«
»Selbstverständlich«,
stimmte Seth zu. »Ich wollte nur ...«
Er kam
nicht dazu, seinen Satz zu beenden, weil in diesem Augenblick laute Schritte
auf der Innentreppe erklangen und Bonnie sich erstaunt umwandte, um zu sehen,
was es sein mochte, was Katie zu dieser Eile veranlaßte. Aber nicht einmal in
ihren kühnsten Träumen wäre ihr in den Sinn gekommen, was dann tatsächlich
geschah.
Mit
hochroten Wangen stürzte Katie herein und sagte atemlos: »Madam, Sie werden es
nicht für möglich halten! Ihr Vater ist unten im Laden – er ist aus Irland
zurückgekommen!«
Aus Angst,
Rose Marie fallenzulassen, setzte Bonnie sie auf den Boden und ließ sich dann
auf dem Stuhl nieder, auf dem Eli kurz vorher noch gesessen hatte. Rose tapste
sofort zu Katie und streckte bittend ihre Ärmchen aus.
»Madam?«
beharrte Katie mit einem besorgten Blick auf Bonnie, während sie die wimmernde
Rose Marie auf den Arm nahm.
Eli stieß
ein Schimpfwort aus und stürmte ohne ein Wort des Abschieds aus der Küche.
Bonnie hörte seine Stiefel auf den Stufen der Außentreppe klappern und schlug
beide Hände vors Gesicht.
»Ich nehme
an, das wird keine glückliche Wiedervereinigung sein«, bemerkte Seth verlegen.
»Kann ich irgend etwas für Sie tun, Mrs. McKutchen?«
Bonnie ließ
die Hände sinken, straffte die Schultern und sagte ruhig: »Ja. Bringen Sie
Katie und Rose Marie bitte zu Genoa.«
Als sich
die Tür hinter den dreien schloß, blieb Bonnie gerade noch Zeit, sich übers
Haar zu streichen, als Jack Fitzpatrick auch schon in der Küchentür erschien.
Er war noch immer ein gutaussehender Mann, obwohl sein dunkles Haar allmählich
dünner wurde und die roten Äderchen in seiner Nase viel ausgeprägter waren.
»Du hast
gut für meinen Laden gesorgt, Tochter«, erklärte er statt einer Begrüßung. »Ich
bin dir dafür sehr dankbar.«
Bonnie
fehlten die Worte. Sie hatte ihrem Vater nie richtig nahegestanden, obwohl sie
sich aus einem Ehrgefühl heraus verpflichtet gefühlt hatte, ihm nach seiner
seltsam überstürzten Abreise nach Irland regelmäßig Geld zu schicken. So beschämend
es auch war, löste das Wiedersehen mit ihm keinen anderen Gedanken in ihr aus,
als daß sie ihren Laden verlieren würde. Nach all der Arbeit, den Tränen und
dem Kampf um dieses Geschäft würde sie es ihm nun übergeben müssen, schuldenfrei
und mit gefüllten Warenlagern. »Ich hatte dich nicht erwartet«, brachte sie
schließlich mühsam hervor.
Jack
Fitzpatrick lachte. Er trug einen schlechtsitzenden Anzug aus billigem Stoff,
und obwohl er eben erst in Northridge angekommen war, roch er schon stark nach
Alkohol. »Deiner Miene nach zu urteilen, wäre es dir wohl lieber, wenn ich
fortgeblieben wäre«, bemerkte er, während er es sich am Tisch bequem machte,
ohne zuvor um Erlaubnis gebeten zu haben.
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