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Lindenallee

Lindenallee

Titel: Lindenallee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Rohde
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zum Abendessen aufgefahren. So gibt es nichts Besonderes“, resümierte Luise leicht betrübt.
    Paula funkelte ihre Mutter belustigt an. „Ach Mama, ich glaube das wird ihm nichts ausmachen. Er ist eher aufgeregt euch kennenzulernen. Ich hoffe Papa quetscht ihn nicht wie eine Zitrone aus und fragt komische Sachen. Das macht mir eher Sorge.“
    „Das kann natürlich passieren. Dann lass uns mal schnell nachsehen, worüber sie reden, nicht dass das Verhör schon im vollen Gange ist.“
    Steffen und Walter unterhielten sich angeregt über den Garten, den sie von der Terrasse aus betrachteten. Der Garten war aus seinem tiefen Winterschlaf erwacht und an den Sträuchern und Bäumen blühte es. Bienen surrten auf der Suche nach Blüten umher, Wasser sprudelte munter und gutgelaunt aus dem Maul eines Tonfrosches am Teich.
    „Ich habe leider keinen grünen Daumen“, gab Steffen unumwunden zu. „Als ich mit meiner Ex-Frau zusammen das Haus hatte, hat sie sich immer darum gekümmert. Mir fehlte die Zeit.“
    Luise trat zu den Männern. „Ach, hier seid ihr.“
    „Ihr habt einen schönen Garten“, bemerkte Steffen.
    Walter nahm seine Frau in den Arm und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. „Das habe ich Luise zu verdanken, der Garten ist ihr Steckenpferd. Ich bin nur für die Grobarbeiten zuständig. In die Blumenbeete darf ich gar nicht, ich kann Unkraut von edlen Pflanzen nicht unterscheiden.“ Walter drückte Luise, die beschämt auf den Boden sah.
    Paula erkannte in der Reaktion ihrer Mutter ihr eigenes Verhalten, wenn sie Komplimente bekam und nicht so recht wusste, wie damit umzugehen war. Veranlagung mütterlicherseits, das kann ich nicht abstreiten, dachte sie ein wenig erleichtert.
    „Hier draußen wird es kühl, lasst uns hineingehen“, schlug Luise geschickt vor, um das Thema zu wechseln.
    „Ja, gerne.“ Steffen folgte ihr, während Walter am Teich stand und die wenigen Goldfische suchte, die den langen Winter überlebt hatten.
    „Papa?“
    „Ja, mein Engel?“ Sein Blick hing konzentriert auf der spiegelglatten Oberfläche. „Ha, da sind zwei Fische“, stieß er erfreut aus.
    Paula folgte seinem ausgestreckten Finger und entdeckte zwei orangene Umrisse im Wasser.
    „Papa?“
    „Hmmm?“ Er riss sich vom Anblick der Tiere los und sah seine Tochter an. „Was gibt es, meine Kleine?“
    Endlich bekam sie die nötige Aufmerksamkeit, die sie für ihre nächste Frage brauchte. „Der Steffen“, begann Paula stockend, während sie ihr Vater neugierig beäugte, „also nicht falsch verstehen, aber na ja ...“ Sie wusste nicht, wie sie sich ausdrücken sollte.
    „Paula, sprich bitte in ganzen Sätzen, damit ich dich verstehen kann.“ Walter verkniff sich ein Grinsen, denn er hatte eine Vorahnung worauf seine Tochter hinaus wollte.
    „Also, ja, es wäre schön“, sie atmete tief aus, „wenn du Steffen nicht allzu hart in die Mangel nehmen würdest. Wir sind quasi erst ein paar Tage zusammen und es ist ja nicht gesagt, wie lange es halten wird. Und nicht, dass er dadurch zu sehr verschreckt wird.“
    Walter betrachtete Paula gelassen, ohne ihren Vorschlag zu kommentieren.
    „Also mein Wunsch ist: sei bitte gnädig mit ihm.“ Paula bettelte ihren Vater mit ihrem seit der Kindheit trainierten Hundeblick an. Meistens kam sie damit durch.
    „Wir werden sehen. Ich werde ihm ein bisschen auf den Zahn fühlen. Wer meine Tochter haben will, muss sich ihrer würdig zeigen.“
    Paula verdrehte die Augen nach oben. „Och nö, Papa, bitte nicht“, versuchte sie ihn von seinem Vorhaben abzubringen.
    Walter nahm diese Geste mit gerümpfter Nase zur Kenntnis, drehte sich um und stapfte Richtung Terrassentür. Es hatte ihn große Mühe gekostet, ernst zu bleiben. Ein Lächeln durchzog nun sein Gesicht. Er würde sich natürlich streng mit Steffen unterhalten, wobei er sich sicher war, endlich einen Kandidaten vor der Nase zu haben, bei dem er nicht viel Nachfragen musste. Ein kleiner Schuss vor den Bug kann trotzdem nicht schaden, dachte er vergnügt, wenn er seine Kleine in die Hände dieses Mannes legte.
    „Kommst du?“, rief er während des Gehens zu Paula.
    Paula seufzte, sie hätte es sich denken können, dass ihr Vater wie früher ihre Freunde auf die Probe stellen würde.
    Ihre Gedanken wanderten zurück an Markus, von dem sie gedacht hatte, die große Liebe gefunden zu haben. Erst jetzt fiel ihr auf, wie selten sie gemeinsam ihre Eltern besucht hatten. Instinktiv hatte Markus gespürt, dass

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