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Lindenallee

Lindenallee

Titel: Lindenallee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Rohde
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Lindenallee hinunter und drehte sich erneut zu Karl um. Was hatte er eben noch sagen wollen? Er hatte eine Bemerkung, nein, eine Andeutung, fallen lassen, von der sie nicht wusste, wie sie gemeint war. Paula blieb keine Zeit der Sache auf den Grund zu gehen, denn Karl trat mit Monika zu Steffen. Paulas Eltern standen bei ihm und gemeinsam blickten sie erwartungsvoll die Lindenallee hinab. Paula beschloss, die Sache zunächst auf sich bewenden zu lassen und später nachzufragen. Das ungute Gefühl verstaute sie tief in ihrem Innersten und reckte den Hals, um einen Blick auf Magarete und Friedrich zu erhaschen.
    Die Beiden befanden sich ungefähr in der Mitte der Lindenallee und schritten auf die wartenden Gäste zu. Beinahe enttäuscht stellte Paula fest, dass Magarete kein weißes Kleid mit langem Schleier trug. Wie kam sie auch auf die Idee, maßregelte Paula sich im Stillen. Die Beiden waren keine Zwanzig mehr und dies war keine Hochzeitsfeier. Paula beobachtete gebannt, wie sie näherkamen und ihre Gesichter vor Glück strahlten! Sie hielten sich an den Händen und kamen langsam den holprigen Weg entlang.
    Magarete war mit einem langen dunklen Rock bekleidet, dazu trug sie eine helle Bluse und die Haare waren kunstvoll hochgesteckt. Ihr Blick wanderte fortwährend zu Friedrich, der seinerseits Magarete nicht aus dem Auge ließ. Er trug offensichtlich seinen besten Anzug, die Haare wehten ihm ins Gesicht und lachend warf er diese zur Seite. Paula konnte verstehen, warum Magarete sich in ihn verliebt hatte. Sie sah in ihm den jungen Mann, den sie so gut aus Magaretes Erzählungen kannte. Ein verwegener, attraktiver Bursche.
    Paula seufzte tief und griff unbewusst die Hand von Steffen. Er drückte sie fest und gemeinsam erwiderten sie das Lächeln von Friedrich und Magarete.
    Kurz bevor sie die Familie und die Freunde erreichten, schwirrte ein Schwarm weißer Schmetterlinge an ihnen vorbei. Friedrich nahm davon keinerlei Notiz, nur Magarete und Paula sahen ihnen hinterher. Verdutzt trafen sich die Blicke der beiden Frauen und erkannten das kleine Wunder, welches an ihnen vorbeigezogen war.
    „Liebe Familie, liebe Freunde, wir freuen uns, dass ihr erschienen seid. Nehmt doch bitte Platz“, begrüßte Friedrich seine Gäste aufgeregt. Ein freundliches Stimmengemurmel schlug ihm entgegen, während sie nur zu gerne seiner Aufforderung nachkamen.
    Magarete und Friedrich nahmen in der Mitte des langen Tisches Platz. Sein Sohn Karl und seine Frau blieben an der Seite von Friedrich, Magarete bat Paula und Steffen neben ihr zu sitzen. Der Rest verteilte sich. Kira setzte sich gegenüber von ihrem Vater, Luise und Walter waren in ein Gespräch mit Akay vertieft und wählten die Stühle nah beieinander. Berta und Günther Lindner fanden ihren Platz gegenüber von Friedrich und seinem Sohn Karl.
    Wie aus dem Nichts, tauchte Harald mit einem Tablett gefüllter Sektgläser auf. Erstaunt verfolgte Paula, wie er geschickt die Gläser am Tisch verteilte. Als er bei ihr ankam, konnte sie ihre Neugier nicht zügeln.
    „Sag mal Harald, wo bist du denn hergekommen? Expresslieferung aus dem Kobald bis nach Lucklum geht doch gar nicht! Und wer führt heute deine Kneipe? Was werden die Stammkunden denken, wenn du nicht hinterm Tresen stehst?“ Es war nicht Paulas Absicht, so viele Fragen zu stellen, die Worte sprudelten in einem Schwall aus ihrem Mund heraus, ohne dass sie es verhindern konnte.
    Bevor Harald etwas erwiderte, gab er ihr das Sektglas in die Hand und zwinkerte belustigt. „Ich bin ein Magier, liebe Paula. Du wirst dich noch wundern, was heute alles geschieht. Und zu deiner Frage nach dem Kobald: heute ist ausnahmsweise Mal zu. Meine Kunden werden es verschmerzen und ich freue mich, Magarete und Friedrich einen großen Gefallen zu tun. In letzter Zeit haben sie mich mit der ein oder anderen Anekdote zum Schmunzeln gebracht.“
    Paula war baff. „Die Beiden sind bei dir im Kobald gewesen, haben am Tresen gesessen und Bier getrunken?“ Paula blickte Harald entgeistert an und entlockte ihm ein gutgelauntes Lachen.
    „Na klar, waren sie bei mir. Meist am frühen Nachmittag und sie haben tatsächlich am Tresen gesessen. Allerdings haben sie Wein bevorzugt und nach einem Glas war Schluss. Im Gegensatz zu anderen Gästen“, er sah sie dabei eindringlich an, „sind sie nie betrunken hinausgewankt.“
    Steffen an ihrer Seite lachte. Paula fiel ein, warum er lachte. Vor einiger Zeit - war das nicht ein anderes Leben gewesen? -

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