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Lindenallee

Lindenallee

Titel: Lindenallee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Rohde
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Sonne.
    Rechts neben einer düster wirkenden Kirche, folgte sie einem breiten Weg, der rechts und links von Bäumen gesäumt wurde. War das Licht in dieser Allee zunächst zwielichtig und schummerig, so eröffnete sich vor ihr ein weites, ansteigendes Feld. Dessen kräftig werdendes Grün sog jeden Sonnenstrahl in sich auf, um zu gedeihen und zu wachsen.
    Paula folgte dem Weg die Anhöhe hinauf, an dessen höchstem Punkt sich eine Art Aussichtsplattform befand.
    Seltsam, dachte Paula, ich habe in Braunschweig so lange gelebt, aber diese Ecke ist mir gänzlich unbekannt. Das muss ein anderes Leben gewesen sein. Und sieben Jahre in München kamen einer Gehirnwäsche gleich.
    In der Nähe des Aussichtspunktes ließ sie sich auf einer Bank nieder. Die Sonne hatte an Kraft gewonnen und schien ihr warm ins Gesicht. Sie beobachtete ein paar Hundebesitzer, die ihre Hunde an dem vor ihr liegenden Hang herumtollen ließen. Im Hintergrund erhob sich die Silhouette der Stadt, die weit weg schien und keine der typischen Stadtgeräusche drang bis zu ihr hinauf.
    Paula fühlte sich wohl. Was für ein schönes Fleckchen Erde, dachte sie. Die frische Luft ließ ihre Gedanken leichter erscheinen, als sie sich an den gestrigen Tag zurückerinnerte. Ich werde Magarete eines Tages erzählen, was mir passiert ist. Soweit bin ich aber noch nicht. Ihre Gedanken wanderten zu ihren Eltern. Ihnen konnte sie gar nicht erzählen, wie Markus sie behandelt hatte. Sie würden sich glatt ins Auto setzten und nach München fahren und dann Heide-Witzke-Kapitän. Obwohl, verdient hätte er es auf jeden Fall. Paula grinste hämisch. Papa konnte, wenn er in Rage geriet, zum Berserker werden.
    Nach einer Weile zogen die Hundebesitzer von dannen. Der frische Wind ließ Paula leicht frösteln. Sie stand auf, es wurde Zeit zurück zur Wohnung zu gehen, es gab noch einiges zu tun.
     
    Nach dem Mittag begab sich Paula auf die Suche nach einem Bäcker, um für ihre Verabredung mit Magarete Kuchen zu besorgen. Einen Bäcker fand sie zunächst nicht, sondern einen Blumenladen an einer Kreuzung. Vor dem Laden standen hohe Regale mit Frühlingsblumen. Die gelben Osterglocken und lila Hyazinthen verkündeten mit kräftigen Farben den nahenden Frühling. Daneben trugen niedrige Tische kunstvoll arrangierte Blumenschalen mit filigran gestalteten Schmetterlingen aus dünnem Draht. Paula dachte sofort an Magarete und entschied sich, ihr nebst Kuchen, eine solche Schale als Präsent mitzubringen.
    Während sie abwägend davorstand und sich nicht entscheiden konnte, fuhr ein großer, dunkler Wagen vor und parkte direkt vorm Blumenladen. Dabei ragte die riesige Schnauze des Wagens weit auf den Fußweg. Paula schnaubte: Typisch, großer Wagen und kann nicht richtig einparken.
    Die Tür öffnete sich und Paula wettete, dass ein kleiner Mann aussteigen würde, wurde aber eines Besseren belehrt: ein großer Mann stieg aus. Mit einem Stirnrunzeln bemerkte dieser, dass er mit seinem Wagen den Fußgängern den Weg versperrte, zuckte dann aber mit den Schultern und steuerte unbeirrt auf den Eingang zu.
    Paula indes erschrak und drehte sich schnell zur Seite. Das gibt es doch nicht, ärgerte sie sich, schon wieder dieser Dr. Borchert!
    Aus den Augenwinkeln beobachtete sie, wie er im Blumenladen verschwand. Unschlüssig stand sie da. Das Gehirn sagte ihr, bewege dich hinfort, wenn du ihn nicht treffen möchtest. Eine andere Stimme aus ihrem Bauch riet ihr, ach, sieh doch mal nach, was er für Blumen kauft. Nach einigem hin und her gewann der Bauch.
    Paula kam sich nun wie eine Agentin in einem Spionagefilm vor. Gespielt lässig, ließ sie die Blumenpracht, die sie zuvor bewundert hatte, links liegen, während ein Auge unablässig schnell zum Eingang des Ladens wanderte und überprüfte, ob die Luft rein war.
    Dann schlenderte sie in Richtung der Blumen-Regale und als sie meinte, niemand würde sie beobachten, umrundete sie rasch eines und ging dahinter in die Hocke. Von dieser Stelle aus konnte sie allerdings nicht den Verkaufsraum einsehen. Leise fluchtend verließ sie ihre Deckung und schlich an dem Regal entlang auf die große Fensterscheibe zu, die von außen milchig schimmerte. Kleine Wassertropfen schlängelten sich innen hinab und hinterließen lange Bahnen am beschlagenen Glas.
    Paula reckte den Hals und erblickte den Arzt. Auf einmal fing sie an zu kichern, als ihr bewusst wurde, was sie tat. „Was mache ich hier eigentlich?" Sie sprach laut. „Wenn mich jemand

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