Lindenallee
hallo.“
„Nein Paula, das machst du nicht.“ Energisch verstellte Akay ihr den Weg. „Magarete zeigt ihm ihre Wohnung und dabei willst du doch nicht stören, oder?“ Fragend zog Akay die Brauen in die Höhe.
Paula hielt widerstrebend inne. „Och“, jammerte sie, „warum denn nicht? Ich würde sie auch nicht lange stören“, setzte Paula zu einem weiteren Versuch an die Möglichkeit zu haben, endlich die Beiden mit ihren Fragen löchern zu können.
Akay schüttelte stumm den Kopf, nahm Platz und klopfte mit der Hand neben sich aufs Sofa. Widerstrebend folgte Paula der Aufforderung, während Akay ihr Glas bis zum Rand hin mit Wein füllte.
„Nächste Woche ist genug Zeit. Solange musst du dich mit mir oder Steffen zufrieden geben. Wir sind bestimmt kein gleichwertiger Ersatz für deine Magarete, aber du wirst es verkraften.“
„Du nimmst mich auf den Arm, oder?“
„Ja, du lässt mir keine andere Wahl. Und jetzt lass uns die Flasche vernichten. Mehr gibt es aber nicht, du musst morgen zur Arbeit und ich muss Lernen. Meine nächsten Klausuren stehen an.“
„Das passt mir ganz gut, ich bin eh ziemlich müde. Die viele frische Luft und das wilde Geknutsche, war ganz schön anstrengend.“
„Ach herrje, da wären wir ja wieder beim Thema.“
Die Frauen ließen die Gläser gegeneinander klirren und lachten.
24
Paula brachte ihr Fahrrad in den Keller, nachdem sie den ersten Arbeitstag der Woche hinter sich gebracht hatte. Sie mochte Montage nicht besonders gerne, denn ihr gefiel der wohlgefällige Rhythmus eines Wochenendes, an dem sie lange Schlafen und es ruhig angehen lassen konnte. Der erste Tag der Arbeitswoche brachte ihren Rhythmus gefühlt unangenehm durcheinander, bis der Dienstag eine gewisse Routine einkehren ließ.
Sie schloss die Kellertür ab, stieg die paar Stufen bis zu den Parterrewohnungen hinauf und steuerte zielbewusst auf Margaretes Wohnung zu.
„Jetzt habe ich lange genug gewartet und den Beiden Zeit gelassen“, murmelte sie entschlossen. „Wenn es die Anderen nicht interessiert, wie es ihnen geht, mich interessiert es jedenfalls“, rechtfertigte sie ihren folgenden Klingelsturm. Sie lauschte an der Tür, nichts zu hören, dann drückte sie erneut energisch auf den Schalter. Das Ergebnis blieb dasselbe, ihr wurde nicht geöffnet. Paula stand unschlüssig da und zog einen Flunsch. Das konnte doch nicht sein, grübelte sie, dass die Beiden nicht zu Hause waren? Sie versuchte durch den Spion in die Wohnung hineinzusehen, stellte aber nur fest, dass die Wohnung im Dunklen lag. Vielleicht wollen sie nicht aufmachen? Ihr Gehirn begann wilde Gespinste zu entwickeln. Vielleicht lagen sie tot hinter der Tür! Ihre verliebten Herzen waren zu schwach gewesen und hatten aufgehört zu schlagen?
„Die sind nicht da!“
Paula fuhr erschrocken herum. „Ach“, erleichtert atmete sie aus, „Sie sind das.“
„Na, wer denn sonst“, erwiderte Frau Lindner mit spitzer Zunge. Die Frau stand in der geöffneten Tür, wie immer adrett frisiert und gekleidet und sah Paula von oben herab an.
Paula schluckte eine aufsteigende Bemerkung hinunter. Sie versuchte wirklich Frau Lindner etwas abzugewinnen. Jedes Mal, wenn sie dachte, jetzt kämen sie sich näher, zerschlug diese es mit einer blöden Bemerkung, die Paula manchmal richtig ärgerte. Also beschränkte sie die Kommunikation ausschließlich auf das Notwendigste.
„Wissen Sie, wo sie hin sind?“, fragte Paula höflich nach.
„Das haben sie mir nicht verraten.“ Frau Lindner rümpfte die Nase, „aber sie sind mit einem Taxi weg. Na ja, die Beiden sind schon recht alt und das Laufen geht ja nicht mehr so.“
„Ach, ja, danke. Dann wünsche ich Ihnen einen schönen Tag“, rief Paula Frau Lindner zu, während sie sich abwandte und die Treppe hinaufflüchtete. Paula wusste, dass ihre Flucht nicht ganz Knigge war, aber sie verspürte keine Lust von Frau Lindner einen weiteren Kommentar zu hören. Frau Lindner grummelte irgendetwas hinter ihr her. Es klang unfreundlich, wie Paula achselzuckend feststellte. „Und sie ist doch ein Hausdrache“, flüsterte sie leise.
Der nächste Tag verlief wie der Montag. Paula dachte an den Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“. Sie stand vor Magaretes Tür, läutete und niemand machte auf. Die einzige Veränderung zum Montag bestand darin, dass Frau Lindner nicht mehr urplötzlich hinter ihr auftauchte. Allerdings vermutete Paula, dass sie durch den Türspion beobachtet wurde.
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