Linda Lael Miller
nicht aufgeben«, erwiderte Juliana. »Niemals. Das hält uns am
Leben.«
»Aber Santa
Claus ist doch wirklich nur eine Erfindung?«
Juliana
dachte an die Geschenke in Mrs Creeds Schrank. Nichts Besonderes, doch in den
Augen eines Kindes, das nie etwas geschenkt bekommen hatte, würden sie sicher
glänzen und funkeln wie Aladins Schatz. »Um Santa Claus' Leben ranken sich
viele Legenden. Es sind nur Legenden. Aber es gibt noch Menschen auf der Welt,
die ein großes Herz haben.«
Lincoln
gehörte zu ihnen. Wes Creed auch. Und natürlich Tom Dancingstar.
Theresa
schloss seufzend die Augen und glitt in ihre Träume. Als Juliana sicher war,
dass sie schlief, küsste sie Theresa noch einmal auf die Wange und ging zurück
in den Flur.
Vorhin
hatte sie die Schlafzimmertür offen gelassen, jetzt war sie geschlossen.
Juliana
hielt kurz inne, dann streckte sie zögerlich die Hand nach dem Türknauf aus.
Vom
flackernden Schein des Feuers im Kamin abgesehen, war es dunkel im Raum.
Lincoln lag bereits im Bett, er hatte sich mehrere Kissen hinter den Rücken
gestopft. Seine Brust war nackt, das sah sie, aber sein Gesicht lag im Dunkeln.
»Ich habe
mich schon gefragt, ob du nach unserer ... Diskussion in dieses Zimmer
zurückkehrst«, sagte er.
»Ich wüsste
nicht, wo ich sonst schlafen sollte«, entgegnete Juliana betont distanziert.
Sie war nicht wütend auf Lincoln, nur verwirrt. »Es sei denn, du hättest es
lieber, dass ich wie Reverend Dettly im Stall übernachte.«
Lincoln
schnaubte leise. »Der Reverend ist ein Mann. Und obwohl er mit Gott auf du und
du steht, steckt in seiner Satteltasche direkt neben der Bibel immer ein
Gewehr.«
Halsstarrig
blieb sie weit entfernt von Lincolns Bett stehen, obwohl sie im Moment nirgends
lieber sein wollte als genau dort. »Wenn du streiten willst, solltest
vielleicht du im Stall schlafen.« In Wahrheit meinte sie kein einziges
Wort ernst – sie dachte das eine, sagte aber das andere. Was war nur in sie
gefahren? »Ich war eigentlich schon so weit, dir deine Unhöflichkeit zu verzeihen,
Mr Creed, aber jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher.«
Da lachte
er, dunkel, dröhnend, ganz und gar männlich und nicht gerade höflich. »Das ist
aber sehr großzügig von dir, Mrs Creed. Vor allem, nachdem ich nur in
deinem Interesse gehandelt habe. Wenn sich hier jemand entschuldigen müsste,
dann du.«
»Du hast in
deinem eigenen Interesse gehandelt, nicht in meinem!«, erwiderte sie
vorwurfsvoll.
Er klopfte
neben sich auf die Matratze. »Komm ins Bett, Juliana. Ich bin müde und kann
nicht schlafen, wenn du dastehst, als hättest du einen Stock verschluckt.«
Da ihre
Seite des Betts an der Wand war, hätte sie über ihn klettern müssen, um dort
hinzugelangen, vielleicht hätte sie sogar ganz und gar ungraziös die Beine über
ihm spreizen müssen. So etwas würde sie keinesfalls tun.
»Juliana«,
sagte Lincoln.
»Du
könntest wenigstens aufstehen, damit ich mit einem winzigen Rest von Würde
deinem Befehl gehorchen kann.«
Wieder
lachte er, diesmal aber leise. »Soll ich wirklich die Bettdecke zurückschlagen
und aufstehen?«, neckte er sie. »Unter diesen Umständen bekommst du vielleicht
etwas zu sehen, worauf du nicht gefasst bist.«
Wenn sie
Lincolns Gesicht nicht sehen konnte, dann konnte er ihres auch nicht sehen, und
das war eine Erleichterung, denn sie spürte, dass sie schon wieder rot wurde.
Der Fluch der rothaarigen Frauen.
»Ach,
Himmelherrgott noch mal!«, stieß sie hervor, ging zum Bett und krabbelte über
ihn, angestrengt darauf bedacht, dass ihr Nachthemd dabei nicht nach oben
rutschte.
Lincoln
amüsierte sich köstlich über ihre Bemühungen. Am liebsten hätte sie mitten in
der Bewegung innegehalten und mit den Fäusten auf seine Brust getrommelt. Als
sie über ihn geklettert war, ließ sie sich auf den Rücken fallen, verschränkte
die Arme vor der Brust und starrte an die Decke.
Er rollte
auf die Seite, sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt. »Wie
wäre es mit einem Waffenstillstand? Ich wollte dich nicht beleidigen, Juliana.«
»Ist das
eine Entschuldigung?«
»Zur Hölle,
nein, ich entschuldige mich nicht. Ich habe schließlich nichts falsch gemacht.«
Sie drehte
sich von ihm weg auf die andere Seite.
»Na gut«,
meinte er grummelnd. »Es tut mir leid.«
»Tut es dir
nicht!«
Und da küsste
er sie wieder. Erst wehrte sie sich, aus purer Sturheit, doch als sein Kuss
fordernder wurde, vergrub sie die Finger in seinem Haar. Sie
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