Lindenallee
Bestimmt feixt sich der Hausdrache einen, weil ich umsonst klingele!
Am Mittwoch schob Paula schlechte Laune, als ihr Klingeln wieder nicht erhört wurde. Oben, vor ihrer Wohnung, traf sie auf Akay.
„He, aufwachen“, sprach Akay sie an. Sie schloss gerade die Tür ab. „Was ist denn mit dir los? Du ziehst ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter.“
„Ach“, jammerte Paula, „Magarete hat mich total vergessen.“
„Oh“, äußerte Akay bedauernd, breitete die Arme aus, umschlang Paula großherzig und drückte sie fest. Aufmunternd strich sie mit der Hand über Paulas Rücken. „Gib ihr noch etwas Zeit, sie wird sich bestimmt bald melden. Außerdem“, Akay nahm die Arme herunter und sah Paula in die Augen, „passieren gerade nachts seltsame Dinge bei Magarete in der Wohnung.“ Geheimnisvoll legte sie eine Pause ein.
„Rede bitte weiter und spann mich nicht auf die Folter.“
„Ich höre sie nachts. Wenn ich von der Arbeit komme, und das ist in der Woche gegen Mitternacht. Dann dringt aus Magaretes Wohnung Musik. Das geht bis ein oder zwei Uhr. Sie lachen manchmal laut. Ich glaube sie sind sehr glücklich miteinander.“
Paula sah Akay mit großen Augen an. Sie bekam wie so häufig ein schlechtes Gewissen, weil sie sich beschwert hatte, vernachlässigt zu werden. „Ich bin ganz schön egoistisch, oder?“
Akay nickte zaghaft mit dem Kopf.
„Ich versuche mich zu bessern?“
„Tu das“, meinte Akay nicht ganz ernsthaft. „Ich muss jetzt los. Kommst du klar?“
Paula nickte stumm.
„Na gut, wenn nicht, weißt du wo du mich findest. Heute wird im Lokal nicht viel los sein. Komm vorbei und wir quatschen zwischendurch, okay?“, rief sie Paula zu, während sie die Stufen hinabsprang. Sie riss die Haustür auf und wäre beinahe mit Steffen zusammengestoßen.
„Ups“, stieß sie aus, „beinahe. Gut, dass du da bist. Paula muss ein bisschen aufgemuntert werden.“
Steffen blickte Akay verständnislos an. „Äh, wieso, ist was passiert?“
„Eben nichts. Das ist es ja.“ Vergnügt machte Akay sich auf den Weg und winkte dem verdattert drein blickenden Steffen zu.
Steffen stieg die Treppen hinauf und trat erwartungsvoll in Paulas Wohnung. Er mochte ihre Wohnung, auch wenn sie immer leicht chaotisch und unaufgeräumt wirkte. Es war auf jeden Fall gemütlicher als bei ihm, wo es klinisch aufgeräumt und schrecklich unbewohnt wirkte. Wir würden uns prima ergänzen, stellte er beschwingt fest.
Von Paula war nichts zu sehen und zu hören, außer einem Kraspeln aus der Küche. Steffen schloss die Tür hinter sich und folgte dem Geräusch. Er blieb in der Tür stehen und verkniff sich ein Grinsen.
Paula robbte auf den Knien in der Küche umher und sammelte leise schimpfend schwarze, rote und weiße Pfefferkügelchen auf, die sich einmal quer über dem Fußboden verteilt hatten. Dabei streckte sie Steffen ihren Po zu, der einen Moment den aufregenden Anblick genoss, ehe Paula sich umdrehte und ihn verzweifelt ansah.
„So ein Mist. Ich wollte gerade einen Salat machen, dann ist mir die Pfeffermühle aufgegangen und jetzt sieh dir das Malheur an.“ Ein Pfefferkügelchen entschlüpfte ihrer Hand und rollte in Steffens Richtung. Paula funkelte dem Korn böse hinterher.
Rasch kniete Steffen neben ihr nieder, weil er befürchtete, Paula könnte ihre Wut an einem unschuldigen Kügelchen auslassen. Behutsam nahm er ihr die restlichen Körner aus der Hand und legte sie auf den Tisch. Sanft zog er sie an den Händen in die Höhe und umarmte sie liebevoll. Er sprach nicht, sondern wartete solange, bis ihr angespannter Körper nachgab und weich wurde. Dann erst gab er ihr einen Kuss.
„Hallo mein Schatz.“ Seine Augen hingen an den ihren fest. „Wieder gut?“
„Hmmm, noch nicht ganz“, flüsterte sie leise, „noch einen Kuss.“
Gerne kam er ihrer Aufforderung nach und ihre Gereiztheit verschwand vollständig. Entspannt lehnte sie sich an ihn und seufzte. „Du bist dir schon im Klarem, dass ich eine echt verkorkste Person bin?“
„Ja, natürlich. Was hältst du davon, wenn wir das Chaos in der Küche verlassen und es uns auf dem Sofa bequem machen?“
„Gerne. Ich sage nur eben Minna Bescheid, sie soll hier aufräumen.“
Im Wohnzimmer zog Steffen sie auf dem Sofa in seine Arme. Sie schmiegte sich schnurrend wie eine Katze hinein. Sie fühlte sich geborgen und erschrak, wie schnell sich das Gefühl bei ihr eingestellt hatte. Dabei hatte sie sich doch vorgenommen, nicht sofort in eine
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