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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein suendiger Engel
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böse, während er auf seinen Buggy sprang und die
Zügel in die Hand nahm. »Wenn diese Kerle es wagen sollten, auch nur einen
Finger gegen meine Familie zu erheben ...«
    »Familie?«
entgegnete Seth verärgert. »Das fällt dir wohl jetzt erst ein, daß du eine
Familie hast! Was du dir gestern nacht geleistet hast, war unverzeihlich, und
Bonnie hat es wirklich nicht verdient, daß du ...«
    »Hör auf
damit!« brüllte Eli, während er das Pferd zu einem immer schnelleren Galopp
antrieb. »Ich hatte während der Nacht schon Gelegenheit genug, meine Dummheit
zu bereuen, das kannst du mir glauben!«
    »Ich könnte
es Bonnie nicht verübeln, wenn sie nie wieder ein Wort mit dir sprechen würde«,
entgegnete Seth. »In einer Stadt wie New York sind derartige Indiskretionen
etwas ganz anderes als in einem hinterwäldlerischen Dorf wie Northridge!«
    Eli kochte
vor Zorn, aber er beherrschte sich und ließ das Pferd etwas langsamer laufen.
»Ich kann dir nur eins sagen, Seth – ich habe meine Hochzeitsnacht nicht mit
einer anderen Frau verbracht. Ich war allein. Ist das klar?«
    Seth zuckte
die Schultern. »Deinem Verhalten nach zu urteilen, käme niemand auf diese Idee.
Am allerwenigsten wohl Bonnie.«
    Eli brummte
der Kopf. Er war ein Narr gewesen und hatte die ganze Nacht dafür gebüßt, aber
das hätte er vor Seth nie zugegeben. Nur die Meinung einer einzigen Person
bedeutete ihm etwas, und das war Bonnie. Es blieb ihm gar nichts anderes übrig,
als seinen Stolz zu schlucken und sie um Verzeihung zu bitten, wenn er jemals
Frieden finden wollte.
    Im Moment
jedoch ging es um andere Dinge. Er mußte sich mit der Gewerkschaft
auseinandersetzen.
    Umgeben von seinen Leibwächtern saß Mr.
Denning im Speisesaal an einem Fenstertisch und täuschte ein erfreutes Lächeln
vor, als Eli in den Raum stürmte.
    »Nehmen Sie
doch Platz!« forderte er Eli so freundlich auf, als wären sie alte Freunde.
    Eli
unterdrückte das Bedürfnis, den angebotenen Stuhl durchs Fenster zu werfen, und
setzte sich. Seth zog sich einen anderen Stuhl heran und nahm neben Eli Platz.
    »Sie
wollten mich sehen, Denning«, sagte Eli. »Hier bin ich.«
    Denning
lächelte warm, obwohl der Ausdruck in seinen Augen kalt war wie ein Eisberg. Er
zog eine dicke Zigarre aus der Westentasche und biß das Ende ab. »Aus Kuba«,
bemerkte er, als ob es Eli interessieren könnte, woher die Zigarre stammte.
    Eli
runzelte nur ungeduldig die Stirn.
    »Wie
Consolata Torrez«, fügte Denning beiläufig hinzu.
    Eli hatte
seit Monaten nicht mehr an Consolata gedacht; es war Seth, der dafür sorgte,
daß sie ihre regelmäßigen Geldanweisungen erhielt. Die Erwähnung des Mädchens,
das ihm vor einigen Jahren das Leben gerettet und ihr eigenes dafür aufs Spiel
gesetzt hatte, war eine gelungene Überraschung für ihn.
    »Meinen
Nachforschungen zufolge«, fuhr Denning gelassen fort, »lebt Miss Torrez in
einer Klosterschule in Havanna, seit ihr Onkel alles aufdeckte. Wie alt ist
sie? Siebzehn? Achtzehn?«
    Eli schloß
die Augen.
    »Ich
begreife nicht, was Miss Torrez mit Ihren Bemühungen zu tun hat, unsere
Arbeiter für die Gewerkschaft zu gewinnen«, warf Seth ärgerlich ein.
    Denning
seufzte dramatisch und ignorierte Seth' Einwand. »Sie pflegte Sie bei einem
Gelbfieberanfall, nicht wahr, Mr. McKutchen? Unter beträchtlicher Gefahr für
ihre eigene Sicherheit versteckte sie Sie vor den Spaniern, bis Sie in ein
amerikanisches Lazarett gebracht werden konnten und von dort nach Hause
geschickt wurden. Da ist es eigentlich ganz natürlich, daß ein wohlhabender und
einflußreicher Mann wie Sie, Mr. McKutchen, sich erkenntlich zeigt.«
    Die
Schlägertypen am Tisch lachten entzückt.
    »Genug,
Denning«, sagte Eli hart. »Was wollen Sie von mir?«
    »Eine gute
Frage, Mr. McKutchen. Ich würde es nämlich sehr bedauern, wenn Ihre zweite Ehe
mit der reizenden Bonnie den Weg der ersten gehen würde. Und da es zwischen
Ihnen ohnehin schon kriselt, wie ich hörte ...«
    Bevor
Denning seinen Satz beenden konnte, hatte Eli ihn schon an den Rockaufschlägen
gepackt. Aber ganz im Gegensatz zu seiner aggressiven Handlungsweise klang
seine Stimme überraschend sanft, als er sagte: »Überreden Sie so viele meiner
Männer, wie Sie wollen, Mr. Denning, Ihrer Organisation beizutreten. Erzählen
Sie der ganzen Welt, was in Kuba geschah. Aber eins merken Sie sich, Sie
hinterhältiger Lump: Sollte meiner Frau, meiner Tochter oder meiner Schwester
irgend etwas zustoßen, werde ich Sie finden.

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