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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dein für alle Ewigkeit
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Klirren der Schwerter, wenn die Gewappneten sich im Kampf
übten.
    Das Wasser
war kalt, als Gloriana erwachte; vielleicht war das der Grund, warum sie hellwach
war, noch bevor sie ihre Augen öffnete. Sie spürte, daß sie nicht allein im Hof
war.
    Er saß auf
der steinernen Bank und beobachtete sie, die breiten Schultern leicht
vorgebeugt, die Hände locker verschränkt zwischen den Knien. Sein blondes Haar
schimmerte im wechselnden Licht, und seine Augen, die sehr beunruhigt
blickten, waren von einem stolzen nordischen Blau. Die Augen eines Wikingers,
dachte Gloriana, während ihr ganz warm ums Herz wurde.
    »Mylord«,
sagte sie schüchtern und neigte leicht den Kopf. Ihr Haar war tropfnaß, klebte
an ihren Wangen und an ihrem Nacken.
    Sie war
verlegen. In den Jahren ihrer Ehe hatte sie diese Begegnung Hunderte, nein,
Tausende von Malen geprobt, doch jetzt, wo es darauf ankam, fiel ihr nicht ein
einziges passendes Wort ein. In ihrer Phantasie war Kenbrook der
beeindruckendste aller Männer gewesen, fast unerträglich schön und so stark wie
das stolze Streitroß, das er so mühelos beherrschte. Doch nun, im Augenblick
der Wirklichkeit, verblaßten ihre Vorstellungen vollkommen.
    Die
kindliche Verehrung, die sie stets für ihn empfunden hatte, war jedoch noch da
und hatte sich verdoppelt und verdreifacht, seit sie die Augen geöffnet und ihn
dort entdeckt hatte.
    »Ihr seid
Gloriana?« fragte er, und es klang beinahe, als hoffte er, sie sei es nicht.
Seine Stimme war heiser, und er schien zutiefst verblüfft, vielleicht sogar ein
wenig bestürzt, während er sie musterte.
    »Ja,
Mylord«, erwiderte sie schwach.
    »Wir müssen
reden.« Obwohl kein Ärger in seinem Ton lag, nahm sie Widerstreben wahr und
eine Art betrübter Entschlossenheit. Lord Kenbrook räusperte sich. »Natürlich
erst, wenn Ihr angekleidet seid.«
    Gloriana
errötete in einer Mischung aus Empörung und Verzweiflung. Manche Männer, dachte
sie, wären froh. ihre Gemahlinnen in diesem Zustand anzutreffen. Doch
anscheinend war sie ihm nicht schön genug, und das war eine sehr voreilige
Beurteilung, die Gloriana äußerst ungerecht fand. Denn schließlich hatte er
sie noch nicht in ihrem grünen Kleid gesehen, ihr Haar gebürstet und geschmückt
mit Seidenbändern. »Wir hatten Euch nicht erwartet, Mylord«, erwiderte sie
ruhig. »Wenn Ihr geschrieben oder einen Kurier geschickt hättet, wären Vorbereitungen
für Eure Ankunft getroffen worden.«
    Er fuhr
fort, sie anzustarren, und sie hatte den Eindruck, daß er nicht ein einziges
ihrer Worte gehört hatte. »Ihr seid ganz anders, als ich es mir vorgestellt
hatte«, bemerkte er.
    Gloriana
war verletzt, aber sie zwang sich zu einem Lächeln, und das linderte ein wenig
die schreckliche Nervosität, die bis dahin ihre Zunge gelähmt und ihre Gedanken
verwirrt hatte. »Ich verstehe«, murmelte sie.
    Dane machte
keine Anstalten, sich zu erheben. »Nein, Ihr versteht nicht«, entgegnete er
ungeduldig und – für Glorianas Geschmack – ein wenig zu anmaßend. »Ihr seid
zwanzig Jahre alt – also in den Augen der meisten Leute schon eine alte Frau.
Ich hätte nicht damit gerechnet, daß Ihr so ... bezaubernd seid.«
    Seine erste
Bemerkung war unfair gewesen, aber dann hatte er sie immerhin > bezaubernd < genannt. Gloriana war sowohl gekränkt als auch entzückt.
    »Wie
überaus großzügig von Euch«, meinte sie, denn sie neigte zur Impertinenz, und
es war ihr nie gelungen, diese Eigenschaft ganz zu unterdrücken. »Mich Eurer
Blicke für würdig zu erachten, meine ich.«
    Danes
blonde Augenbrauen zogen sich zusammen. Er stand auf, ging jedoch nicht auf
Gloriana zu, die noch immer fröstelnd in der Wanne hockte. »Ihr seid also darüber
hinaus auch unverfroren«, sagte er in einem Ton, als zählte er die
Eigenschaften eines temperamentvollen Pferdes auf. »Anscheinend hat Gareth
Euch während meiner Abwesenheit erlaubt, zu tun, was Euch beliebte – mein
Bruder war schon immer zu nachgiebig im Umgang mit Frauen, Kindern und der
Dienerschaft.« Er hielt inne, und an seinem Kinn zuckte ein Muskel. »Ich kann
nur hoffen, daß es noch nicht zu spät ist, Euch zur Räson zu bringen«, schloß
er.
    Und damit
wandte Dane St. Gregory, fünfter Baron von Kenbrook und erster Gemahl von
Gloriana St. Gregory, sich ab und schlenderte ins Schlafgemach. Einen Moment
später hörte sie, wie die Außentür ins Schloß fiel.
    »Ich hasse
ihn«, murmelte Gloriana vor sich hin, die inzwischen vor Kälte zitterte.

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