Lindenallee
einen Satz nach vorne machte. Schuldbewusst biss Paula sich auf die Zunge. Jetzt hatte er doch schlechte Laune. Das wollte sie auch nicht und fasste einen Entschluss.
„Wie sieht es denn mit morgen aus?“, begann sie vorsichtig. „Morgen soll es auch schön sein und ich habe noch eine Überraschung für dich.“
In der ganzen Aufregung hatte sie völlig vergessen, dass sie im Keller etwas deponiert hatte. Sie hoffte, es würde ihm gefallen. Ganz sicher war sie sich nicht, aber es war ein Versuch wert. Auf jeden Fall würde es ihn aufmuntern und ihr Luft verschaffen, dass sie den restlichen Abend alleine verbringen konnte.
Seine Neugier war geweckt. Er warf ihr einen schnellen Blick zu. „Ich merke schon, dass du dich versuchst für heute freizukaufen.“ Er bedachte sie mit einem ich-habe-dich-ertappt-Blick. „Aber ich mag Überraschungen. Was ist es?“
„Wenn ich es dir jetzt verrate, ist es keine mehr, oder?“ Paula gluckste gutgelaunt. „Ich komme gegen 11:00 Uhr bei dir vorbei. Passt dir das?“
„Ja, da bin ich schon wach. Wo geht es hin?“ Er ließ nicht locker.
Paula schüttelte stumm den Kopf.
„Aha, ich verstehe. Wird nicht verraten, ja?“
„Richtig. Ach, und zieh dich sportlich an. Also keine Joggingsachen oder so, aber wir werden ohne Auto unterwegs sein.“
Auf Steffens Gesicht blieb das Fragezeichen eingemeißelt, als er in die Straße von Paulas Wohnung einfuhr. Er stellte den Wagen ab und schaltete den Motor aus. Paula sprang hinaus und ging um den Wagen herum, während Steffen langsam seine Tür öffnete und sich neben das Auto stellte. Er wirkte auf Paula leicht verwirrt. Daran war sie Schuld, aber es stand ihm ausgezeichnet, stellte sie gut gelaunt fest.
„Magst du wirklich Überraschungen, wie du gesagt hast, oder war das geschwindelt?“ Spitzbübisch lächelnd stand sie dicht vor ihm, ihre Augen waren fast auf gleicher Höhe. Wie wunderbar, dachte Paula, einen so großen Mann gefunden zu haben. Sie erschrak innerlich und erschauerte. Hatte sie das wirklich gerade gedacht? Es wurde ihr auf einmal sehr warm. Diese blauen Augen sahen sie unvermittelt an und suchten ihren Blick. Diese wunderbaren blauen Augen, die sie nicht loslassen konnten.
Steffen räusperte sich. „Also im Allgemeinen mag ich tatsächlich Überraschungen nicht sooo gerne.“ Er zog das Wort in die Länge, um es abzuschwächen. „Ich weiß gerne was auf mich zukommt. Wenn ich nicht weiß was morgen passiert, werde ich mich die ganze Nacht unruhig hin und her wälzen und keinen Schlaf finden.“ Er setzte einen bettelnden Blick auf, um ihr das Geheimnis zu entlocken.
„Nee, das zieht nicht. Du wirst bis morgen warten müssen.“ Sie machte eine kurze Pause. „Danke für den schönen Tag. Und danke dafür, dass du mich und meine mentalen Aussetzer im Griff hattest. Ich stand das ein oder andere Mal neben mir.“
Steffen setzte zu einer Erwiderung an, kam aber nicht dazu, da Paula sich auf ihn zubewegte und ihn umarmte. Das kam so unvermittelt, dass er zögerlich die Arme um sie schloss und sie an sich drückte. So standen sie einen Moment da. Bei Steffen setzte der Herzschlag aus, er nahm ihren warmen weichen Körper wahr und sog den Geruch ihrer Haut auf.
Paula war es, die sich zuerst aus der Umarmung löste. Er ließ sie aber nicht so schnell gehen und hielt sie an den Händen fest. „Paula, ich ….“
Er kam nicht weiter, denn Paula versiegelte ihm mit einem zart auf den Mund gehauchten Kuss die Lippen. Er fühlte, dass ihm die Knie weich wurden und seine Stimme zu versagen drohte, als sie ihre Lippen von den seinen löste.
„Äh“, krächzte er.
„Wir sehen uns morgen, ja? Ich freue mich.“ Sie trat zurück und lief zur Haustür. Bevor sie aufschloss und dahinter verschwand, drehte sie sich zu ihm um und winkte ihm zu. Als die Tür hinter ihr zufiel, stand er immer noch regungslos an Ort und Stelle und konnte sein Glück nicht fassen.
Ein blitzschnell an ihm vorbeifahrender Radfahrer riss ihn aus der Erstarrung. Er hatte vergessen zu atmen und holte, wie ein Fisch auf dem Trockenen, japsend nach Luft. Er besann sich wo er stand und was er da tat, stieg in sein Auto ein und fuhr nach Hause. Er war sich ganz sicher, diese Nacht kein Auge zuzubekommen. In ihm wirbelten die Gedanken und Gefühle wie ein Tornado umher. Er konnte es nicht abwarten, Paula wiederzusehen.
Das Telefon klingelte aufdringlich. Es hörte sich wie ein aufgeregtes Mama-Klingeln an. Paula blickte auf die Uhr, es
Weitere Kostenlose Bücher