Linda Lael Miller
es.
Mit
zitternden Fingern fuhr er sich durch das schüttere Haar. »Ich wollte
zurückkommen, Meg«, begann er leise, »hundertmal, um dir zu sagen, wie leid mir
alles tut. Dann habe ich mir immer gesagt, dass du eine McKettrick bist und
keinen Exsträfling in deinem Leben brauchst. Aber jetzt bleibt mir nicht mehr
viel Zeit, und ich muss mich endlich der Realität stellen. Ich war einfach nur
zu feige – deshalb habe ich versucht, wenigstens Carly ein guter Vater zu
sein.«
Er
lächelte traurig. »Aber darauf will ich mir nichts einbilden. Nachdem Rose
starb, war ich rastlos und habe es nirgendwo lange ausgehalten. Leider ging es
nur weiter bergab. Das Schlimmste ist – ich habe Carly mit nach unten
gezogen. Zuletzt habe ich in einem Supermarkt die Regale aufgefüllt.«
»Du
musst es mir nicht erzählen«, sagte Meg leise und wehrte sich gegen die Tränen.
Er sollte sie nicht weinen sehen.
»Doch«,
widersprach er. »Das muss ich. Ich habe deine Mutter geliebt. Und sie mich. Du
sollst wissen, wie glücklich wir waren, als du geboren wurdest.«
»Okay.
Du warst glücklich, aber dann hast du viel Geld unterschlagen und kamst ins
Gefängnis.«
»Ich
wollte es zurückzahlen, bevor es jemand vermisst. Das habe ich leider nicht
geschafft. Deine Mutter hat versucht, mich zu schützen, aber die anderen
McKettricks im Vorstand wollten keinen Dieb decken.«
»Warum
hast du es denn getan?«
»Bevor
ich Eve kennengelernt habe, war ich spielsüchtig. Ich hatte Schulden bei
Kredithaien und habe mich dafür geschämt. Das Geld musste ich einfach
auftreiben, sonst hätten sie mir die Beine gebrochen – für solche
Machenschaften waren sie bekannt. Wahrscheinlich hätten sie nicht mal davor
zurückgeschreckt, dir und Eve etwas anzutun.«
»Also
hast du das Geld gestohlen, um uns zu schützen ?«, fragte Meg und gab
sich keine Mühe, ihre Skepsis zu verbergen.
»Auch
deshalb. Ich war jung und hatte Angst.«
»Mom
hätte dir geholfen.«
»Ich
weiß, aber als mir das klar wurde, war es zu spät.« Ted seufzte. »Und jetzt ist
es für vieles zu spät.«
»Für
Carly nicht.«
»Das
stimmt. Sie wird es dir nicht leicht machen, Meg. Sie wird nicht zur Schule
gehen wollen und ist schon immer eine Einzelgängerin gewesen. Nach dem Tod
ihrer Mutter hat sie nur mich gehabt. Ich habe wirklich kein Recht, dich um
etwas zu bitten. Ich erwarte kein Mitleid und weiß, dass du nicht um mich
trauern wirst, aber Carly wird es tun, und ich hoffe, du hältst zu ihr, bis sie
ihren Weg findet. Ich will nicht, dass sie so wird wie ich – eine
Außenseiterin, die nirgends dazugehört.«
»Das
lasse ich nicht zu, keine Sorge«, versprach Meg. »Nicht deinetwegen, sondern
weil sie meine Schwester ist. Und weil sie ein Kind ist.«
»Kannst
du mir verzeihen, Meg?«
»Ich
hasse dich doch schon lange nicht mehr.«
»Das
ist nicht dasselbe«, erwiderte Ted.
Sie
schwieg.
Er
lächelte traurig. »Verzeih wenigstens deiner Mutter. Wir hätten dir die
Wahrheit sagen sollen, aber sie wollte dich auch nur beschützen, Meg. Und es
spricht für die anderen McKettricks, dass keiner von ihnen dir verraten hat, wo
ich mich befand – in einem Gefängnis in Texas. Viele Leute hätten sich die
Mäuler darüber zerrissen!«
Meg
fragte sich, ob Jesse, Rance und Keegan es ebenfalls gewusst hatten. Vermutlich
nicht, aber ihre Väter hatten mit Eve im Vorstand gesessen. Sie hatten sie wie
eine Tochter behandelt und dichtgehalten. Meg nahm es ihnen nicht übel. Wie Meg
hatten sie es letztlich nur gut gemeint.
»Meg?«
Teds
Stimme holte sie in die Gegenwart zurück. Ihr Tee war kalt geworden.
»Menschen
machen Fehler«, flüsterte sie. »Du bist nicht der Einzige. Ich verzeihe dir.«
Er
lachte, doch seine Augen schimmerten feucht.
»Du
bist müde«, sagte sie. »Leg dich hin.«
»Ich
will deine Geschichte hören, Meg. Als ich im Gefängnis war, hat Eve mir
manchmal Fotos von dir geschickt. Und Kopien deiner Schulzeugnisse, aber es
gibt noch so viel, das ich nicht weiß.«
»Ein
anderes Mal«, antwortete sie. Doch als Ted zur Treppe ging und sie ihren kalten
Tee wegkippte, fragte sie sich, ob es ein anderes Mal geben würde.
Phil
war zurück.
Begleitet
von Willie, war Brad gerade damit fertig geworden, die Pferde zu füttern, als
er das Motorengeräusch der Stretchlimousine hörte.
»Oh,
das wird langweilig!«, sagte er zu dem Hund.
Willie
winselte zustimmend und wedelte mit dem Schwanz.
»Gute
Neuigkeiten!«, rief Phil, als Brad aus der Scheune
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