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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: In einer zaertlichen Winternacht
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Wange gegeben hatte, ließ er sich auf einen Stuhl fallen. Wie Wes sah
auch Kate immer etwas heruntergekommen aus, aber unter all der Schminke steckte
eine bemerkenswert hübsche Frau.
    »Ist mein
Bruder auch da?«
    Kate
schnitt eine Grimasse. »Er war lange auf, um ehrlichen Leuten beim Pokern ihr
schwer verdientes Geld aus der Tasche zu ziehen. Anschließend hat er einen
Artikel darüber verfasst, dass das Bureau of Indian Affairs mehr Schaden
anrichtet, als Nutzen bringt. Als ich ihn zuletzt gesehen habe, lag er im Bett
und schnarchte, was das Zeug hält.«
    Darüber
musste Lincoln lachen. Wes war immer schon ein Nachtmensch gewesen – er mied
das Tageslicht so gut es ging –, während Lincoln, der geborene Viehzüchter,
alle Arbeit zwischen Sonnenauf- und Sonnenuntergang erledigte. »Meine
frischgebackene Ehefrau hat mir erzählt, dass ihr am ersten Weihnachtstag zum
Essen kommt.«
    Auf einmal
wirkte Kate eingeschüchtert, als ob er sie in eine Ecke gedrängt hätte. »Wes
hätte nicht zusagen dürfen.« Ihre Stimme klang nun dünn und traurig. Sie
blickte an ihrem goldenen Seidenkleid mit dem prallen Dekolleté herab. »Ich
habe nichts Passendes zum Anziehen.«
    »Juliana
wäre schrecklich enttäuscht, wenn du nicht kommst. Und Gracie auch. Es spielt
keine Rolle, was du anhast, Kate.«
    »Was weißt
du denn schon? Du bist ein Mann.«
    Er seufzte.
»Na schön. Bei uns auf dem Dachboden gibt es ganze Truhen voller Kleider. Such
dir etwas aus.«
    »Beth'
Kleider«, spöttelte Kate, doch ihre haselnussbraunen Augen leuchteten
hoffnungsvoll auf. »Lincoln, sie war einwinzig kleines Ding, und das weißt du.
Ich würde da nie reinpassen.«
    Das war
vermutlich richtig. »Wie wäre es dann mit einem Kleid von Ma?«, schlug er vor.
    Plötzlich
tauchte Wes auf der Treppe auf, das Hemd zerknittert, das Haar vom Schlaf
zerzaust. Er warf Lincoln einen finsteren Blick zu, doch Kate kicherte leise.
    »Die alte
Dame würde wahrscheinlich Zustände bekommen«, fuhr Lincoln beschwingt fort.
    »Was zum
Teufel hast du hier zu suchen?«, brummte Wes und ließ sich neben Kate
auf einen Stuhl fallen. Als er landete, zuckte er zusammen und musste einen
Moment die Augen schließen – die Quittung für eine Nacht voller Glücksspiel,
Drinks und Zigarren.
    »Ich wollte
dir nur sagen, dass du gestern recht hattest«, sagte Lincoln. Genüsslich
beobachtete er, welche Auswirkung diese Bemerkung auf seinen Bruder hatte.
    Er öffnete
die Augen und kniff sie dann argwöhnisch zusammen. Kate stand auf, um Kaffee
aus der Küche zu holen. Lincoln hätte gut darauf verzichten können, doch Wes
schien eine Tasse dringend nötig zu haben.
    »Augenblick
mal«, stieß Wes hervor. Er grinste leicht und rieb sich mit den Fingerspitzen
die Schläfen. »Du sagtest gerade, dass ich recht hatte. Würdest du das
auch vor Zeugen wiederholen?«
    »Kate war
Zeugin«, hob Lincoln hervor.
    »Das bringe
ich auf die Titelseite. Fünf Zentimeter große Schlagzeile. Das größte Ereignis
seit dem Mordanschlag auf McKinley. Wenn nicht sogar auf Abraham Lincoln.«
    Lächelnd
nahm Lincoln einen von letzter Nacht übrig gebliebenen Pokerchip in die Hand
und drehte ihn zwischen den Fingern. Doch er sah ernst aus, als er sprach, und
klang auch so. »Ich liebe Juliana«, sagte er. »Und ich habe keinen blassen
Schimmer, wie ich ihr das sagen soll.«
    Wes beugte
sich vor, um eine Hand auf Lincolns Schulter zu legen. »Genau so, wie du es Beth
gesagt hast«, erwiderte er leise. »Sieh ihr in die Augen, mach den Mund auf und
sag ich liebe dich.«
    Lincoln
rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl herum. Er wünschte, dass Kate schnell mit
dem Kaffee zurückkam, damit dieses Gespräch sich in eine andere Richtung
entwickelte.
    »Du hast Beth doch gesagt, dass du sie liebst, oder?«, hakte Wes besorgt nach.
    »Ich dachte
mir, dass sie es weiß«, gestand Lincoln. »Durch mein Verhalten, meine ich.«
    »Weil du
für ein Dach über dem Kopf gesorgt hast? Weil du ihr irgendwelchen Tand gekauft
und Essen auf den Tisch gebracht hast? Ach du lieber Gott, Lincoln, du bist ja
ein noch größerer Trottel, als ich dachte.«
    Endlich kam
Kate mit zwei dampfenden Kaffeebechern und einem strahlenden Lächeln auf dem
Gesicht zurück – offenbar hatte er einen Volltreffer gelandet, als er ihr
vorgeschlagen hatte, beim Weihnachtsessen ein Kleid seiner Mutter zu tragen –,
doch das Gespräch nahm leider trotzdem keine andere Wendung.
    Sie stellte
die Becher vor ihnen ab, Wes schob seinen Stuhl

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