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Lindenallee

Lindenallee

Titel: Lindenallee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Rohde
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ihr egoistisches Gejammer vorzutragen.
    Magarete kam ihr zuvor. „Ich hätte mich schon längst bei dir melden sollen. Ohne deine Hilfe hätte ich Friedrich nie wiedergesehen. Ich stehe tief in deiner Schuld.“
    Unangenehm berührt kratzte Paula sich am Kopf. „Also, das ist jetzt ein bisschen übertrieben. Mein Zutun war doch eher bescheiden. Außerdem, wenn du dich nicht so um mich gekümmert hättest, als ich mit gebrochenem Herzen hier eingezogen bin, wo wäre ich denn jetzt? Ich würde wahrscheinlich in meiner Wohnung hocken und Trübsal blasen.“
    Paula schwieg, die Beiden sahen sich an. Um beider Münder zuckten die Muskeln, ein Lächeln bahnte sich hindurch. Strahlend blickten sich die junge und die alte Frau an.
    „Wie mir scheint, geht es uns beiden sehr gut.“ Zufrieden blickte Magarete zu ihr hinüber. „Auch wenn wir uns die letzten Tage nicht gesehen haben, so weiß ich doch, dass du und Steffen euch näher gekommen seid. Ich freue mich sehr für dich. Er ist ein sehr netter Mann.“
    Paula schluckte und wurde wie immer leicht rot, wenn es um die Beziehung zu Steffen ging. „Wir sind jetzt irgendwie zusammen, aber“, Paula überlegte, „so richtig offiziell haben wir uns das nicht eingestanden.“
    „Ihr müsst ja nicht gleich heiraten, oder?“, stellte Magarete glucksend fest. Sie kannte Paula bereits ziemlich gut und es wunderte sie gar nicht, dass sie immer noch eine gewisse Zurückhaltung an den Tag legte. Paula brauchte noch eine Weile, bis sie ihre Liebe zu Steffen selbstverständlich in die Welt herausposaunen würde. Paula versuchte stattdessen den Eindruck zu erwecken, es liefe etwas mit Steffen, aber was es genau war, wollte sie nicht näher benennen. Sie ließ sich ein Hintertürchen offen, vermutete Magarete, damit sie nicht erneut verletzt werden würde. So wie es dieser unsägliche Markus getan hatte. Paula würde über ihren Schatten springen müssen, um sich ganz auf Steffen einzulassen. Hoffentlich schaffte sie es bald und streifte damit ihr Schneckenhaus endgültig ab.
    „Magarete?“
    Magarete war entgangen, wie Paula sie angesprochen hatte. „Oh, ich war kurz woanders.“
    „Das habe ich gemerkt“, amüsierte Paula sich, die vermutete, Magarete hätte über sich selbst und Friedrich nachgedacht.
    „Nun erzähl mal, wie ist es dir seit letzter Woche Sonntag ergangen? Ich habe nur von Frau Lindner gehört, ihr seid einen Tag mit dem Taxi weggewesen.“ Erwartungsvoll schaute sie zu Magarete. Diese strahlte ein tiefes, wunderbares Glück aus. Ihr mit vielen Fältchen durchzogenes Gesicht wirkte um Jahre jünger. Hätte jemand Paula gefragt, wie alt Magarete sei, sie hätte die Frage nicht zu beantworten gewusst.
    „Ach Paula, ich kann dir gar nicht sagen, wie schön die letzten Tage waren. Die Zeit verfliegt nur so, es ist unglaublich. Ich wünschte mir manchen Tag, ich könnte die Uhr anhalten oder zumindest die Zeit langsamer ablaufen lassen.“ Magarete atmete tief ein und langsam wieder aus, ehe sie fortfuhr. „Wir haben uns so viel zu erzählen. Es ist viel Zeit ins Land gegangen, fast ein Menschenleben. Und es ist dennoch wie früher. Wir können uns alles erzählen und ich empfinde ihm gegenüber keine Zurückhaltung, ich verschweige ihm nichts.“ Magarete rang nach den richtigen Worten, um ihre Gefühle und Empfindungen verständlich beschreiben zu können und sah Paula etwas hilflos an.
    „Ich glaube, ich verstehe wie du das meinst. Er ist dein Seelenverwandter, mit dem du alles teilen kannst, den du liebst. Es ist wie nach Hause kommen.“
    „Genauso empfinde ich.“
    „Hat dir Friedrich erzählt, warum er damals Hals über Kopf aus Lucklum geflohen ist?“ Paula zügelte nur schwer ihre Neugier, denn diese Frage beschäftigte sie am meisten und sie brannte darauf, den Teil der Geschichte zu erfahren.
    Magarete nickte bedächtig. „Ja, das hat er. So wie es mir immer zu schaffen gemacht hat, wie er damals verschwand, so lag es ihm auf der Seele endlich erklären zu können, warum die Dinge damals so geschahen, wie sie geschehen mussten.“
    Magarete legte eine Pause ein, um einen Schluck Kaffee zu trinken. Paula merkte ihr die Anspannung an, die dieser Teil der Geschichte bei ihr auslöste. Es fiel ihr nicht leicht darüber zu reden.
    „Du kannst dich an den Mord an Hein Kummerlich und an die darauffolgende Nacht erinnern? Als Friedrich mit seiner Mutter verschwand?“
    Paula nickte bedächtig. Wie konnte sie das vergessen? Als Friedrich verschwand,

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