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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: In einer zaertlichen Winternacht
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Kind in eine saubere
Ecke des Stoffs. »Willkommen, kleiner Mann«, sagte er. »Willkommen.«
    Der Junge
begann leise zu schreien. Leise, aber voller Leben und Kraft.
    Tränen
liefen Juliana über die Wangen.
    Rose-of-Sharon,
so erschöpft sie auch war, schien von innen zu leuchten wie eine Madonna. Sie
streckte die Hände nach ihrem Kind aus.
    »Holt Ben«,
murmelte sie. »Bitte, holt meinen Ben.«
    Ein kalter
Wind fegte in den Raum, als Lincoln loslief, um den Wunsch des Mädchens zu
erfüllen. Juliana versuchte, Mutter und Kind so gut es ging dagegen
abzuschirmen. Wenige Minuten später kam Lincoln mit dem frischgebackenen Vater
zurück.
    Ben näherte
sich dem Bett langsam, völlig verzaubert, als könnte er seinen eigenen Augen
nicht trauen.
    »Sieh ihn
dir an«, sagte Rose-of-Sharon, die mit letzter Kraft ein zittriges Lächeln
zustande brachte. »Komm, und sieh dir deinen Sohn an, Ben Gainer.«
    Mit einem
Mal schien der Raum sich zu drehen, dann wurde es schwarz um Juliana. Sie
merkte kaum, wie sie aus dem Stuhl neben dem Bett gehoben und fest in ihren
Mantel gehüllt wurde. Starke Arme hielten sie.
    Lincolns
Arme.
    »Ich muss
hierbleiben«, stieß sie aus und versuchte, sich blinzelnd gegen die Erschöpfung
zu wehren, die sie von einer Sekunde auf die andere überwältigt hatte. »Sie
brauchen ...«
    »Psssst«,
brachte Lincoln hervor.
    Selbst
draußen in der bitteren Kälte nahm sie seine Wärme wahr, als er sie durch den
Schnee ins Haus trug. Eine einzige Lampe brannte mitten auf dem Küchentisch,
doch der Raum war leer. Wie spät war es?
    »Die Kinder
... ?«
    »Theresa
hat sie schon vor Stunden ins Bett gebracht«, erklärte Lincoln. Er machte
keine Anstalten, sie wieder abzusetzen. Stattdessen trug er sie durch das
Haus, den Flur hinunter in ein Zimmer ein paar Türen von ihrem eigenen
entfernt.
    Dort legte
er sie aufs Bett und deckte sie zu.
    Sie
versuchte, bei Bewusstsein zu bleiben, doch diese seltsame Dunkelheit begann
schon wieder, sie zu verschlucken.
    Allerdings
registrierte sie seine Bewegungen. Er zog ihr die Schuhe aus, öffnete eine
Schublade.
    »Lincoln?«
Verzweifelt versuchte sie, sich aus der Schwärze zu kämpfen, nur um erneut von
ihr verschlungen zu werden.
    Sie spürte,
wie er den Raum verließ, spürte, wie er – nach einer scheinbaren Ewigkeit –
zurückkam, hätte aber nicht sagen können, welcher ihrer Sinne dafür
verantwortlich war. Sie schien sich auf nichts konzentrieren zu können, sie
schlief nicht, aber sie war auch nicht richtig wach.
    Wieder hob
Lincoln sie hoch und trug sie, eingehüllt in die Decke, aus dem Zimmer. Wann
hatte sie sich zum letzten Mal so geborgen gefühlt? Bestimmt nicht mehr seit
ihrer frühen Kindheit, als sie noch zwei liebende Eltern und einen Bruder
gehabt hatte.
    »Wohin ...«
    »Psssst«,
beruhigte er sie.
    Das
Geräusch von laufendem Wasser und der weiche Dampf, der ihre Wangen berührte,
ließ sie ein wenig aufschrecken. Lincoln stellte sie auf die Füße, hielt sie
mit einem Arm fest und streifte ihr mit der anderen Hand die Kleider ab.
    Er zog
sie aus.
    Doch auf
einmal kam ihr das wie das Normalste der Welt vor. Sie verspürte keine Angst,
keine Abwehr.
    Er half ihr
in die Wanne. Die Wärme des Wassers, diese lindernde, herrliche Wärme hüllte
sie ganz und gar ein. Natürlich, dachte sie, während sie sich einfach treiben
ließ, ich bin in Rose-of-Sharons Blut getränkt.
    Ihr Kleid
war mit Sicherheit ruiniert, aber sie konnte es nicht entbehren.
    Tränen
stiegen ihr in die Augen.
    »Mein Kleid«,
flüsterte sie verzagt. In diesem Moment trauerte sie um so viel mehr als nur
um das Beste ihrer drei Kattunkleider. Um ihre Mutter. Ihren Vater. Um Grandma
und Clay. Sie hatte sie alle verloren, und sie könnte es nicht ertragen, noch
mehr Menschen zu verlieren.
    »Es gibt
andere Kleider«, sagte Lincoln, hob sie wieder hoch und trocknete sie mit einem
groben Handtuch ab. Dann zog er ihr ein Nachthemd über den Kopf. Es fühlte sich
weich an und duftete – nach Rosenwasser und Talkumpuder –, und es war nicht
ihres.
    Einen Arm
um ihre Taille geschlungen, führte er Juliana hinaus auf den Flur und wieder
an dem Zimmer vorbei, das sie mit Billy-Moses und Daisy teilte.
    »Die Kinder«,
protestierte sie.
    »Theresa
ist bei ihnen«, erklärte er.
    Er brachte
sie in sein Zimmer – ein leichter, unkeuscher Schauer durchfuhr sie bei der
Erkenntnis – und legte sie in sein Bett.
    Sie begann
vor Müdigkeit und Erleichterung zu weinen, weil da draußen in

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